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Zeiten des Aufruhrs

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Zeiten des Aufruhrs Kritik

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Zeiten des Aufruhrs Kritik
0 Kommentare - 22.09.2022 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Zeiten des Aufruhrs" ist.

Bewertung: 3 / 5

Frank (Leonardo DiCaprio) und April Wheeler (Kate Winselt) führen eigentlich ein idyllisches Leben im Connecticut der 50er Jahre. Während beide von ihren Aufgaben völlig entnervt sind, schafft Frank trotzdem das Geld heran, während April sich als Künstlerin am Theater bemüht. Doch je länger sie sich betrachten, desto mehr fällt ihnen auf, daß sie genau zu der Art von kleinbürgerlichem Spießbürgertum geworden sind, die sie so verachten. Deshalb beschließen die beiden einen Neuanfang in Europa und würden dafür gerne nach Paris. Doch als Frank befördert wird und April ungewollt schwanger, ändern sich die Pläne der Familie.

Eine nach außen perfekte Familie, mit stetigem Nachwuchs in einer noblen Gegend. Das ist ein Erfolgsrezept, nach welchem konservative Familienkonzepte ihre Daseinsberechtigung erklären. Man kennt das und man weiß, daß das nicht gut gehen wird. Mann und Frau lernen einander kennen, lernen einander lieben und je länger die Zeit ihre Runden dreht, desto weniger ist da übrig von der Liebe. Es ist nicht nur keine originelle Geschichte, weil sie universell sicherlich für die ein oder andere Kritik an festgefahrenen Strukturen und Rollenmustern ohnehin schon mehrmals herhielt, es ist auch kein originelles Konzept für Sam Mendes. Der Regisseur, der gleich mit seinem Debütfilm American Beauty (1999) zu einem der gefragtesten Männer Hollywoods aufstieg, dreht mit der Romanadaption Zeiten des Aufruhrs sowas wie die harmlose Variante seiner Vorstadtkarikatur. Denn die Themen hier sind ähnlich, nicht unbedingt perspektivisch gleich, sicherlich ist aber klar, was Mendes dem Zuschauer sagen will. Und darauß macht der Film eigentlich keinen Hehl. Man würde ihm das auch verzeihen, wenn da nicht so etwas wie endlose Leere vorherrschen würde. Es fehlt dem Film an Anreizen, seinen Zuschauer an sich zu binden. Man weiß, daß diese Beziehung scheitern wird. Man kann erahnen, warum sie scheitern wird und man kann ebenso erahnen, welcher Trigger dafür verantwortlich ist. Doch wozu muss man eine solche Geschichte dann strecken?

Interessant ist ja, daß das Werk in einer durchaus anderen Zeit angesiedelt ist. Die 1950er Jahre sind nun wirklich keine Epoche, die man romantisch betrachten sollte. Gründe dafür gibt es unzählige. Und das Werk legt auch einen großen Wert darauf, dem Zuschauer seine vergangene Ästhetik klarzumachen. Sei es die Kleidung, seien es die Autos, oder auch andere Dinge, die so oder so ähnlich vielleicht in dieser Zeit präsent stattfanden. Allerdings verpasst es die Geschichte, dem Zuschauer irgendeinen Grund für das Setting darzulegen. Es kann natürlich auch damit begründet werden, daß Beziehungen zu jener Zeit nochmal deutlich komplexer auffielen, als sie es vielleicht zum Ende der 2000er Jahre taten. Doch das ist viel zu wenig, um es wirklich als Begründung herzunehmen. Es scheint fast so, als wüsste der Film selber nicht, warum er dort stattfindet, wo er eben stattfindet. Dabei ist es so offenkundig, was man dort ansprechen kann. Natürlich sind die gezeigten Strukturen auch nicht gänzlich sinnlos. Schließlich gewinnt dieser Film auch deutlich an Aktualität, wenn es darum geht, wie ein Paar nach außen hin wirken möchte. Heute scheint das in Zeiten der Dauerpräsenz auf unzähligen Medien ja sowieso das Thema Numero uno zu sein, doch diese Wirkung hat auch in diesem Fall seine Wirkung. Denn sie zeigt auf, wie verlogen das idyllische Liebeskonzept eigentlich ist. Man lernt einander lieben. Man lernt aber auch einander irgendwann nicht mehr zu lieben. Das ist zynisch betrachtet die einzige Wahrheit zu diesem Thema und macht den Film in diesen Momenten dann durchaus spannend.

