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Interstellar

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Mehr als Staub im All

Interstellar Kritik

Interstellar Kritik
99 Kommentare - 30.10.2014 von Moviejones
Wir haben uns "Interstellar" für euch angeschaut und verraten euch in unserer Kritik, ob sich dieser Film lohnt.
Interstellar

Bewertung: 4 / 5

Die nicht mehr so ferne Zukunft. Dürren und andere schädliche Stoffe haben die Nahrungsquellen der Menschheit fast komplett zunichte gemacht, der einzige Lebenszweck ist nur noch, irgendwie zu überleben. Auch der ehemalige Ingenieur Cooper (Matthew McConaughey), der einst nach den Sternen strebte, lebt inzwischen nicht mehr von genialen Ideen sondern vom Maisanbau. Durch einen Zufall bekommt Cooper nun doch noch mal eine Chance und was für eine: Gemeinsam mit einem kleinen Team soll er in die Tiefen des Alls vorstoßen, ein Wurmloch durchfliegen und dort, fern unserer Heimat, ein neues Zuhause finden. Doch den Preis, den er zahlen muss, ist hoch, begibt er sich nicht nur auf eine risikoreiche Mission, sondern muss auch seine beiden Kinder auf einem staubigen Planeten zurücklassen...

VIDEOKRITIK

Trailer zu Interstellar

Der Weltraum, unendliche Weiten. Seit jeher Faszination pur und eines der großen Rätsel, welches die Menschheit noch nicht entschlüsselt hat und vermutlich auch nie entschlüsseln wird. Aber gerade diese Faszination treibt uns an, hat uns durch unzählige Episoden und Filme des Raumschiff Enterprise begleitet, hat uns Odysseen im All durchleben lassen und immer wieder in unzähligen Utopien und Dystopien an unsere Grenzen gebracht. Nun wagt sich Ausnahmeregisseur Christopher Nolan an genau jenen Stoff und ein bisschen darüber hinaus.

Die Erwartungshaltung und Geheimniskrämerei rund um Nolans Interstellar war und ist gigantisch. Was Inception im Kleinen war, soll Interstellar im Großen darstellen. Eine Idee über Mut, Pioniergeist, Wissensdurst und Menschlichkeit, verpackt in einer Science Fiction-Geschichte, wie wir sie schon sehr viele Jahre nicht mehr im Kino erlebt haben. Das Fundament für den Film ist dabei über jeden Zweifel erhaben, ein talentierter Regisseur, eine große Idee und eine fantastische Besetzung. Matthew McConaughey, Anne Hathaway, Matt Damon, Michael Caine, Jessica Chastain und viele andere. Genauso faszinierend wie das All ist es, jenen Darstellern bei der Reise zuzusehen und immer wieder verwundert festzustellen, wie die Qualität eines Films allein durch die Präsenz einzelner Darsteller steigen kann. Nolan greift sogar eine alte Tradition des Genres auf und baut Roboter-Sidekicks in den Film ein, Lautlos im Weltraum, Das schwarze Loch & Co. lassen grüßen. Diese sind für viele gelungene Gags zuständig und das in einem Film, der sich über seine komplette Laufzeit ernst gibt. Eine beachtliche Leistung, denn nicht ein Gag im Film wirkt deplatziert oder störend.

Doch so groß und breit Nolan sein Interstellar auch aufzieht, stolpert auch er immer wieder über Kleinigkeiten. Vollgepackt mit vielen Ideen, übernimmt er sich dabei hin und wieder, kann viele Gedanken nur andeuten, kurz einwerfen und muss sich dann schon wieder anderen Dingen widmen. Einzelne Gedanken im Film sind hochspannend und teils erschreckend, werden aber dann schnell wieder im Keim erstickt, da sich Nolan der Masse verschreibt und demnach auch das Ende konzipieren muss. So radikal wie es viele SciFi-Regisseure in den 70ern vorgemacht haben, ist Nolan dann doch nicht. Hier fehlt auch der Mut, mit einem Film wie Sunshine zu konkurrieren. Viele Fragen bleiben unbeantwortet, manche Logiklöcher sind offensichtlich, manche Regieentscheidung ist fraglich.

