Bob Iger, der Chairman und CEO der Walt Disney Company und somit einer der mächtigsten Männer im Entertainment-Sektor, ist zurzeit in aller Munde. Zum einen wegen eines Interviews mit der New York Times, zum anderen wegen seines neuen Buchs "The Ride of a Lifetime: Lessons Learned From 15 Years as CEO of The Walt Disney Company".
In besagtem Interview gibt er einmal mehr zu, dass Disney mit dem Star Wars-Franchise zu viel zu schnell wollte. Und er verrät, dass es Fox-Boss Rupert Murdoch gar nicht schmeckte, dass 20th Century Fox Star Wars und Lucasfilm nicht an sich binden konnte, bevor Disney es tat.
Die Tatsache, dass sie Lucasfilm gekauft hatten, habe Murdoch verrückt gemacht, erinnert sich Iger. Fox sei der Verleih aller George Lucas-Filme und Murdoch sehr enttäuscht von seinen Leuten gewesen. Die Partnerschaft zwischen Fox und Lucas reicht bis zum ersten Star Wars-Film von 1977 zurück, ehe der unter dem Titel Eine neue Hoffnung bekannt wurde. Auch Die Rache der Sith, das letzte Kapitel der Prequel-Trilogie unter Lucas, lief noch über Fox. Disney übernahm Lucasfilm dann im Oktober 2012. Inzwischen dürfte sich Murdochs Wut gelegt haben, gehört Fox doch nun selbst Disney.
Mit Star Wars - Das Erwachen der Macht begann die neue Ära, und laut Iger hatte Disney einige der frühen Lucas-Entwürfe für die drei neuen Filme erworben, allerdings auch klargemacht, dass man vertraglich nicht dazu verpflichtet sei, sie zu nutzen. Lucasfilm-Präsidentin Kathleen Kennedy habe Regisseur J.J. Abrams und den damaligen Drehbuchautor Michael Arndt nach Nordkalifornien geholt, um sich mit Lucas auf dessen Ranch zu treffen und über ihre Ideen für Star Wars - Das Erwachen der Macht auszutauschen, schreibt Iger in seinem Buch. Lucas sei sofort verärgert gewesen, als sie anfingen, ihm die Handlung zu beschreiben, und ihm sei bewusst geworden, dass man keine der Geschichten, die er während der Verhandlungen vorgelegt hatte, verwenden wollte.
Die Wahrheit sei, dass er, Kennedy, Abrams und Alan Horn, der Chef der Walt Disney Studios, darüber diskutiert hatten, in welche Richtung die Saga gehen sollte, und sie alle seien sich einig gewesen, dass es nicht das wäre, was Lucas umrissen hatte, so Iger. Lucas habe gewusst, dass sie vertraglich zu nichts verpflichtet wären, aber gedacht, dass der Erwerb seiner Story-Treatments einem stillschweigenden Versprechen gleichkomme, sich daran zu halten. Entsprechend enttäuscht war er dann, dass seine Story verworfen wurde.
Und es ging noch weiter: Kurz vor der weltweiten Veröffentlichung habe Kennedy ihm Star Wars - Das Erwachen der Macht gezeigt und Lucas seine Enttäuschung nicht verheimlicht. Es gebe nichts Neues, habe er gesagt. Bei jedem der Filme der Originaltrilogie sei es Lucas wichtig gewesen, neue Welten, neue Geschichten, neue Charaktere und neue Technologien zu präsentieren. An Star Wars - Das Erwachen der Macht habe er bemängelt, es gebe nicht genügend visuelle oder technische Fortschritte.
Damit habe er nicht falsch gelegen, räumt Iger ein. Aber er habe auch nicht erfasst, unter welchem Druck sie standen, um glühenden Fans einen Film zu schenken, der sich durch und durch nach Star Wars anfühlt. Man habe mit Star Wars - Das Erwachen der Macht ganz bewusst eine Welt geschaffen, die den früheren Filmen visuell und atmosphärisch verbunden gewesen sei, habe sich nicht zu weit von dem entfernen wollen, was die Leute liebten und erwarteten. Lucas habe sie für genau das kritisiert, was sie zu machen versuchten, erklärt Iger. Mit mehreren Jahren und einigen weiteren Star Wars-Filmen Abstand glaube er rückblickend, dass Abrams das nahezu Unmögliche erreicht und eine perfekte Brücke zwischen dem, was war, und dem, was noch kommen sollte, geschlagen habe.