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Verblendung

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Definitiv ein Fincher - The Girl with the Dragon Tattoo

Verblendung Kritik

Verblendung Kritik
9 Kommentare - 16.05.2012 von ZSSnake
In dieser Userkritik verrät euch ZSSnake, wie gut "Verblendung" ist.

Bewertung: 4.5 / 5

Da ist er also endlich in den Videotheken angekommen, Finchers definitives [u]NICHT[/u]-Remake von [b]Verblendung[/b]. Die zweite Verfilmung des [i]Stieg Larsson[/i] Thrillers auf amerikanische Art scheint ein definitiver Paradefilm für David Fincher zu sein. Abgründige Figuren, düstere Geschichte, eiskalter Look, könnte glatt aus seinem Ideenfundus stammen und gliedert sich hinter Fight Club und Sieben doch recht problemlos ein. Oder? [u][b]Inhalt:[/b][/u] Der Journalist Mikael Blomkvist ist aufgrund einer nicht bis ins letzte beweisbaren Artikelreihe gegen den Großindustriellen Wennerström und einer Affäre um gefälschte Dokumente zu einer Strafe von 600.000 Kronen wegen Verleumdung verurteilt worden. Sein Ruf ist angeschlagen, seine Zeitung Millenium dem Ruin nahe. Da kommt das Angebot des Unternehmers Henrik Vanger dessen vor 40 Jahren verschollene Nichte Harriet zu finden gerade recht. Für die Untersuchung winken als Belohnung nicht zuletzt belastende Beweise gegen Wennerström, die Mikaels Ruf wieder reinwaschen könnten. Blomkvist nimmt nach anfänglichem Zögern an. Die düstere Hackerin und Ermittlerin Lisbeth Salander, welche zunächst für Vanger Erkundigungen über Blomkvist eingeholt hatte, steht ihm bei den Ermittlungen später zur Seite. Das ungleiche Paar dringt während ihrer Nachforschungen immer tiefer in die finsteren Geheimnisse der Familie Vanger vor und ist einer Wahrheit auf der Spur, die längst begraben schien. [b][u]Kritik:[/u][/b] Finchers Variante von Verblendung, im englischen Original [i]The Girl with the Dragon Tattoo[/i] (gemeint ist Salander) distanziert sich zunächst mal nicht allzu weit von der Verfilmung aus Schweden und die Handlung ist erwartungsgemäß natürlich die gleiche. Die Frage sei daher erlaubt, warum eine vorab als Remake verkannte weitere Verfilmung überhaupt nötig war. Zunächst sollte man sich dabei vom Begriff Remake distanzieren, denn tatsächlich ist Finchers Film kein Remake des schwedischen Filmes, sondern vielmehr eine zweite Verfilmung des Stieg Larsson Romanes. Dass der Film aufgrund der gleichen Vorlage natürlich nach Remake aussieht ist nicht von der Hand zu weisen, trotzdem war der Film von Fincher sicherlich nie als Remake geplant, sondern als eigene Interpretation der Geschichte. Dabei verließ er sich auf eine großartige Schauspielerriege, aus denen natürlich insbesondere die Hauptdarsteller [i]Daniel Craig[/i] als [i]Mikael Blomkvist[/i] und [i]Rooney Mara[/i] als [i]Lisbeth Salander[/i] herausstechen. [b]Darsteller:[/b] Daniel Craig agiert gewohnt absolut überzeugend und spielt, so leid es mir als Fan der schwedischen Filme tut, [i]Nyqvist[/i] in der Rolle des Mikael ziemlich an die Wand. Während Nyqvist immer etwas zu verloren wirkte, bleibt Craig stets Herr der Lage und überzeugt durch resolutes Auftreten. Insbesondere in der zweiten Hälfte des Filmes läuft er zu wahrer Hochform auf und nimmt den Zuschauer mit auf den spannenden Trip durch die Vergangenheit der Vangers. Mit zunehmender Verzweiflung ob der Ermittlungen darf Craig mehr von seinem Talent preisgeben und die Darstellung fesselt wirklich. Rooney Mara hingegen steht in der Darstellung der Lisbeth doch ein wenig hinter [i]Noomi Rapace[/i]´ zurück. Mara ist zwar stellenweise durchaus härter als Rapace und präsentiert sich auch über weite Strecken sehr resolut, trotzdem wirkt sie mehr noch als Rapace wie ein Fremdkörper wo immer sie sich befindet. Von Fincher wird dies auch immer wieder gezielt so inszeniert, wenn sich Salander unter anderen Menschen bewegt. Das tut der Figur an sich, in der typischen Fincher-Manier gezeichnet, sicherlich gut, wirkt