
Bewertung: 3.5 / 5
Schon der Filmtitel The Big Short sorgt für Stirnrunzeln, wer nicht viel mit Finanzgeschäften am Hut hat, dem wird er nichts sagen. Shortings sind Leerverkäufe von Aktien von Investmentbanken. Immer noch nicht schlauer? Dann schaut euch den Film an, denn hier wird schön visuell mit Bauklötzchen vorgemacht, was das bedeutet. Und was der Big Short in diesem Fall bedeutet, also Shortings im großen Stil zu betreiben.
Ein Vorfall, der auf wahren Begebenheiten beruht und einer der großen auslösenden Faktoren für die Finanzkrise ab 2007 war. Topbesetzt und im Dokustil will McKay (Stiefbrüder) dieses historische Finanzereignis dem Normalbürger näherbringen:
Trailer zu The Big Short
Im Jahr 2005 erkennt Finanzcrack und Hedgefund-Manager Michael Burry (Christian Bale), worüber die meisten schnell lachen, denen er es erzählt: Es steht eine große Finanzkrise im Immobilien- und Investmentgeschäft bevor. Doch der Wall Street in New York ging es selten so gut, selten konnten selbst Normalverdiener hier erfolgreich das schnelle Geld machen. Doch nach und nach gewinnt Burry ein paar zögerliche, aber dennoch interessierte Mitstreiter, die gemeinsam aus der drohenden Krise großen Profit schlagen wollen: Indem sie gegen die steigenden Kurse wetten...
The Big Short Kritik
Adam McKay gelingt mit The Big Short ein wirklich spannender Finanzthriller, für den man allerdings hellwach sein muss. Und zugleich bloß nicht versuchen sollte, jeden Satz im Fachsprachenjargon zu verstehen. Wir haben es im Originalton gesehen, die deutsche Synchronisation dürfte den Film noch etwas angenehmer machen. Aber auch dann sollte man nicht jede Kleinigkeit verstehen wollen, sich lieber den Blick für das große Ganze, den roten Faden bewahren. Grundlegend reicht es zu wissen, wenn Burry mit seiner Prognose recht hat und er und seine Mitstreiter ihre Shortings, also Leerverkäufe, erfolgreich durchziehen und die Kurse fallen, werden sie stinkreich und viele, viele Investmentbanken der Immobilienbranche gehen bankrott - was besagte Finanzkrise bedeutet. Was wiederum viele verlorene Arbeitsplätze und Firmenpleiten bedeutet, die am Tropf der Banken hängen. Eiskalt wird hier also mit den realen Existenzen von Menschen gezockt. Historisch bedingt kennt man zwar schon das Ergebnis, dennoch ist es spannend zu sehen, wie ein Dominostein nach dem anderen umfällt. Wie man sich denken kann, klappt auch nicht alles gleich wie am Schnürchen, das Auf und Ab ist es, was die Spannung aufrecht erhält.
An sich schon kein einfaches Thema macht der gerade zu Beginn und auch zwischendrin immer mal wieder etwas hektische Dokustil von The Big Short mit schnellen Schnitten und Wackelkamera es dem Zuschauer nicht gerade leicht. Schön und manchmal witzig sind zwar die Erklärbär-Bemühungen, dem Zuschauer die Finanzwelt näher zu bringen, doch zum Beispiel The Wolf of Wall Street war da weitaus entspannter zu konsumieren - dafür aber auch weniger lehrreich. Die Besetzung mit Topstars und das Thema sind es allemal wert, sich diesen Finanzthriller nicht entgehen zu lassen.
Batman-Star Christian Bale als Michael Burry zeigt hier Mut zur Hässlichkeit, wir hätten ihn als schmärig verlotterte und leicht aufgedunsene Type fast nicht erkannt. Auch Brad Pitt als kauziger Ex-Starinvestor Ben Rickert versteckt sich hinter Bart und Brille, an Ryan Gosling dunkle Locken mussten wir uns auch erst einmal gewöhnen. Er mimt den geldgierigen Deutsche Bank-Makler Jared Vennett. Steve Carell als Trader Mark Baum, der erste, den Burry von seiner Prognose zu überzeugen sucht, ist noch am ehesten wiederzuerkennen. Doch gerade ihre äußerliche Verwandlung befreit von Assoziationen durch frühere Filme und unterstützt ihre authentische Wirkung, die Leistung der Darsteller kann man nur loben. Dennoch fiebert man mehr mit der Handlung als den Figuren selbst mit, sie bleiben einem etwas fremd.
The Big Short Fazit
Kurz, The Big Short ist ein spannender, moralisch gruseliger Trip in die Finanzwelt, der allerdings auch ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit verlangt. Nichts für einen entspannten Kinoabend, aber aufgrund des realhistorischen Hintergrunds jedem zu empfehlen, der mal einen lehrreichen Blick hinter die Kulissen der Wall Street wagen will.
