Bewertung: 3 / 5
Joe Doucett (Josh Brolin) führt nicht das beste Leben. Dem Alkohol nicht abgeneigt, der Job ein notwendiges Übel und kein großes Interesse an Frau und Kind. Doch plötzlich hat er genug Zeit, über sein Leben nachzudenken: Aus für ihn unerfindlichen Gründen wird er gefangengenommen und wacht in einer isolierten Zelle auf. Aus Tagen werden Wochen, aus Wochen Monate und nach 20 Jahren ist er plötzlich frei. Frei, dorthin zu gehen, wohin er will. Inzwischen ein geläuterter Mensch, der gewillt ist, seine Tochter wiederzufinden. Doch dazu muss er dem Mann auf die Schliche kommen, der ihm das Leid der vergangenen Jahre angetan hat und herausfinden, wieso er diese Strafe auf sich nehmen musste. Bei seinen Nachforschungen begegnet Joe der jungen Marie (Elizabeth Olsen), die ihm aus unerklärlichen Gründen helfen will...
Zehn Jahre nachdem sich der südkoreanische Regisseur Park Chan-Wook mit Oldboy ein Denkmal setzte, will Spike Lee beweisen, dass der düstere Rachethriller ein amerikanisches Remake verdient, welches dem Original in nichts nachsteht. Vorhaben gelungen? Nein. Oldboy ist kein kompletter Reinfall, aber spielt im Vergleich mit dem Original in einer ganz anderen Liga.
Trailer zu Oldboy
Der Sinn eines Remakes ist es zumeist, das Original sinnvoll zu erweitern, einer Geschichte neue Facetten beizufügen oder einen nicht mehr zeitgemäßen Film einer jüngeren Generation zugänglich zu machen. Keiner dieser Gründe trifft bei Oldboy wirklich zu. Die Story ist bis auf einzelne Abwandlungen mit dem Original identisch, zwar wird versucht den Zuschauer auf eine falsche Fährte zu locken, doch wer den Originalfilm kennt, steigt schnell hinter die Einzelteile des Puzzles. Alle anderen dürften die Änderungen hingegen wenig bis gar nicht interessieren. Oldboy ist nicht das, was bei Departed - Unter Feinden gelang. Diesem wurde gegenüber dem Original Infernal Affairs deutlich mehr Substanz mitgegeben, was das Remake sogar zu dem besseren Film machte.
Glücklicherweise wird Oldboy durch die Umstände kein kompletter Totalausfall und bietet Neulingen noch immer eine ordentliche Thrillererfahrung. Die schauspielerischen Leistungen sind überzeugend, auch wenn Sharlto Copley einmal mehr etwas gewöhnungsbedürftig ist. Engelsflügel und der Oktopus sind sogar nette Anspielungen auf das Original. Mit etwas über 100 Minuten ist der Film flott inszeniert und bietet keine Längen, dafür aber auch selten die nötige Tiefe. Trotz Änderungen werden auch hier ein paar Tabus thematisiert, was den Film für den westlichen Markt hervorhebt. Manchmal gelingt es sogar, ein paar neue Ideen einzubauen, der Kulturschock nach der technischen Revolution in den letzten 20 Jahren zum Beispiel oder die im Film deutlich länger behandelte Gefangenschaft von Joe. Aber dann folgen die Schattenseiten.