Bewertung: 5 / 5
Einleitung
1968 schrieb und veröffentlichte Arthur C. Clarke den Roman 2001 - ODYSSEE IM WELTRAUM, der ein Jahr vor der Mondlandung auch von Stanley Kubrick verfilmt wurde. Beide Werke gelten als Meilensteine des Science-Fiction-Genres und war auch meine Einführung in die „westliche“ Science-Fiction, bevor ich Gene Roddenberrys Epos STAR TREK und dessen Spin-Offs kennenlernen durfte.
Nun hatte Kubricks Film nicht wie im Roman die Gegend um den Saturn als Finale, sondern Jupiter. 1982 begann Clarke mit einer Fortsetzung seines Romans, den er 2010 - DIE ZWEITE ODYSSEE betitelte. Auch dieser Roman wurde verfilmt, doch anstelle von Kubrick war es Peter Hyams. Doch weil Kubrick Jupiter als Ort des Finales wählte, schrieb Clarke daran anknüpfend seine Fortsetzung mit dem größten, bekannten Gasriesen unseres Sonnensystems und beschrieb damit gleichzeitig eine Form von Update der Handlung für sein Schaffen.
Clarke schrieb zwar noch zwei weitere Roman-Fortsetzungen, aber diese wurden bisher nicht verfilmt. Was Clarkes Epos für mich so besonders macht ist die Menschlichkeit und die Harmonie einer Zukunft wo die Menschheit voller Ehrgeiz, wenn aber nicht ohne Fragen über ihre eigene Existenz als Ganzes, sich daran macht geistig „erwachsen“ zu werden und die geliebte Wiege namens Erde mithilfe unseres Geistes, den wir in Technologie formen können, zu verlassen und unserer wahren Bestimmung zu folgen!
Die Realität sieht zum Zeitpunkt dieser Kritik leider sehr wenig danach aus. Es scheint als wolle die Menschheit als ganzes nicht wirklich das tun wozu sie in der Lage ist - nämlich ihre ganze Kraft für das Streben nach Erkenntnis über sich erlangen. Sicherheit, Wirtschaft, Negativität und grenzenloser nationaler Egoismus in Verbundenheit mit scheinheiligen Ideologien kämpfen gegeneinander, aber in Wahrheit kämpfen sie nicht gegeneinander sondern haben sich verbündet um die Freiheit des Geistes mit aller Macht niederzuschlagen. 4 gegen 1, wunderbar fair.
Ich zitiere nun aus dem Hagakure, von Tsunetomo Yamamoto, der ja in Teilen eigentlich sich gegen eine Freiheit des Geistes sogar stellt:
„Es gibt nichts, was unmöglich ist. Wenn man seine ganze Seele in eine Sache legt, lassen sich dadurch Himmel und Erde durchdringen. Nicht, dass man es nicht könnte: Die Menschen sind nur zu unentschlossen, um so etwas ins Auge zu fassen. Selbst ohne Kraftanstrengung Himmel und Erde in Bewegung zu versetzen wäre möglich, wenn man sich nur ein Herz fasste.“
Diese Aussage ist die Quintessenz zum Verständnis der gesamten japanischen Denken von Bedeutung. Wer diese Aussage wahrlich versteht, versteht auch die Bilder, Geschichten und deren Stilmittel denen japanische Produktion so inne sind, viel besser. Aber allen Widerständen zum Trotz, ich kämpfe für eine solche Zukunft! Sie ist die einzige Option! Basta!
1977 sorgte nun STAR WARS - EINE NEUE HOFFNUNG dafür, dass Science-Fiction hier im Westen der nötige Auftrieb verschafft wurde, den das Genre nötig hatte. Auch in Japan litt man an einer Schwäche, auch wenn dies für Nicht-Kenner nicht so aussehen mochte, es war aber so. STAR WARS konnte dank seiner Vielseitigkeit an Themen hier dafür sorgen, dass erneut frisch nachgedacht werden konnte. Wer MOBILE SUIT GUNDAM kennt, der weiß wovon ich spreche. Aber dies nur mal so am Rande und ein sehr bekanntes Beispiel.