aber stellenweise eher deplaziert. Wenn sie zwischendurch regelrecht weich wird und fast zärtlich agiert, dann bricht die Fassade der absoluten Gefasstheit stellenweise zu sehr auf und diese Wandlung wirkt im Gegensatz zur restlichen Darstellung einfach unpassend. Der Vergleich zu Rapace drängt sich bei der nur wenige Jahre alten schwedischen Verfilmung einfach auf und dabei verliert Mara leider, wenn auch eher knapp. Trotzdem ist Finchers Lisbeth ebenfalls eine interessante Figur, wirkt aber durch den Gegensatz zwischen dauerhafter Deplatziertheit, Distanz und Mitgefühl einfach gemessen an dem, was man später über sie erfährt, nicht mehr konsequent genug gezeichnet. Bei den anderen Darstellern stechen insbesondere natürlich der unvergleichliche [i]Christopher Plummer[/i] als [i]Henrik Vanger[/i] und der klasse aufspielende [i]Stellan Skarsgard[/i] in der Rolle des [i]Martin Vanger[/i] aus der Masse. Obgleich alle anderen Nebendarsteller sich ebenfalls auf höchstem Niveau präsentieren, bleiben diese beiden doch am stärksten hängen. Während die erste Hälfte des Films über Plummer dominiert und als vorwiegender Ansprechpartner Blomkvists fungiert, ist es in der zweiten eher Skarsgard der im Fokus der Geschichte neben den Ermittlern in Erscheinung tritt. Plummers Darstellung des gebrochenen Mannes, der nach 40 Jahren einen letzten Versuch startet, seine geliebte Nichte wiederzufinden, wirkt fast rührend auf den Zuschauer. Und weil sich der alte Mann zugleich die Schuld am Verschwinden zu geben scheint, wirkt die Darbietung umso ergreifender. Ehrliche Sorge gepaart mit dem Kopfschütteln über die eigene, so völlig zerstrittene Familie sieht man dem Familienoberhaupt stets an und die Emotionen werden von Plummer hervorragend vermittelt. Wenn Skarsgard übernimmt wandelt sich das Bild. Der zunächst ebenfalls fürsorgliche Sohn wird zunehmend undurchsichtiger. Diese sonderbare Haltung wird von Skarsgard genial eingefangen und die Mimik spiegelt die nötige Zwielichtigkeit immer nur nebensächlich wieder. Dadurch wird die Figur für den Zuschauer schnell suspekt, trotzdem bleibt das Motiv oder die Intention dahinter im Gegensatz zu seinem freundlichen Auftreten immer unklar. Das macht Spaß, soweit man das bei einem solchen Film sagen kann und wirkt verdammt stimmig. Zudem unterstützt es das langsam anschwellende Unbehagen des Zuschauers über die Dauer des Films sehr gut. [b]Die Musik:[/b] Wenn [i]Trent Reznor[/i], Gründer der [i]Nine Inch Nails[/i] und allgemein anerkanntes musikalisches Genie, den Soundtrack zu einem Fincher-Film liefert, kann ja wenig schiefgehen, so wird man insbesondere nach seinem gelungenen Soundtrack zu [b]The Social Network[/b] denken. Und genauso ist es auch hier wieder. Der Soundtrack unterstützt zu jedem Zeitpunkt, beginnend mit dem faszinierenden und verstörenden Intro bis hin zu den letzten Klängen des Abspanns die Stimmung des Films überragend. Immer wieder ist es vor allem der dezent aber präsent eingesetzte Soundtrack Reznors, der den Stimmungen der Szenen ihre letzte Konsequenz verleiht Die düsteren Themen, die fast durchgehend zwischen kaum wahrnehmbar und regelrecht erschlagend pendeln, vermitteln das Gefühl von Trostlosigkeit und Finsternis in diesem Film perfekt. Es findet sich jedoch kaum eine Sequenz wo sich der Sound aufdrängen würde, er bleibt immer unterstützendes und doch irgendwie leitendes Motiv des Films. So möchte ich einen Soundtrack haben und meines Erachtens hat der Film nicht umsonst eine Golden Globe Nominierung für die beste Filmmusik erhalten. [b]Fincher:[/b] Bleibt noch die Frage, wie viel Fincher steckt in diesem Film wirklich. Die durchgehende, fast erdrückende Stimmung von einem im Dunkel lauernden Biest, das jederzeit aus dem Film ausbrechen könnte, ist ebenso vorhanden wie bereits in Fight Club oder Sieben. Man kann sich der düsteren Ausstrahlung des Films kaum verweigern und wird bereits mit den so genialen wie verstörenden Opening Credits regelrecht