Und dennoch ist der Film fesselnd, fesselnd trotz streckenweiser Langatmigkeit, fesselnd allein schon durch seine Einzigartigkeit in der heutigen Kinolandschaft. Dabei nimmt sich Nolan vor allem zu Beginn Zeit, die Geschichte aufzubauen und schafft dabei etwas, was wir von ihm in der Art gar nicht gewohnt sind, nämlich eine extrem emotionale Bindung aufzubauen. Über den dritten Akt wird noch viel diskutiert werden und auch wir sind uns nicht sicher, ob dieser uns nun gefällt oder nicht, denn der Film hätte auch eine andere Richtung einschlagen können, dann aber auch mit anderer Wirkung. Das Ende verfehlt diese nicht, doch andere Szenen wirken stärker nach, haben eine tiefere emotionale Reaktion zufolge.

Der Interpretationsspielraum bei Interstellar mag im Vergleich zu Inception geringer sein, dafür sind die Ideen im Film größer und gewaltiger. Er will mehr sein, komplexer, vielschichtiger und ambitionierter als die meisten Filme die wir üblicherweise zu Gesicht bekommen. Nolan will den Blick schärfen für Größe und nichts macht dies deutlicher als der Moment, wenn das kleine Raumschiff in atemberaubender Schönheit durchs All gleitet, so winzig klein ist es verglichen mit den Gestirnen um es herum. Unterstrichen wird das Ganze durch einen geradezu opernhaften Soundtrack von Hans Zimmer. Kritisieren müssen wir an der Stelle jedoch die Tonabmischung, die streckenweise unausgewogen ist, in einigen Szenen schwenkt der Soundtrack zu einer bombastischen Epik um, so dass die gesprochene Sprache im Film kaum mehr zu verstehen ist. Ob dies ein generelles Problem mit dem Film oder einzelner Kinos ist, können wir nicht sagen.

Ohne Frage, Interstellar wird das Publikum im Kino spalten. So sehr es am Ende auch ein typischer Nolan geworden ist, werden viele Zuschauer bei diesem Film deutlich zwiegespaltener sein. Dennoch reiht er sich nahtlos in die lange Liste herausragender Filme von Nolan ein, er ist ein wagemutiger Schritt nach vorn in der heutigen Kinolandschaft, so abenteuerlich wie die beschriebene Reise selbst. Ein wenig lässt sich Interstellar wie ein modernes 2001 - Odyssee im Weltraum beschreiben, nur in spannend. Interstellar steckt voller Ecken und Kanten, könnte noch viel mehr sein, wenn sich Nolan nur getraut hätte - und doch inspiriert er uns und er lässt uns hoffen, dass es eines Tages wieder mehr solcher Geschichten gibt. Ambitionierte Filme voller Ideen, die den Zuschauer gebannt an den Sitz fesseln und ihn inspirieren, den Blick nach oben zu richten, nach oben hinauf zu den Sternen...

Interstellar Bewertung
Bewertung des Films
810

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99 Kommentare
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ArneDias : : Mr. Wick
09.11.2014 19:14 Uhr
0
Dabei seit: 07.05.09 | Posts: 4.485 | Reviews: 29 | Hüte: 255
@TiiN

An sich gebe ich dir Recht: Wenn man Fehler sucht, findet man sie auch. Nur bei Interstellar habe ich sie nicht einmal gesucht, sie wurden einem direkt vors Gesicht gehalten. Gerade bei einem Film der anspruchsvoll und authentisch sein will und bei dem man aufmerksam und mitdenken muss fallen solche Fehler dann schon schwer ins Gewicht.
Das es gewisse Fehler bei jedem Film gibt ist mir auch bewusst. Habe ja auch das Beispiel mit den Zeitreisen in Filmen genommen, hier muss man sich einfach der jeweiligen Filmlogik anpassen.
Nur die Beispiele die du nimmst finde ich eher schlecht gewählt, da es genau die Punkte sind wegen denen viele TDKR kritisiert haben und weswegen es für viele mit der schlechteste Nolan Film ist. Gerade diese Sache mit Bruce Wayne (Ohne iwas vom einen Ende der Welt nach Gotham) ist eine ungewohnte Drehbuchschwäche die man von Nolan so bislang nicht kannte. In Interstellar hat sich dies teilweise leider fortgesetzt. Das sind Fehler die man nicht nur vermeiden kann, sondern im Fall von Interstellar sogar hätte vermeiden müssen.