Ein Jahr aber bevor STAR WARS in die Kinos kam, versuchte man das Anime-Studio Tokyo Movie Shinsa an einer Science-Fiction-Produktion, die einerseits sehr realistisch, andererseits aber die gegenwärtigen Errungenschaften der menschlichen Weltraumfahrt anerkennend fortzuführen. Doch schnell wurde das Projekt aufgegeben.
1980 nun brachte der bekannteste japanische Science-Fiction-Autor; Sakyo Komatsu die ersten Kapitel seines Buches SAYONARA JUPITER zu deutsch LEBEWOHL JUPITER auf den Markt. Allerdings blieb und ist diese Publikation bis zum heutigen Tage nicht außerhalb Japans erschienen. 1983 dann war Komatsu mit seinem zwei Bände messenden Geschichte fertig. In Zusammenarbeit mit Toho wurde nun das Projekt einer Film-Adaptation gestemmt. Toho war für diese Art von Film wie geschaffen und so begann die Arbeit am Projekt.
Zur ungefähr gleichen Zeit beendete Clarke sein Schreiben und wie erwähnt, die Verfilmung seines Stoffes wurde ebenfalls in Angriff genommen.
Story
LEBEWOHL JUPITER ist ein Science-Fiction-Film über die positive Eroberung des Weltraums, wie jeder, der sich für die Materie interessiert, besser nicht sein könnte. Es geht um unsere Natur, unser Wesen und unser Verhältnis zum großen Ganzen, das wir Universum nennen.
Der Film übt aber auch Kritik an der Auffassung, dass eine noch so gute Ideologie, dennoch missbraucht werden kann. Manche verstehen dies als eine Aufforderung zur Technokratie, aber dies ist schlicht und ergreifend nicht wahr. Die hier gezeigten Technologien sind allesamt sehr realistisch und da der Film Unterstützung durch das JPL der NASA erhielt, bieten sich hier eine neben dem guten Design, auch visuelle Veranschaulichungen an, was die Menschheit kann, doch aus irrationalen Gründen bisher nicht tat.
Wenn es beispielsweise Einstellungen gibt, wo das Oben nach Unten geht, weil es ja bekanntlich keinerlei „Oben“ wie „Unten“ in der Schwerelosigkeit gibt, dann finde ich dies wunderbar. Oder die Erzeugung künstlicher Schwerkraft durch Rotationsgondeln - warum gibt es Waschmaschinen auf der Erde, die diese Technik zum Trocknen von Wäsche nutzen, aber nicht eine einzige Raumstation oder gar Raumschiff? Versteht ihr was ich meine? Eine weitere Sache sind ist die Darstellung von Jupiters Atmosphäre die in diesem Film durchflogen wird - einfach eine zufriedenstellende Ausarbeitung!
Innerhalb des Films gibt es eine erstaunliche Menge von gezielten Produktplatzierungen, die am Anfang des Films sogar für einen nicht intendierten Lacher meinerseits sorgen. Ich sage nur auf der Verpackung steht: „This Humburger soars“ des wohl bekanntesten Fast-Food-Herstellers der Welt. Ja, „Humburger“, aber der Rest - schaut euch den Film selber an! Einfach zu derbe!
Für diese Kritik auf moviejones.de lasse ich erneut bewusst die Biographien der Mitglieder des Casts und der Crew weg. Ich wiederhole mich, jeder der mehr wissen will, fragt mich bitte. Allerdings kann ich hier mehr zu den Japanern Infos abgeben als zu den hier auftretenden westlichen SchauspielerInnen, weil diese meist nur Laienschauspieler waren und ausschließlich für diese Produktion ge-castet wurden. Dies ist eine Tradition im japanischen Kino meistens Westler, die in ihrem Land verweilen für ihre Filme zu engagieren, weil diese nicht zu teuer sind. Es ist aber nicht nur das Geld, sondern vielmehr der Grund, dass Hollywood Stars andere Arbeitsmoral an den Tag legen und deren Ruhm und Gesicht zu bekannt sind, als das eine Form von Realismus geschaffen werden könnte.