hereingezogen. Dabei ist es vor allem natürlich die finstere Figur der Lisbeth Salander, die in Finchers bisherigen Schaffen passt. Von der Gesellschaft ausgegrenzt, von ihrem Umfeld bestenfalls als Fremdkörper wahrgenommen und auch so inszeniert, dabei durchaus gewaltbereit und psychisch äußerst labil. Salander scheint fast wie von Fincher erdacht und würde sich in Fight Club auch gut an der Seite von Brad Pitt machen. Dieses Spiel mit der dunklen Seite und menschlichen Abgründen beherrscht Fincher absolut und das schlägt auch in diesem Film absolut durch. Die Inszenierung und der teilweise meisterhafte Schnitt gepaart mit den tollen Montagen in den parallelen Ermittlungen Salanders und Blomkvists machen den Film zu einem Erlebnis. Zudem werden bei so mancher Sequenz Filmfreunde ob des handwerklichen Könnens Finchers regelrecht frohlocken, da kommt man kaum drum herum. Er bevorzugt keinen seiner beiden Hauptdarsteller und gibt beiden Raum zum Entfalten, wobei jeder seine eigene Methode zu ermitteln darstellt. Blomkvist ist etwas altmodischer, während Salander ihr ganzes Repertoire als Hackerin in die Ermittlungen einfließen lässt. [b]Negatives:[/b] Kritikpunkte finden sich wenige. Für mich die beiden stärksten liegen zum Einen in der stellenweisen Inkonsequenz bei der Figur der Lisbeth Salander und der mitunter nicht hundertprozentig nachvollziehbaren Handlung. Die Inkonsequenz habe ich bereits weiter oben angesprochen und spielt insbesondere eine Rolle, da die Figur zum Ende hin eine eher schwer nachvollziehbare Wandlung durchmacht. Bei der Handlung stößt man sich vor allem zum Ende der Ermittlungen an den vielen Informationen und Bildern, die auf einen als Zuschauer einprasseln. Dabei bleibt man mitunter ein wenig auf der Strecke, folgt recht geflasht den tollen Montagen und hat hinterher kleine Fragezeichen über dem Kopf schweben, was denn nun das Ergebnis war. Trotzdem wird alles letztlich befriedigend aufgelöst und kann durchaus verstanden werden, wenn man bei der Stange bleibt. Kenntnis der Bücher ist sicherlich ergänzend sinnvoll, war mir aber bislang nicht gegeben und hat nicht gestört. Der Film kann für sich stehen und ist auch in sich abgeschlossen. [u][b]Fazit:[/b][/u] Verblendung ist unverkennbar ein Fincher geworden. Die Inszenierung, die Figurenzeichnung und die höchste Kunstfertigkeit im Handwerk des Filmemachens sind zu jedem Zeitpunkt spürbar. Motive und Gesellschaftskritik paaren sich hier mit großartigen Montagen und geschickt verschachtelter Handlung. Dazu kommt der kongeniale Soundtrack von Trent Reznor, der dem Film eine fast mystische Aura verleit und immer auf den Punkt genau die Stimmungen der einzelnen Szenen und Sequenzen trifft. Diese Zusammenarbeit, die bereits in [b]The Social Network[/b] so hervorragend funktionierte, sollte in jedem Fall weiter anhalten. Wenn man von der etwas zwiespältigen Salander bei Fincher absieht und die generell teilweise sehr verschachtelte Handlung so akzeptieren kann, bekommt man ein großartiges Erlebnis geliefert, dass trotzdem ein äußerst flaues Gefühl im Magen hinterlässt. Für Fincher-Fans ohnehin Pflichtprogramm, für Millenium-Fans sicherlich auch einen Blick wert und für alle Skeptiker ein definitives Verstummensargument ist Verblendung vor allem ein sehr gelungener Film geworden, der zwar nichts für zarte Gemüter ist, doch wenn man sich darauf einlässt eine düstere 158-minütige Reise voller Kurzweil bietet. Von mir bekommt Verblendung nach genannten Abzügen in der B-Note [u][b]4,5/5 Hüten[/b][/u] bzw.[b][u] 9/10 Punkten[/u][/b], für einen waschechten Fincher, der aufwühlt, erschreckt und tolles Kino mit viel Niveau bietet. Wem die schwedischen Filme gefielen, sollte jedenfalls dringend einen Blick auf diesen Film werfen. Ich selbst war äußerst skeptisch und wurde dann absolut positiv überrascht. Definitive Empfehlung meinerseits!

Verblendung Bewertung
Bewertung des Films
910

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