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Erbarmungslos

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Machs gut, lieber Clint!

Erbarmungslos Kritik

Erbarmungslos Kritik
17 Kommentare - 29.09.2013 von sittingbull
In dieser Userkritik verrät euch sittingbull, wie gut "Erbarmungslos" ist.

Bewertung: 5 / 5

Okay. Ich gebe zu der Titel klingt sehr sentimental, aber er beschreibt tatsächlich den Abschied einer Legende aus dem Genre, das ihn für immer verändert hat, das ihn zum Weltstar gemacht hat, das ihn für immer in unseren Köpfen eingebrannt hat. Und ich kann euch schon so viel verraten: Der Abschied ist wie so oft bittersüß. Handlung: In der Westernstadt Big Whiskey wird eine Prostituierte brutal von ihrem Freier verprügelt und mit einem Messer im Gesicht entstellt. Ihre Kolleginnen beschließen mangels der Hilfe des Sheriffs (Gene Hackman) ein Kopfgeld auf den Cowboy und seinen Begleiter auszusetzen. Notgedrungen beschließt der alternde, zurückgezogene Revolverheld William Munny (Clint Eastwood) noch einmal seine Colts zu ziehen und die 1000 Dollar zu kassieren. Munny, sein ehemaliger Partner Ned Logan (Morgan Freeman) und der Möchtegern-Revolverheld „Schofield Kid“ machen sich auf den Weg in die Stadt...mit fatalen Folgen. Kritik: Clint Eastwood schuf sich durch diesen Film aus dem Jahre 1992 ein weiteres Denkmal und widmete ihn seinen Mentoren Sergio Leone und Don Siegel. (im Abspann zu lesen) Ich habe diesen Film zum ersten Mal nachts um 23Uhr in der ARD gesehen. Das Resultat irgendwann um 1Uhr morgens: Gänsehaut am ganzen Körper. Ich sag euch auch gern wieso: Gleich zu Beginn kann ich alle Western-Skeptiker beruhigen. Es ist kein amerikanischer „Heimatfilm“ im klassischen Sinn, in dem ein furchtloser, gottgleicher Revolverheld ein paar Verbrecher oder Indianer umlegt um dann als Held des Jahrhunderts gefeiert wird. Es ist das genaue Gegenteil. Die Hauptfigur ist hier gebrochen und emotional verbraucht. William Munny war ein Säufer und ein brutaler Kopfgeldjäger. Er hat seinem alten Leben abgeschworen und lebt nun glücklos mit seinen Kindern auf einer kleinen Schweinefarm. Seine Frau starb mit nur 29 Jahren, die Schweine sind krank, die Taschen leer. Er ist längst kein guter Schütze mehr und hat Probleme überhaupt in den Sattel zu kommen. Als er von dem ausgeschriebenen Kopfgeld hört, sieht er darin die Möglichkeit sich und seinen Kindern wieder ein besseres Leben zu ermöglichen – auch wenn er dafür wieder zum Kopfgeldjäger werden muss. Clint Eastwood rechnet hier mit dem Mythos des Wilden Westens ab. Es ist eine kluge Charakterstudie über die Ausbreitung und Wirkung von Gewalt und zeigt eindrucksvoll wie scheinheilig die amerikanischen Werte sind. Es geht ums überleben, um Geld und um „Gerechtigkeit“. Für mehr war damals kein Platz. Eastwood spielt den abgehalfterten Helden perfekt. Er hat diese kalte, desillusionierte Aura, die den Charakter Munny’s optimal einfängt. Auch sein Ex-Kollege Ned Logan wird von Morgan Freeman sehr gut dargestellt. Man hat das Gefühl er ist einen Tick vernünftiger und eher die gute Seele in der Gruppe, schließt sich aber dennoch seinem alten Freund und Partner Munny an. Der dritte im Bunde ist „Schofield Kid“ (gespielt von Jaimz Woolvett). Ein junger, übermotivierter „Revolverheld“, der trotz mangelnder Erfahrung mit breiter Brust aufzutreten scheint. Ebenfalls hervorzuheben ist Gene Hackman in der Rolle des Sheriffs Little Bill Dagett. Er wurde vom Revolverheld zum geläuterten Gerechtigkeitsfanatiker, dem die Selbstjustiz der Prostituierten gar nicht gefällt. Sein Vorgehen erweist sich als äußerst brutal und er stellt den Stern an seiner Brust über alles. Vor Hackman hat man fast Angst. Bei diesen tollen Darstellern ist es nicht verwunderlich, dass der Film unter anderem davon getragen wird. Doch reicht das auch um den Film als Meisterwerk zu bezeichnen? Zumindest ist es eine sehr gute Basis. Hinzu kommen die grandiose Story gepaart mit genialen Dialogen, die Ironie, die tolle Landschaft (keine Wüste!) und dem ausgezeichneten Humor, der in einem Westernfilm normalerweise eher rar gesät ist. Es ist ein Film, der beim Zuschauer Fragen aufwirft und die Sache aus einem anderen Winkel betrachtet. War alles so glorreich? War alles so edel? Die Antwort kennt ihr bereits... Der Film hat außerdem so viele Wendungen, Entlarvungen und rührende Szenen parat, dass es einem fast schwindelig wird. Die musikalische Untermalung hält sich eher zurück und schlägt ruhigere Töne an – passend, denn der Film kommt zwar brutal aber durchaus auch lakonisch daher (Ich will damit sagen, dass es kein Gemetzel mit viel Effekthascherei und Linkin Park-Untermalung à la Transformers gibt). Er erzählt die Geschichte von 2 alten Männern und einem Jungspund, die bei ihrem Auftrag immer weiter an ihre Grenzen stoßen...bis zur Eskalation. Fazit: Eastwood spielt gekonnt mit den Klischees des Wilden Westens und bricht diese mit bitterer Ironie auf. Er zeigt die zerstörerische Wirkung von Gewalt und deren Folgen auf und entmythologisiert (was für ein Wort!) das Heldentum Amerikas gnadenlos. 4 Oscars (u.a. Beste Regie Eastwood, Bester Nebendarsteller Hackman) sprechen zudem eine eindeutige Sprache. [i]Unforgiven[/i], wie er im Original heißt, gilt für mich als einer der besten Filme überhaupt gerade weil er so vieles anders und damit richtig macht. Das Finale in der endlos wirkenden Regennacht und der Abspann sind so oder so über jeden Zweifel erhaben! Der letzte Ritt eines ikonischen Cowboys. Ich habe euch ja gewarnt – der Abschied ist wie so oft bittersüß.

Erbarmungslos Bewertung
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1010

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