Die Spezialeffekte
Getreu der japanischen Spezialeffekte-Tradition wurden hier Modelle angefertigt. Kazutaka Miyatake war für LEBEWOHL JUPITER der verantwortliche Designer. Jedoch wurden hier auch zum ersten Mal und im größeren Maßstab CGI Effekte benutzt. Sicher für viele Nicht-Kenner wirken diese CGI-Effekte extremst unbeholfen, aber ich finde diese sehen wunderbar aus und sind besser gemacht als heutige. Sie wirken wie abstrakte Kunst. Ich mag abstrakte Kunst. Wer weiß schon heute was über die heutige Technik in 100 Jahren gedacht wird; also die westliche Einstellung CGI über alles ist einfach nur stupid und grenzt an absolute Vermessenheit!
Koichi Kawakita, der die Nachfolge als Spezialeffekte-Regisseur Tohos von Teruyoshi Nakano antreten sollte, hat mit diesem Film in Bezug auf seine Themen wahrlich einen realistischen Augenschmaus geliefert, denn man in japanischen und im westlichen Science-Fiction-Kino in dieser Art vergeblich suchen wird. Anime sind mal wieder hiervon ausgenommen, hier gäbe es schon Vergleichsmöglichkeiten.
Ja, hier hat Toho, das Studio, welches Godzilla gebar, nebst vielen Filmen von Akira Kurosawa wieder einmal einen Meilenstein abgeliefert, dessen Bedeutung hier im Westen und Bekanntheitsgrad mal wieder typischerweise nur Fan-Kreisen, geläufig ist. Aber ändere ich dies mit meiner Kritik.
Der Film bleibt aber einfach nur grandios!
Ausländische Fassung: Deutschland
In Deutschland erhielt der Film keinerlei Kinoauswertung und erschien um 1985 bis 1986. Genaue Daten liegen leider nicht vor, weil der Vertrieb ausschließlich für den Home Entertainment Markt, also damals noch VHS-Kassetten erfolgte. Die Firma, die dies tat war kein deutsches, sondern ein US-amerikanisches - CBS/ Fox Video. Der hier vergebene Titel lautet OPERATION JUPITER, oder auch JUPITER INFERNO für die DVD-Auswertung.
Wie bei so zahllosen anderen japanischen Titeln wurde hier gekürzt, hier um ca. 20 Minuten. Ich muss bewusst 20 Minuten sagen, weil die spätere DVD Auswertung ein paar mehr Szenen aufweist, die auf der CBS/ Fox Version nicht enthalten sind, wie gegen Anfang des Films, wo Eiji und Maria in der Schwerelosigkeit Sex haben und das gesamte Ending samt Credits. Meine vor Jahren recycelte VHS hatte eine deutlich kürzere Laufzeit!
Wie schon für DER WENDEPUNKT DER GESCHICHTE SHOWA - DIE SCHLACHT VON OKINAWA (1971) war es das Billig-Label MIG, das LEBEWOHL JUPITER hier auf DVD in einer Sammelbox mit anderen Filmen veröffentlichten. Es ist zwar die längste Fassung des Films in deutsch, aber nur auf deutsch, dennoch bleibt der Film stark gekürzt. Und dabei sind es keinerlei Gewaltszenen, zahlreiche sondern Handlungsszenen.
Diese Zensur sorgt dafür, dass insbesondere das Verhältnis zwischen den Charakteren Eiji und Maria ohne Ende Verwirrung beim Zuschauer auslöst, weil die persönliche Rückblende beider Charaktere entfernt wurde. Darüber hinaus scheint wohl der Tod eines Delphins durch einen Hai zu hart und brutal für den deutschen Zuschauer gewesen zu sein, weil eine solche Szene ebenfalls der Schere zum Opfer fiel.
Obwohl ich gerne CBS/ Fox und den deutschen Medienwächtern diese Schuld zuschieben möchte, so eindeutig kann ich dies in diesem Fall dann doch nicht tun. Es gibt eine japanische TV-Version des Films, deren Laufzeit sich ungefähr mit der deutschen Version vergleichen lässt. Es wäre möglich, dass diese Version für die deutsche Synchronisation in den 1980ern acquiriert wurde. Leider kann ich meine Vermutung nicht bestätigen, weil besagte TV-Version einst nur in Japan und diese nur gegen gegen 1991 mal ausgestrahlt. Die japanische und die US-amerikanische DVD sind natürlich unzensiert. Wie gesagt, die Lage bliebt leider hier sehr nebulös.
