
Bewertung: 3.5 / 5
Mit Mank hatte Regie-Legende David Fincher zuletzt ein Biopic über Drehbuchautor Herman J. Mankiewicz und die Entstehungsgeschichte hinter dem Drehbuch des Filmklassikers Citizen Kane veröffentlicht. Mit seinem zwölften Film Der Killer kehrt Fincher zum Thriller-Genre zurück, das er mit Filmen wie Sieben, The Game, Panic Room, Zodiac und Gone Girl entscheidend mitgeprägt hat. Ob Fincher mit seinem zweiten Film für Netflix ein weiterer starker Genre-Beitrag gelungen ist?
Der Killer Kritik
Ein kaltblütiger Killer stürzt nach einem Fehlschuss in eine psychische Krise und versucht den Konsequenzen zu entgehen, die seine Morde verursacht haben. Doch das befördert ihn mitten in ein geopolitisches Kräftemessen zwischen Kuba, Venezuela und den USA.
Trailer zu Der Killer
Finchers Rückkehr ins Thriller-Genre
Der Killer basiert auf der gleichnamigen französischen Comicbuch-Reihe von Autor Alexis Nolent und Zeichner Luc Jacamon, deren Hauptbände zwischen 1998 und 2014 erschienen sind und zwischen 2020 und 2022 noch vier fortsetzende Bände nach sich gezogen hat. Die Vorlagen hat Andrew Kevin Walker in ein Drehbuch verwandelt, womit der Drehbuchautor zum ersten Mal seit Sieben für das Drehbuch eines Fincher-Films verantwortlich ist (die Drehbücher von The Game und Fight Club hatte er nur überarbeitet).
Nicht nur deswegen kommt man nicht umhin, Der Killer mit Sieben als auch Finchers bisherigen Thrillern im Allgemeinen zu vergleichen, denn an die erinnert der Film in seinen spannendsten Momenten. Die dünne Figurenzeichnung und einige Handlungsklischees lassen Der Killer im direkten Vergleich jedoch etwas abfallen.
Zu loben ist die detailverliebte Darstellung der Arbeitsweisen und des trostlosen Lebens eines Auftragskillers, der jegliche Romantisierung fehlt. Michael Fassbender spielt den namenlosen Killer zudem mit einer beängstigenden Präsenz und füllt das kühle Profil der Figur hervorragend aus. Mehr als das ist seine Figur jedoch nicht, die damit wie der Großteil aller Nebenfiguren eher wie eine Schablone als ein ausgearbeiteter Charakter wirkt. Für das, was Der Killer sein möchte - die Abhandlung der Aktionen eines Auftragskillers, sollte einer seiner Jobs schiefgehen - reicht dies zwar, Finchers beste Filme hatten aber immer auch spannende Figuren zu bieten. Da hilft selbst Tilda Swinton in einer der Nebenrollen wenig.
Eine technische Augenweide
Die Handlung von Der Killer beginnt mit einem hervorragend bebilderten und starken Prolog, flacht im Verlauf der etwas langatmigen zwei Stunden aber zunehmend ab, sodass sich Der Killer, was die Handlung betrifft, kaum von anderen Filmen über Auftragskiller abhebt. Die mögliche philosophische Ebene hinter der Auftragskiller-Thematik und die damit verbundenen moralischen Fragen schneidet David Fincher höchstens an. Hier hätte dem Film auf jeden Fall etwas mehr Tiefe gut gestanden.
Wir reden hier aber noch immer von einem Film eines Regisseurs, der das filmische Handwerk wie kaum ein Zweiter in Hollywood beherrscht. So sticht etwa das von Fassbender vorgetragene Voiceover positiv hervor, das jedoch etwas nuancierter hätte ausfallen können. Gerade die den jeweiligen Gemütszustand des Killers stets einfangene Kamera von Erik Messerschmidt sowie der unglaublich geschmeidige Schnitt machen Der Killer zu einem technisch versierten Film.
Auch der pochende Score von Trent Reznor und Atticus Ross von Nine Inch Nails, die seit The Social Network für alle Filme von Fincher die Musik beigesteuert haben, überzeugt und sorgt zur Verdichtung der Atmosphäre. Deutlich auffallender sind dagegen die immer wieder eingewobenen Songs von The Cure und The Smiths, deren Bedeutung im Kontext des Films uns jedoch nicht ganz erschlossen hat. Insgesamt kommt Der Killer ohne viel Action aus, die vorhandenen Actionszenen überzeugen aber dank ihrer Wucht.
Fazit
Mit Der Killer feiert David Fincher neun Jahre nach Gone Girl eine gelungene Rückkehr ins Thriller-Genre. Der Killer überzeugt als Porträt eines Auftragskillers, den Michael Fassbender mit einer kalten Präsenz beeindruckend spielt. Ein weiteres Meisterwerk ist Fincher jedoch nicht gelungen, da es vielen Figuren an Tiefe mangelt und er es nicht schafft, trotz eines starken Scores die Spannung über die kompletten zwei Stunden aufrechtzuerhalten, auch aufgrund einer etwas generischen Handlung. Technisch ist der Film aber eine Augenweide und eine Empfehlung unsererseits.
Wiederschauwert: 50 %