Nun eröffnet Zeiten des Aufruhrs natürlich zu Beginn an schon eine komplette Meta-Ebene, indem der Film eine Art Fortsetzungsgeschichte und zynische Antithese zu Titanic (1997) darstellt. Wie sollte man das anders sehen, wenn man eines der bedeutsamen Leinwandpaare der noch jüngeren Kinogeschichte abermals auf die Leinwand loslässt, sie in einen anderen Kontext packt und die Romantik dekonstruiert. Und man kann zumindest sagen, daß das schauspielerisch großartig ist. Allgemein ist Leonardo DiCaprio von Moment zu Moment immer tiefer in den Morast der Menschlichkeit abgetaucht und skizziert einen Mann, der von Liebe zu Hass wechselt und immer auch den Eindruck hinterlässt, er könnte so viel Schlimmeres anrichten, als er letztlich tut. Damit spielt der Film clever und hält den Zuschauer so gekonnt bei der Stange. Mindestens ebenso großartig ist Kate Winslet, wenn sie ihren Hass auf diesen Mann nicht mal mehr verstecken muss. Wann immer sie auftritt, merkt man, daß hier ein Leben vergeudet wurde. Zumindest ist es daß, was sie ausstrahlt. Indessen ist natürlich auch die Miteingabe von Kindern innerhalb der Geschichte wirklich brisant. Da ist er wieder, der Zynismus, an welchem aber dennoch schon Wahrheit zu finden ist, schließlich wäre es vermutlich nicht vermessen zu behaupten, daß Kinder in vielen Beziehungen nur der Rettung und Aufrechterhaltung des Scheines dienen. Immer wieder wird von Schwangerschaften gesprochen. Es gibt eine, wie soll man damit umgehen. Will man das Kind, will man es nicht. So richtig schwierig wird es dann, wenn beide Parteien sich da nicht einig sind. Und das ist eine große Freude am Film, weil es eine spannende Frage darstellt.

Dann wiederum sehnt sich April Wheeler danach, die Vorstadt zu verlassen und nach Paris zu ziehen. Dem Mekka der Kultur sozusagen. Dort würde sie so lange, bis ihr Mann einen Job findet, für die Familie sorgen und als Sekträtin arbeiten. Spätestens hier ist klar, daß man eben doch ein Kind seiner Zeit ist, indem es extrem unüblich ist, daß eine Frau die Familie ernähren kann. Der Film spricht das an und macht das in dieser Hinsicht auch gut, weil der Geschlechterkampf dabei eben zentral ist. Schon längst hat das Paar vergessen, als ein Team zu agieren. Wohin soll das führen, daß wäre doch auch wenig seltsam, wenn eine Frau mehr Macht hätte als ein Mann. Zumindest das scheint in den Vorstellungen der Männer dieser Zeit vorzuherrschen. Das heißt aber auch, daß der Film hier keine starke Romantisierung einer Epoche vornimmt. Gerade die Nachkriegszeit biete sich da doch gut an, schließlich hatte man wenige Jahre zuvor noch alle Probleme dieser Welt beseitigt. Im Prinzip ist Zeiten des Aufruhrs ein intelligentes Werk, mit ebenso intelligenten Fragen. Doch all das ist mit einem Pacing versehen, daß die Zeit in der Relativitätstheorie für jeden Menschen bestätigen dürfte. Es dauert so lange und es passiert eigentlich nichts, was den Zuschauer dabei überraschen würde. Ein Ärgernis sondergleichen, weil so ein Film gerade in einer romantischen Verklärung, wie sie im Kino heute fast ausschließlich vorgenommen wird, genau das liefert, was man eigentlich braucht. Nämlich einen kritischen Blick.

Abseits dessen ist der gesamte Cast auch neben DiCaprio und Winslet großartig. Kathy Bates, David Harbour, Kathryn Hahn und Michael Shannon runden das Gesamtgefühl stimmig ab. Besonders letzterer, hat dabei nochmal eine gesonderte Rolle, weil er auch für die beiden Liebenden der einzige zu sein scheint, der hinter ihrem Vorhaben etwas Sinnvolles sehen kann. Dabei ist die Darstellung von Michael Shannon großartig, weil er sehr verkopft, irrational und ruhig agiert. Eigentlich ist er somit der Scene-Stealer des Films.

Natürlich ist es ein Segen, wenn ein Film statt endlosen Erzählungen, Dinge und Geschehnisse einfach zeigt. Doch daß Zeiten des Aufruhrs nun wirklich nichts zu erzählen hat, was man nicht schon erahnen konnte, oder irgendeine neue Erkenntnis liefert, ist wirklich schade. Schließlich sind einige Ideen durchaus spannend und auch schauspielerisch hat der Film einige großartige Leistungen zu bieten, dennoch wird das Werk zu einfach gehalten, sodass außer dem Talent von Regisseur Mendes und den genannten Feinheiten, kein besonders prägnantes Werk verbleibt.

Zeiten des Aufruhrs Bewertung
Bewertung des Films
610

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