Sicherlich wären solche Fehler bei anderen Regisseuren kaum der Rede wert. Würden wir hier über einen Michael Bay reden wäre das ja eine geradezu lachhafte Diskussion. Aber wir reden eben über Christopher Nolan und er selbst hat einen gewissen Anspruch an sich und seine Filme. Und durch das was er bislang geschaffen hat und mit seinen Filmen immer wieder schaffen will muss man ihn auf einem anderen Niveau kritisieren als einen Michael Bay. Daher greift hier das Argument Die Beispiele von ArneDias sind für mich Dinge die man in jedem Film der Welt findet, wenn man nur danach sucht. [...] Solche Sachen sind einfach Movie Magic. nicht. Nolan Filme sind nunmal nicht jede Filme der Welt, das ist ja das besondere an diesen Filmen.
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OuterLimits : : Moviejones-Fan
09.11.2014 19:10 Uhr
0
Dabei seit: 28.05.12 | Posts: 226 | Reviews: 0 | Hüte: 19
@Tiin - du hast recht, einerseits, andererseits wird auch kaum einer TDKR als besonders intelligent bezeichnen. ;)

Darauf münzt sich hier eher die Logikkritik, Nolans Film hat da nicht weniger Schwächen als andere SciFi-Filme auch, wird aber eben von einigen als furchtbar intelligent gehypt. Man sollte statt intelligent vielleicht eher sagen, es ist eben mehr ein episches Sci-Fi-Drama als ein SciFi-Blockbuster, er kriegt es aber hin, es durch Bombast auch als Blockbuster wirkungsvoll zu inszenieren. Bombast hier nicht zu negativ bewertet sehen, er tut ja überzeugend seine Wirkung. Aber man schaut eben auch schnell hinter diese Wirkung, wenn der erste Flash nachlässt. Bezüglich Intelligenz wirkt manch anderer Nolan-Film durchdachter, wenn man die Konzepte mal auf ihre nüchterne Struktur runterbricht, befreit vom emotionalen Drama.

Die Logikmacken stören beim Filmgenuss selbst nicht, fallen eben nur später auf wie bei den meisten anderen Sci-Fi-Filmen auch. Hier macht Nolan nichts besser als andere. Er weiß nur besser als andere, das Ganze als hochdramatische Space-Opera zu inszenieren. Für ein Meisterwerk fehlt mir hier mindestens ein anderes Ende. Ich glaube, ich bin hier das erste Mal nicht so ganz glücklich mit dem Ende eines Nolan-Films.^^
We repeat: there is nothing wrong with your television set. You are about to participate in a great adventure. You are about to experience the awe and mystery which reaches from the inner mind to – The Outer Limits.
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TiiN : : Goldkerlchen 2019
09.11.2014 18:55 Uhr
0
Dabei seit: 01.12.13 | Posts: 9.053 | Reviews: 173 | Hüte: 607
@theblade

Im Zoopalast läuft es int meinem analogen Bildprojektor. Das ganze hat einen sehr nostalgischen Faktor und helle Flächen flackern teilweise stark. Ich fand es Gewöhnungsbedürftig und würde es dort nicht als MUSS bezeichnen. Aber das Kino im Zoopalast ist schon klasse, allein der Sound. smile

@Petra82 & ArneDias & Co

Ist ja vollkommen normal, dass nicht jeder den Film in den Himmel lobt sondern eben auch "nur" gut findet oder halt nicht so gut. smile
Ich glaub wir sind auch weit weg davon, dass Nolan als Gott angesehen wird. So war ich mit TDKR auch nicht 100 % zufrieden und viele wie Memento sind zwar stark gemacht, aber mir persönlich zu heftig.
Christopher Nolan ist ein Regisseur welcher etwas andere Filme macht, die vor allem für mich einen großen Mehrwert haben, weil ich sie mir immer wieder anschauen kann.

