Bewertung: 2.5 / 5
Ein Sequel zu dem Kult-Klassiker Re-Animator von 1985 zu machen war mit Sicherheit kein allzu dankbares Projekt, aber Bride of Re-Animator schafft es, dem Geist des Originals zumindest in einigen Bereichen gerecht zu werden. Der Film, der sich grob an den Episoden „V. The Horror from the Shadows“ und „VI. The Tomb-Legions“ von H.P. Lovecrafts „Herbert West – Reanimator“ orientiert, ist eigentlich ein interessantes Beispiel dafür, wie stark das Endergebnis von einzelnen Personen und deren Fähigkeit, mit dem Material zu jonglieren, abhängt. In diesem Fall liegt das Augenmerk auf Stuart Gordon und Brian Yuzna. Der erste war beim Original Regisseur und am Drehbuch mitwirkend, während zweiter Produzent war. Beim Sequel ist Gordon nun abwesend, dafür ist Yuzna in den Regie-Stuhl gerutscht und man merkt dem Film deutlich an, dass seine Expertise für diese Rollen nur bedingt geeignet war.
Um auf den Punkt zu kommen: es gibt zwei Gründe, weshalb man sich Bride of Re-Animator durchaus ansehen kann. Da ist zum einen die Rückkehr von Jeffrey Combs als der titelgebende „Re-Animator“ Herbert West und mit ihm seine trockene, völlig ausdruckslose Interpretation des verrückten Wissenschaftlers, die bereits den ersten Teil zu einer köstlichen schwarzen Horror-Komödie machte (obwohl der Humor anders ist, sind Re-Animator und Evil Dead II hervorragend in einer Session konsumierbar). Er versprüht eine extrem spezielle, gleichzeitig schuljungenhaft-bornierte sowie eiskalt kalkulierende Skrupellosigkeit, die einen guten Teil des Charmes der Filme ausmacht.
Zum anderen sind da die durchaus beeindruckenden Splatter-Effekte, die beim ersten Film bereits gut waren, und hier im wahrsten Sinne des Wortes zu neuen, grotesken Formen heranwachsen. Die titelgebende „Bride“ sticht dabei besonders hervor, und für einen Genre-Film mit limitiertem Budget kann man das durchaus hoch loben. Andere Effekte, besonders wenn es um einen alten Antagonisten geht, sind weniger gelungen, was die generelle Inkonsistenz des Filmes widerspiegelt.
Denn Drehbuch, Schnitt und die Charaktermotivationen tun der Vorstellung nur bedingt einen Gefallen. Während der Vorgänger genug Bindegewebe (pun intended) und eine lineare Handlung mit zentralem Konflikt, der man problemlos folgen konnte, sowie klar gezeichnete Charaktere hatte, ist Bride of Re-Animator teilweise reichlich konfus. So wird in der allerersten Sequenz absolut klargemacht, dass Dr. Hill wieder eine zentrale Rolle spielen wird, woraufhin wir aus einem relativ schwachen Grund, das giftgrüne Serum betreffend, nach Peru schneiden. Dort arbeiten Herbert West und Dan Cain (Bruce Abbott ist auch wieder da) in einem Feldhospital in einem Bürgerkriegsgebiet, um ihre Forschung weiterzuführen. Sogar bei einem albernen Splatterfilm tauchen hier zu viele Fragen in zu kurzer Zeit auf… Ebenfalls sollte man nicht danach fragen, wieso Hill’s Kopf, der im letzten Finale definitiv zu Grütze verarbeitet wurde, noch intakt ist, oder warum West und Dan noch am Leben und nicht zumindest in Polizeigewahrsam sind. Bis zu einem gewissen Punkt verzeihlich, wenn die beiden nicht kurz danach zurückkehren und scheinbar ihre alten Jobs am selben Krankenhaus einfach wieder antreten würden. Und an diesem Punkt wird dann auch klar, dass der Film keine interne Logik hat, und diese wankelnde Handlung zieht sich durch das gesamte Produkt.
Am problematischsten ist dabei das Fehlen eines echten Antagonisten bzw. Konfliktes, sowie die Charaktermotivationen. Dr. Hill wird zwar wie erwähnt früh wieder ans Tageslicht gebracht, allerdings dann über fast die Hälfte des Filmes einfach vergessen. Ein Polizeiinspektor soll diesen Teil solange übernehmen, allerdings ist auch er so wackelig geschrieben und stellt sich so ungeschickt an, dass man ihn kaum zählen kann. Stattdessen albert West herum, indem er z.B. einen menschlichen Arm an den zombifizierten Hund von Dan’s Freundin fusioniert, aber das ersetzt keine konkrete Bedrohung, keinen echten Konflikt. Somit bleiben wir über eine gewisse Länge des Filmes da, wo wir im ersten Teil schon waren: West ist ein größenwahnsinniger Wissenschaftler, der mit der Schöpfung herumfummelt, allerdings in diesem Film mit einem Hang zum herumblödeln. Ihm keine weitere Charakterentwicklung zu verpassen ist einer der Fehltritte des Drehbuches. Ein anderer ist es, den als Protagonisten und Sympathieträger in ersten Film so wichtigen Dan in einen völlig kippeligen Deppen zu verwandeln, der sich ganz nach Drehbuchnotwendigkeit, nicht nach Charakterlogik, verhält. So kann ihn West überzeugen, seine Experimente weiter zu unterstützen, indem er ihm anbietet das Herz der verstorbenen Megan in die „Bride“ einzubauen, doch Dan legt direkt danach einfach die Journalistin Francesca flach (offenbar kein Kind von Traurigkeit). Die wiederum bleibt gerne etwas länger, obwohl die Vorgänge im Dan’s und West’s Wohngemeinschaft mehr als suspekt sind. Diese plötzliche Sprunghaftigkeit in Dan’s Charakter entfernt einen wichtigen Anker für den Zuschauer, und wird besonders im Finale unangenehm auffällig.
Leider hilft der Schnitt den Film ebenfalls nicht weiter, sondern verschlimmert das Kuddelmuddel sogar ein wenig. Und das sowohl in großen (strukturell) als auch im kleinen (Szene zu Szene) Schnittmuster. Dr. Hill wird etabliert und direkt wieder vergessen, bis er im Finale einen überraschenden Auftritt hat. Was der Auftakt zu einer Actionszene sein könnte wird aber direkt untergraben, indem wir an einen anderen Schauplatz in Haus schneiden, an dem wir genau so viel Zeit verbringen sodass man vergessen kann, dass der angebliche Endgegner gerade das Feld betreten hat. Dieser entpuppt sich dann auch eher als ein Gimmick, sodass außer ein paar wunderbar abstoßenden Kreatur-Effekten am Ende wenig bleibt was rechtfertigt, warum wir so lange West’s Treiben beigewohnt haben.
Bride of Re-Animator bleibt am Ende leider ein „bag of mixed body parts“: Eine Aufwertung erfahren leider nur einige Effekte, alle anderen Komponenten des Filmes, allen voran leider auch der Humor, müssen gegenüber dem Original von 1985 empfindliche Einbußen erleiden. Der Film kann also nur Freunden des Re-Animators empfohlen werden, mit dem wirren Ergebnis, dass er diese gleichzeitig beglücken und enttäuschen wird.