Bewertung: 4.5 / 5
Ein sonniger Tag in LA, die Autos stauen sich auf den großen Zufahrtsstraßen und aus jedem Auto tönt andere Musik. Ein Tag wie jeder andere, ein Filmanfang wie jeder andere, so scheint es. Bis plötzlich alle aus den Autos springen und eine Musicalnummer beginnen, die es in sich hat. Ausgezeichnet choreographiert und gesungen, der Beginn eines reinen Musical-Films von Regisseur Damien Chazelle?
Zugegeben, gerade am Anfang muss man sich auf La La Land einlassen. Selbst, wenn man weiß, dass es sich um einen Film insbesondere über Jazzmusik handeln und einem Musical ähneln soll, kann diese Szene zu Beginn so manchen Zuschauer überfordern. Doch wer sich auf La La Land einlässt, wird nicht umhin kommen, zu bemerken, dass diese erste Szene eine einzige geniale Kamerafahrt ist. Auch die späteren Musicalszenen glänzen mit wundvollen Kamerafahrten und strotzen vor Ideen.
Trailer zu La La Land
Zusätzlich sind Kostüme und Szenenbild nicht nur perfekt aufeinander abgestimmt, sondern passen auch zur Handlung des Films. In dieser spielt Emma Stone Mia, eine Angestellte in einem Café mitten in den Hollywood Studios, die selbst davon träumt, irgendwann den großen Durchbruch als Schauspielerin zu haben. Doch all ihre Castings laufen nach demselben Muster ab, immer ohne Erfolg.
Der begnadete Jazzmusiker Sebastien (Ryan Gosling) träumt dagegen von seinem eigenem Jazzclub in dem ausschließlich "purer" Jazz gespielt wird. Doch auch sein Traum liegt bisher in weiter Ferne, während er versucht, sich mit kurzfristigen und schlecht bezahlten Jobs über Wasser zu halten.
Man mag es ahnen, diese beiden Charaktere finden zu einander und erleben Höhen und Tiefen in ihrer Beziehung und auf dem Weg zur Verwirklichung ihrer Träume. Doch durch die Art und Weise, wie die beiden sich kennen lernen und wie die Geschichte umgesetzt wird, überzeugt La La Land auf ganzer Linie.
Von immenser Bedeutung ist dabei auch immer die Musik. Insbesondere die Hauptmelodie, die sich durch den ganzen Film zieht und der auch in der Story selbst eine große Bedeutung zukommt. Dabei ist gerade diese Titelmelodie ein relativ simples Klavierstück ohne Saxophon und andere Instrumente, die man aus dem Jazz kennt. Insofern ist die Musik im Film zwar durch Jazz gekennzeichnet, aber auch nicht so speziell, dass man keine Verbindung zu der Musik aufbauen könnte. Der restliche Score von Justin Hurwitz überzeugt ebenfalls restlos und auch der beigesteuerte Song von John Legend, den er im Film performt, weiß zu gefallen.
Die Musical-Szenen wurden nicht übersetzt, so kann man die Leistung der Schauspieler wertschätzen, selbst, wenn man den Film auf Deutsch schaut. Und was für eine Leistung Emma Stone und Ryan Gosling abliefern, ist beeindruckend. Die beiden tanzen und singen sich mit einer unglaublichen Leichtigkeit durch den Film. Zusätzlich passt die Chemie zwischen den Schauspielern perfekt.
La La Land ist letztendlich auf vielen Ebenen filmisch so durchdacht, dass er objektiv gesehen aus der Masse der Filme der letzten Zeit herausstechen muss. Dabei werden oft Erinnerungen an das alte Hollywood-Kino geweckt, sowohl durch die Inszenierung als auch durch Bilder von Grace Kelly oder die Erwähnung von Filmen wie Casablanca. Ein Hollywood-Märchen in der heutigen Zeit, das den Glanz vergangener Tage einzufangen versucht und dabei auch mit teilweise fast märchenhaft inszenierten Szenen optisch und filmisch zu gefallen weiß. Wenn man sich denn darauf einlässt und sich nicht von den Musical-Szenen am Anfang zu sehr irritieren lässt, dann wird man auch mit einem denkwürdigen Ende belohnt, das zum Nachdenken einlädt und den Film ein weiteres Mal von anderen Filmen unterscheidet, unabhängig davon, wie man persönlich dazu steht. Eindeutig kein gewöhnlicher Musical-Film, von daher 9/10 Punkten.