Interstellar hat für mich jetzt auch ein paar Stellen wo ich noch ein paar Fragezeichen habe. Das sind jetzt aber keine Dinge, die ihr hier aufgelistet habt. Die Beispiele von ArneDias sind für mich Dinge die man in jedem Film der Welt findet, wenn man nur danach sucht. Wäre genauso, wenn ich hinterfragen würde wie Bruce Wayne in TDKR so schnell nach Gotham aus dem Gefängnis kam oder wie er das brennende Batman-Logo an die Brücke bekommen hat. Solche Sachen sind einfach Movie Magic.
Evtl. sehen Leute auch Begriffe wie Meisterwerk unterschiedlich. Wenn ich den Begriff verwende, dann heißt das für mich nicht, dass alles in diesem Film perfekt ist und das er keine "Logiklöcher" hat. Dann heißt es für mich, dass er in seinem Gesamtpaket für mich überragend war. Ich bin auch kein Mensch der nach Logiklöchern sucht, wenn ich etwas 100 % logisches will, dann gehe ich nicht ins Hollywoodkino sondern schaue in ein Lehrbuch.


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OuterLimits : : Moviejones-Fan
09.11.2014 18:49 Uhr
0
Dabei seit: 28.05.12 | Posts: 226 | Reviews: 0 | Hüte: 19
@Petra82 - inwiefern gehst du bei Gravity nicht ganz mit?

@ArneDias - stimmt, Mackenzie Foy muss man unbedingt noch erwähnen, sehr überzeugende junge Dame!
We repeat: there is nothing wrong with your television set. You are about to participate in a great adventure. You are about to experience the awe and mystery which reaches from the inner mind to – The Outer Limits.
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Petra82 : : Schneefeger
09.11.2014 18:10 Uhr
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Dabei seit: 07.10.08 | Posts: 2.030 | Reviews: 15 | Hüte: 82
@OuterLimits: Wirklich sehr, sehr schön formuliert. Mit Gravity gehe ich nicht ganz mit, aber sehr schlüssig deine Sichtweise.

Warum bin ich nicht aus Stein wie du...?

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ArneDias : : Mr. Wick
09.11.2014 18:09 Uhr
0
Dabei seit: 07.05.09 | Posts: 4.485 | Reviews: 29 | Hüte: 255
@Strubi

Da stimme ich dir zu. Besonders in unserer Heutigen Zeit wo das Kino überflutet wird mit Filmen wie Transformers, Turtles oder diese ganzen Teenie Buchverfilmungen ist es schön das es noch Regisseure wie Nolan gibt die große anspruchsvollere Filme ins Kino bringen. Und wirklich enttäuscht hat er mich bisher auch noch nicht, all seine Filme haben ein gutes Niveu welches er bisher auch zu halten weiß.
Der Vergleich mit Tarantino ist hier wirklich passend muss ich sagen, und das sage ich als großer Tarantino Fan^^ Vielleicht liegt es am Wunsch der Zuschauer nach qualitativ guten Filmen in einer eher dunklen Kinozeit was das angeht, dass man manche Regisseure direkt auf ein Podest erhebt. Ich fürchte nur das man gerade durch so etwas auch eine Abneigung gegen diese Regisseure ungewollt erschafft. Denn irgendwann geht es einem einfach nur noch tierisch auf die Nerven (sage ich mit einem Wink und Augenzwinkern Richtung ChrisGenieNolan wink )


@Petra82

Danke für deine Worte und den Hut. Nach deinem Post muss ich auch noch hinzufügen das ich die Schauspielerische Leistung wirklich gut fand. Besonders McConaughey spielt einfach grandios und trägt den ganzen Film von Anfang bis Ende. Was der Mann zuletzt Schauspielerisch abliefert ist schon eine Wucht.
Ich muss aber auch die junge Mackenzie Foy als junge Murphy Cooper erwähnen. Für mich war sie, vor allem im Zusammenspiel mit McConaughey, die Seele des Films. Ich finde auch das sie Jessica Chastain ganz klar in den Schatten gestellt hat. Überhaupt haben diese beiden es geschafft den restlichen Cast in den Hintergrund zu drängen. Da kamen nicht mal ein Michael Caine oder eine Anne Hathaway gegen an.
Ich glaube bei den Oscars wird der Film höchstens in den Technischen Kartegorien eine Rolle spielen, aber sollten darstellerisch hier welche nominiert werden, dann wäre ich ganz klar für McConaughey und die junge Mackenzie Foy. Ich glaube Nolan muss sich vor allem bei diesen beiden bedanken das er endlich einen auch emotionalen Film schaffen konnte.
MJ-Pat
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Strubi : : Hexenmeister
09.11.2014 17:35 Uhr
0
Dabei seit: 30.08.10 | Posts: 3.249 | Reviews: 2 | Hüte: 50
@ArneDias
Es stimmt schon, dass bei Nolan einige dazu tendieren, mehr aus seinen Filmen zu machen als sie wirklich sind. Auf der anderen Seite muss man aber eben auch sagen, dass es in den letzten Jahren kaum ein Regisseur so gut schafft in dieser Konstanz Filme zu machen, die eine gewisse Intelligenz und großes Blockbusterkino vereinen, wie Nolan. Und ich muss auch sagen, dass mich noch keiner seiner Filme bisher enttäuscht hätte (Interstellar habe ich noch nicht gesehen).

