
Bewertung: 2 / 5
Nach den teils verheerenden, teils durchwachsenen Kritiken von Bullyparade – Der Film tilgte ich diesen Streifen schweren Herzens von meiner Must-See-Liste. Ursprünglich war ich wirklich in freudiger Erwartung, als ein neues Werk von Michael Herbig und Kollegen angekündigt wurde. Ich gebe zu, ich war früher eher der sporadische Bullyparade-Gucker – stellte mir nie den Wecker, um den Fernseher rechtzeitig zur Bullyparade einzuschalten bzw. den Sender zu wechseln.
Dennoch war ich ein Fan der Kinoproduktionen Herbigs – allen voran Der Schuh des Manitu und (T)Raumschiff Surprise – Periode 1. (wobei Periode schon nicht mehr so zünden wollte, wie Manitu). Was machte Bully damals richtig? Es war die Kombination aus einer verrückten Story, dem Slapstick im Stile der 80er-Jahre US-Komödien (Police Academy, Die Nackte Kanone, etc.), hochwertige Inszenierung, die an teure Hollywood-Produktionen erinnerte und die tolle Musik. Als Filmemacher hatte Bully bei mir ein wirklich hohes Ansehen. Er bewies, dass dieser besondere "Filmlook" auch in Deutschland möglich ist und Produktionen nicht "billig" aussehen müssen.
Trailer zu Bullyparade - Der Film
Mittlerweile ist Bullyparade – Der Film nun bei Amazon Prime verfügbar, was mich dazu bewegte, doch mal reinzuschauen (3 von 5 Sterne bei Amazon ist ja nun nicht ganz katastrophal). Dass der Film in eigenständige Episoden unterteilt ist, war mir bereits bewusst und ich konnte den Film dementsprechend befreit von dieser "Enttäuschung" starten. Zunächst fiel mir auf, dass Amazon Prime als Mit-Produzent aufgelistet wird, was mich kurz überraschte. Dann ging`s aber los.
Wir bekommen fünf in sich geschlossene Episoden geliefert: Zurück in die Zukunft, Winnetou, Sissi, Lutz und Löffler und Raumschiff Enterprise (hier: Raumschiff "Hasselhoff"). Mit der "Zurück in die Zukunft" Episode beginnt das erste Abenteuer eigentlich noch recht witzig. Doch bereits hier fällt auf, dass die oben genannten Slapstick-Einlagen eher, wie gewollt, aber nicht gekonnt ausfallen. Es ist einfach nicht witzig. Offenbar muss es Bully und seiner Crew ebenfalls aufgefallen sein… zumindest treten diese speziellen, und meistens im Hintergrund stattfindenden Gags, später nur noch sporadisch in Erscheinung. Andere Gags werden künstlich so in die Länge gezogen, dass sie einfach nur noch langweilig wirken. Das wichtigste an einem Witz ist Timing. Wenn man zu viel Zeit bekommt und sich der Lacher somit über eine zu lange Zeit dehnen muss, fällt er entsprechend "leiser" aus.
Als Zweites fiel mir die Inszenierung auf. Die "Hollywood-mäßige" Bildsprache fehlte komplett. Es sah tatsächlich aus, wie billig produzierte Episoden aus einer Folge der TV-Bullyparade. Das ist in einer Fernseh-Show auch nicht weiter schlimm, da man ein deutlich kleineres Budget hat. Aber ein abendfüllender Spielfilm? Finanziert von Warner Brothers Deutschland, Amazon Prime, Bullys eigener Produktionsschmiede HerbiX und diversen Filmförderungsanstalten? Ein Blick auf die Crew offenbart, dass Kamera-Chef Stephan Schuh, der noch für die Fotografie von Manitu und Periode verantwortlich zeichnete, durch Torsten Breuer ersetzt wurde. Ob dies der Grund für die TV-Qualität war, oder ob der TV-Charakter so gewollt war, entzieht sich meiner Kenntnis.
Dass man auch hierzulande tolle digitale Effekte kann, wurde ja bereits in Periode bewiesen. Im krassen Kontrast zu den tollen Raumschiff-Animationen wirkt dann die Studioatmosphäre auf dem "Planet der Frauen" einfach nur lächerlich. Vermutlich wollte man die Studioatomsphäre der 60er Jahre Enterprise-Episoden persiflieren - dann hätte man aber so konsequent sein sollen, die Raumschiff-Aufnahmen ebenfalls entsprechend "altbacken" wirken zu lassen.
Schauspielerisch muss man nicht allzu viel sagen… auf ihre komödiantische Art und Weise machen Bully, Tramitz und Kavanian ihre Sache wie gewohnt, Sky du Mont glänzt einmal mehr durch sein Overacting (was m.M.n. jedoch in Bully-Komödien passt). Lediglich auf die Cameos hätte man auch verzichten können – diese wirken einfach nur angestrengt. Irgendwie muss die deutsche Promi-Elite doch in das Prestigeprojekt untergebracht werden.
Alles in allem wirkt der Film, als wären unterschiedliche Filmteams für die verschiedenen Episoden im Einsatz gewesen, oder dass man für jede Episode das Budget extra aushandeln musste. Wirkt die Winnetou-Episode noch am stimmigsten, da wunderbare Wild-West-Umgebung auf tolle Requisiten und Kulissen trifft, und dem Ganzen durch einen großen Stab an Schauspielern und Statisten Leben eingehaucht wird, wirkt die Sissi-Episode wie ein schlechter Witz. Ganze 5 Personen tummeln sich in einem leerstehenden Schloss.
Letztlich ist es dann Bullys Haus- und Hofkomponist Ralf Wengenmayr, der einmal mehr durch eine tolle Filmmusik glänzen kann. Bereits in allen anderen Bully-Filmen, sowie in zahlreichen weiteren deutschen Filmproduktionen konnte er sein Talent unter Beweis stellen. Sein Metier ist das große Orchester und er versteht es, dieses mit seiner ganzen Bandbreite auszukosten und Musik zu komponieren, die ins Ohr geht.
Fazit: Lange Rede, kurzer Sinn: Der Film beginnt mit einer Zeitmaschine… warum nicht sämtliche Episoden irgendwie via Zeitreisen miteinander verbinden? Wieso nicht ein roter Faden, der auf eine witzige Art und Weise Cloud Atlas auf eine humoristische Plattform hieven könnte? Aber nein, es ist nicht einmal das mangelhafte Grundgerüst, an dem der Bullyparade-Film krankt. Es ist das Gesamtpaket, das nicht funktioniert. Es wäre meiner Ansicht nach so einfach gewesen, hier einen tollen Zeitreise-Spaß zu produzieren (okay, hatten wir schon bei Periode, aber so what...). Die Zutaten dafür waren alle da – man hätte sie nur einfach nutzen sollen.
Ein paar Gags waren zugegeben dabei und ich musste zwischendurch mal schmunzeln. Von einem solchen Film erwarte ich aber, dass ich öfter schmunzeln muss und es kann nicht sein, dass erst die Bloopers am Ende das volle Komödienpotential ausschöpfen. Zusammen mit der wirklich schönen Filmmusik gebe ich Bullyparade – Der Film gutmütige 2 von 5 Narrenkappen.