Die deutsche Synchronisation macht hier und da richtig entsetzliche entsetzliche Fehler, wie beispielsweise, dass ein Komet unsere Sonne zerstören könne oder richtig schlimm, wenn aus dem Namen Inoue, Ihneu wird! Einfach schrecklich.
Aber der Film bot dem deutschen Zuschauer auch die Möglichkeit zwei weitere Toho-Produktionen, wenn auch nur ausschnittsweise zu begutachten: MIYAMOTO MUSASHI - DAS LETZTE KAPITEL - DUELL AUF DER INSEL GANRYU (1956) von Hiroshi Inagaki mit Toshiro Mifune als den Musashi, den Kensei und DREI RIESENMONSTER - DIE GRÖßTE MONSTERSCHLACHT DER ERDE (1964) von Ishiro Honda. Ferner bis zum Jahr 2125 dürfen wir laut Komatsu auf 20 STAR WARS-Filme hoffen ; )
Ersteres ist bis heute nicht erschienen, während letzteres erst 2011 endlich seinen Weg in die BRD finden konnte. Ja, neben dem 1969 entstandenen GODZILLA, MINIRA, GABARA - GROßANGRIFF ALLER MONSTER, war dies die einzige Godzilla Showa-Produktion, die damals kurz nach der japanischen und US-amerikanischen Veröffentlichung nicht nach Deutschland kam.
Ferner das Original bietet neben japanisch, auch englisch und deutsch als Nebensprache an, als Zeichen einer positiv politisch und geistig vereinten, aber zur gleichen Zeit kulturell sehr vielfältigen Welt. Dies fällt natürlich durch die Synchronisation leider komplett weg.
Aber die positive Stimmung des Films bleibt erhalten, was mich einigermaßen zufriedenstellt. Ihr wisst, ich schaue eigentlich fast ausschließlich im Original mit Untertitel.
Einfluss
Obwohl der Film niemals offiziell in den USA auf VHS erschienen ist, sondern seine Premiere auf DVD im Jahre 2007 feierte, hatte der Film merkwürdiger Weise einen Einfluss auf STAR TREK IV - ZURÜCK IN DIE GEGENWART (1986). Die Buckelwal-Gesänge der Außerirdischen, die man in beiden Filmen nicht sieht, sondern nur deren Schiffe ist der erste Punkt.
Ganze drei Jahre vor dem vierten, bei manchen Fans, sehr beliebten Zeitreise-Films mit der klassischen Crew der U.S.S. Enterprise NCC-1701. Ferner 1987 startete ja STAR TREK - THE NEXT GENERATION im TV, der zweite Ableger von Roddenberrys TV-Serie. LEBEWOHL JUPITER bietet einen Proto-Wesley Crusher.
„Faszinierend“. Wenn ich diese Bemerkung mal in den Raum stellen darf.
Schlussworte
Dieser Film hat für mich im „normalen“ Bereich der Science-Fiction einen sehr hohen Stellenwert, denn er hat mich in meinen Ansichten bezüglich der Menschheit und des Themas Weltraumfahrt nicht nur geprägt, sondern vielmehr bestätigt er viele meine Ansichten. In Verbindung mit den Visionen Ishiro Hondas (hier gilt der Film MYSTERIÖSER STERN GORATH als essentiell) und Clarkes sehe ich hier eine positive Energiequelle für uns. Wir Menschen sind alle miteinander verwandt, es gibt keine Unterschiede körperlicher oder visueller Natur, nur unsere Versuche einer Erklärung unserer Existenz unterscheiden sich in deren Ausführung.
Ein wahrlich guter Film, mit allen was mich zufrieden, stellt, ich empfehle diesen mit Freude weiter! Fassen wir uns ein Herz und durchdringen den Himmel, dazu sind wir da!