Nolan ist ja außerdem nicht der einzige Regisseur, dessen Filme schon im Vorfeld häufig zu Meisterwerken geschrieben oder geredet werden. Gerade bei Tarantino fällt mir das immer extrem auf.
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theblade : : Moviejones-Fan
09.11.2014 17:23 Uhr
0
Dabei seit: 12.04.12 | Posts: 77 | Reviews: 0 | Hüte: 1
Ich hab gestern ebenfalls Interstellar im Imax Berlin gesehen. Unglaublich was Nolan auf die Leinwand gezaubert hat.

Im Berlin Zoo-Palast gibt es den Film als einzigen im analogem 70mm Format.

Lohnt sich ein Besuch in dieser Vorstellung? Muss ich mit einem besseren oder schlechteren Filmerlebnis als im (pseudo-) imax sony center rechnen?
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OuterLimits : : Moviejones-Fan
09.11.2014 16:26 Uhr | Editiert am 09.11.2014 - 16:28 Uhr
0
Dabei seit: 28.05.12 | Posts: 226 | Reviews: 0 | Hüte: 19
Also ich stimme dem zu was MJ, Petra, ArneDias und MarieTrin schildern, bei mir wars ein Mix aus alledem. Ich war erst einmal geflasht von Interstellar und hätte aus purer emotionaler Begeisterung am liebsten gesagt - Meisterwerk. Doch das ist es einfach nicht, je mehr man emotional runterköchelt, desto mehr Schein statt Sein wird offensichtlich, so dass ich mich auch rasch von 10 auf 8 absinken sah^^

Der Grund ist simpel - Nolan, dem Cast und der Crew gelingt es, das Ganze episch, dramatisch und intelligent wirken zu lassen. Doch es ist letztendlich eben nur episch und dramatisch, emotional gekonnt hochgeputscht, aber überhaupt nicht intelligent. Das Konzept ist cool, aber nicht neu und voller Logiklöcher im schwierigen Part, voller wir tun mal intelligent in den einfachen Parts. Und ja, bis auf eine bestimmte Sache auch ziemlich vorhersehbar. Das Ende kam mir nicht nur zu rasch sondern auch zu mainstreamig und leger dahingeklatscht daher nach dem mega Spannungsbogen, aus dem dann aber kein mutiges oder wenigstens rundes Ende herausgeholt wurde.

Die Bilder und Musik, die Darstellerleistung, großartig. Aber die Musik war mir oft too much, da hätte man viel öfter Mut zur Stille haben können, im Vergleich ist Gravity runder, stimmiger, weniger bombastisch, weniger episch, dafür aber ohne Bombast, ohne vorgeschobene Intelligenz noch viel wirkungsvoller und schlüssiger.

Gravity konnte Nolan - dessen Filme ich meist mag - für mich nicht toppen, 2001 dagegen schon. Einfach, weil er spannender ist. Bilder sind eine Sache, Dramaturgie eine andere, und letztere hat wenig mit visueller Technik zu tun. Sonst wäre Hitchcock wohl kaum der bis heute wohl ungeschlagene Meister des Suspense. Auch ist es nicht Nolans bester Film, er hat schon Besseres gemacht. Memento zum Beispiel oder auch The Prestige. Auch Inception ist runder und einfallsreicher, intelligenter. Und weitaus mutiger.

Nolan hat neben Gravity und Moon einen der spannendsten jüngsten SciFi-Filme abgeliefert, einfach weil es kein reiner Actionblockbuster ist, sondern starke Dramaanteile aufweist und mehr Richtung Filmkunst geht denn Richtung pure Unterhaltung. Dazu ein hervorragender Cast, McConaughey leistet hier einfach eine super Performance ab. Er ist der Atem des Films, weniger die tollen Bilder oder die Musik. Letztere verstärken nur die Wirkung des emotionalen Dramas und puschen die Spannung noch mehr hoch. Nolans Werk regt jedenfalls zum Denken und Diskutieren statt rasch konsumieren und vergessen an, womit er schon viel erreicht hat^^
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Petra82 : : Schneefeger
09.11.2014 15:02 Uhr
0
Dabei seit: 07.10.08 | Posts: 2.030 | Reviews: 15 | Hüte: 82
Hallo ArneDias,

vielen vielen Dank für diese Denkanstöße. Einige Gedanken hatte ich ebenso, andere hast du aufgeworfen. Gerade was das Thema "Heben wir doch mal flugs von den Planeten ab" angeht... Ich bin sicher weit davon entfernt, ein Physikass zu sein, aber selbst mir fällt auf, dass manches so hingebogen wird, wie es eben ins Drehbuch passt. Von mir einen Hut für diesen umfassenden Kommentar.

Dahingehend stimme ich dir besonders in dem Punkt zu, dass Nolan ein wirklich guter Regisseur ist, aber eben auch nicht (wie von manchen) gottgleich erhoben werden sollte. Dafür unterlaufen ihm in seinen Filmen einfach doch zu viele Drehbuch-Regie-Fehlentscheidungen. Nichtsdestotrotz fühle ich mich oft gut unterhalten und Interstellar hat mir wirklich fast durchweg sehr gut gefallen. Ja, es wirkt pseudowissenschaftlich und an mancher Stelle an den Haaren herbeigezogen, aber gerade auch was McConaughey abliefert, mit welcher Innbrunst er diese Rolle verkörpert, ist großes Kino.

Übrigens ist es gerade sehr interessant, all die unterschiedlichen Meinungen auf MJ zu lesen smile

Warum bin ich nicht aus Stein wie du...?

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ArneDias : : Mr. Wick
09.11.2014 14:46 Uhr
2
Dabei seit: 07.05.09 | Posts: 4.485 | Reviews: 29 | Hüte: 255
Ich finde den Film nicht schlecht, er hat mir sogar richtig gut gefallen. Vieles an dem Film fand ich richtig toll und ich finde es gut das es jemanden wie Nolan gibt der solche Filme macht die sich über den üblichen Einheitsbrei abheben.
Er ist aber nicht der Mesias als der er oft angesehen wird. Das Kino neu hat er ja nun auch nicht erfunden. Wenn überhaupt sollten wir dankbar sein das es jemanden gibt der endlich mal wieder etwas mehr anspruchsvollere Blockbuster Filme macht. Jedoch gab es die vorher auch schon, da ist Nolan nicht der Erste. Und auch Heute gibt es Filme die wesentlich anspruchsvoller als die von Nolan sind, nur sind das meist eben keine Blockbuster.
Was mich teilweise wirklich nervt ist die Tatsache das Nolan und seine Filme zu etwas erhoben werden was sie einfach nicht sind. Es scheint nicht zu reichen das man sie einfach gut oder klasse findet, sie müssen gleich das Beste und tollste und überhaupt sein. Das sind sie aber nicht. So ehrlich muss man sein. Auch stört es mich das seine Filme bereits im Vorfeld als intellektuelle Filme abgestempelt werden mit viel Grips und einer tiefen philosophischen Botschaft. Natürlich liegen Welten zwischen Nolan und z.B. den Transformers Filmen, keine Frage. Aber so clever oder intelligend wie teils dargestellt war Interstellar jetzt nicht. Man braucht nun wahrlich keinen Doktortitel um den Film zu verstehen, Nolan verpackt ihn aber so als wäre es nötig und das finde ich recht nervig. Ich finde es teilweise pseudointelligent was Nolan da betreibt. Mit bestimmten Dialogen oder Formulierungen versucht er seine Filme intelligenter erscheinen zu lassen als sie sind. Ich finda das hat er nicht nötig. Da wird mit wissenschaftlichen Begriffen um sich geworfen um etwas leicht erklärbares möglichst kompliziert erscheinen zu lassen. Das hat natürlich die Wirkung das die Leute im Kino sitzen und das Gefühl vermittelt bekommen gerade etwas total anspruchsvolles zu sehen. Mich reist so etwas eher aus einem Film raus, bei Interstellar war es ähnlich. Der Film hat ohne Frage eine wichtige Botschaft auf die Nolan sich hätte beschränken sollen.


@luhp92

Warnung: Nur Lesen wer den Film gesehen hat. Es Folgen unter Umständen SPOILER

Zuerst einmal blieb eine Frage den ganzen Film über bei mir hängen: Wo zum Teufel haben die auf der total ausgebeuteten und teils verwüssteten Erde den ganzen Treibstoff her? Überall fuhren da Autos oder Tracktoren umher. Und falls jetzt einer mit Solarantrieb kommt: Darauf hab ich geachtet, das waren sie nicht. Damit hätte Nolan es aber leicht erklären können.
Und wo hat die Nasa das ganze Material eigentlich her? Und mal ehrlich: Nolan versucht alles möglichst authentisch zu halten, aber dann stolpert ein Farmer einfach so in die sicherste Anlage der Menschheit und die Leute dort, die ihn (bis auf den Professor) alle nicht kennen, wählen ihn sofort zum Piloten für die wichtigste Mission der Menschheit aus? Hallo?! Und es ist auch ein großer Zufall das ausgerechnet sein ehemaliger Professor jetzt der dortige Leiter ist. Das hätte man wesentlich besser lösen können, hier wirkt das ganze Drehbuch schon arg konstruiert.
Und was ich auch nicht verstehen kann: Sie müssen am Anfang mit einer Rakete ins All geschossen werden. Aber auf dem Wasserplaneten mit 130% Schwerkraft können sie einfach so abfliegen? Wozu brauchten sie dann die Rakete um die Erde zu verlassen?
Auch war es Merkwürdig das es zwei (von den drei) Planeten in der Nähe des Schwarzen Loches gab und nur auf einem die Zeit anders verlief. Zumal es ohnehin einem Selbstmord gleichkommt einen Planeten im Schwerkraftsfeld eines Schwarzen Loches besiedeln zu wollen. Den früher oder später wird er vom Schwarzen Loch aufgesaugt werden. Von der Sonne des Systems, die bereits vom Loch zerrissen wird, ganz zu schweigen. Lebensunfreundlicher gehts kaum.

Was ich sehr ärgerlich empfand war die Vorhersehbarkeit des Filmes. Es wurde so oft von den 12 Astronauten erzählt und speziell von dem einen von ihnen welcher der Aller Beste von ihnen war. Das wurde einem immer und immer wieder vorgekaut das es 1. nicht überraschend war das er auftauchen würde und 2. es noch weniger überraschend war das der Aller Aller Beste von ihnen natürlich durchdrehen und zur Gefahr werden wird.
Auch war von dem Moment an als man das Wurmloch verließ und das Schwarze Loch sah klar, das es früher oder später im Film ins Schwarze Loch ging. Genauso wie die ganze Zeit über klar war das am Ende nur die zwei übrig bleiben werden und er sich für sie Opfern wird. Das war alles das typische 08/15 Schema was mich dann doch sehr von Nolan enttäuscht hat. Im Vorfeld sprach man von einem Mutigen Film. Doch ich muss sagen das ich im Film nichts von diesem Mut gesehen habe. Einschließend dem doch sehr Mainstream gerechten Ende. Nolan hat mir hier viel zu viele Chancen liegen gelassen. Und gerade von Nolan hätte ich mehr erwartet und auch mehr gewünscht. Daher bleibt der Film für mich auch weit hinter 2001 zurück. Sehr weit sogar leider.

Was die ganze Zeitreise Sache angeht denke ich sollte man erst gar nicht anfangen darüber zu diskutieren. Das bringt nur Kopfschmerzen^^ Hier habe ich mir angewöhnt mich der jeweiligen Filmlogik anzupassen. Denn wirklich rein wissenschaftlich kann man das wohl ohnehin nicht erklären.
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MarieTrin : : Mrs. Justice
09.11.2014 12:11 Uhr | Editiert am 09.11.2014 - 12:30 Uhr
1
Dabei seit: 11.09.11 | Posts: 1.907 | Reviews: 27 | Hüte: 46
Gestern: IMAX - Interstellar

Oh man. Für mich ist Interstellar ohne Frage ein guter Film. Als ich aus dem Film herauskam, war ich vollkommen begeistert. Aber danach sind mir schon einige Dinge eingefallen, die man hätte anders machen können.
Nolan nimmt sich für die Einleitung viel Zeit, was erstmal ganz gut ist, aber dafür wirkt das Ende zu gehetzt. Da wird man einfach völlig überwältigt. Trotz dieser Überwältigung wirkte das Ende leicht unbefriedigend. Da wirkte das Ende von Inception runder.

2001- Odysse im Weltraum habe ich noch nicht gesehen, deswegen kann ich nicht sagen, inwiefern es da Anspielungen gab. Aber Ähnlichkeiten zu Sunshine und Gravity sind nicht von der Hand zu weisen. An bestimmten Stellen wurde ich stark an diese Filme erinnert.
Was die Handlung angeht, so kann ich da keine abschließende Meinung abgeben, dafür müsste ich den Film erst einmal auf Deutsch schauen. Gerade, wenn es um Theorien oder das Ende geht, war mir da auf Französisch nicht alles klar.

IMAX: ich bin ja sowieso seit Gravity ein Riesenfan vom IMAX und auch diesmal wurde ich nicht enttäuscht. Eine unglaubliche Bildgewalt und eine Tongestaltung. Da sind die Bässe so stark, dass man sie im Sitz spürt! Man vergisst teilweise, dass man im Kino sitzt und wenn die Musik ganz plötzlich abbricht hört man aus dem Saal keinen einzigen Mucks: alle halten gespannt den Atem an. Von der Spannung her auch echt gut gemacht.
Im Vorhinein wurde abundzu kritisiert, dass Nolan es nicht ganz schafft, Emotionen zu erzeugen. Aber da bin ich nicht unbedingt einer Meinung. Vielmehr war mir das einigen Stellen fast zu emotional, da standen die Tränen schon bereit. Das liegt auch ohne Frage an der Leistung der Schauspieler, insbesondere Matthew Mcconaughey ist einfach überzeugend.

Wenn ich eine Bewertung geben müsste, dann wäre sie sicherlich im Bereich 8+, ehr sogar 9+. Aber für eine 10 reicht es mir an der Stelle nicht, dafür habe ich das Ende einfach als zu gehetzt und nicht ganz rund empfunden.

Que la loi soit avec toi!

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TiiN : : Goldkerlchen 2019
09.11.2014 11:06 Uhr
0
Dabei seit: 01.12.13 | Posts: 9.053 | Reviews: 173 | Hüte: 607
@ArneDias

Nolan ist einer meiner Lieblingsregisseure und ich hab mit ihm fast durchweg sehr gute Erfahrungen gemacht. So hatte ich auch bei Interstellar die Hoffnung, dass ein sehr guter Film bei rumkommt. So geht es glaub ich vielen der "Fans" hier. Ich glaub nicht, dass einer vorher schon den "Meisterwerk"-Stempel rausgeholt hat.

Aber das Bild was man nun sieht habe ich mir so auch gedacht. Manche sind völlig aus dem Häuschen und andere denken sich "ja ganz nett aber mehr auch nicht". Das ist auch sicher kein Film der allen gefallen soll. Und das ist auch vollkommen in Ordnung so. smile


MJ-Pat
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luhp92 : : BOTman Begins
09.11.2014 03:50 Uhr
0
Dabei seit: 16.11.11 | Posts: 17.405 | Reviews: 180 | Hüte: 635
@ArneDias

Welche Szenen hast du denn als Logikfehler empfunden?

"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."

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Shalva : : Moviejones-Fan
09.11.2014 02:48 Uhr
0
Dabei seit: 04.06.11 | Posts: 4.513 | Reviews: 2 | Hüte: 128
@Nietsewitch

Also “richtig schlecht“ hört sich ja überhaupt nicht gut an... wink

Wie TiiN schon sagte, kannst Du eine ausführliche Kritik verfassen oder beim Zuletzt gesehen?-Thread einfach deine Meinung begründen. Mich würde es auch interessieren, warum Du Interstellar so “richtig schlecht“ findest. Aber halte dein Kommentar bitte Spoilerfrei oder benutze die Spoiler-Funktion.

Und mach dir wegen ChrisGenieNolan keine Sorgen... er ist relativ harmlos... naja, meistens jedenfalls! ;)

Auch von mir ein Willkommen beim MJ!
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