Bewertung: 4 / 5
Chip und Chap - Die Ritter des Rechts ist wohl die Überraschung des bisherigen Jahres. Die Hoffnung war zwar stets vorhanden, doch die Zweifel mindestens ebenso. Als mit John Mulaney und Andy Samberg die neuen Stimmen der beliebten Streifenhörnchen verkündet wurden, fragten sich viele Fans, ob dieser Film überhaupt noch etwas mit dem beliebten Original zu tun haben wird. Alles deutete darauf hin, dass uns hier ein ähnliches Debakel erwarten wird, wie zuletzt mit Space Jam 2 oder Tom & Jerry. Doch das finale Ergebnis könnte nicht weiter entfernt davon liegen.
Chip und Chap - Die Ritter des Rechts Kritik
Es ist Jahrzehnte her, seit ihre erfolgreiche Fernsehserie abgesetzt wurde, und Chip ist einem Leben als Versicherungsvertreter in der Häuslichkeit eines Vororts erlegen. Chap hat sich derweil einer CGI-Operation unterzogen und arbeitet im Nostalgie-Convention-Circuit, um seine glorreichen Tage noch einmal zu erleben. Als ein ehemaliger Kollege auf mysteriöse Weise verschwindet, müssen Chip und Chap ihre zerbrochene Freundschaft reparieren und erneut ihre Ritter des Rechts-Detektivpersönlichkeiten annehmen, um das Leben ihres Freundes zu retten.
Trailer zu Chip und Chap - Die Ritter des Rechts
Wenn man einen Film als Vergleich heranziehen müsste, wäre es wohl Falsches Spiel mit Roger Rabbit aus dem Jahr 1988. Dessen Qualität vermag Chip und Chap - Die Ritter des Rechts aber nicht ganz zu erreichen. Zum einen war die Fusion aus echten Schauspielern und Zeichentrickfiguren seinerzeit noch revolutionär. Heute mag so etwas immer noch unterhalten, haut aber niemanden mehr von den Sitzen. Zudem ist die Story nicht mehr als ein Vehikel für die Figuren und bietet nichts wirklich Neues oder spannendes. Gerade hier hätte man sich ruhig mehr einfallen lassen können.
Doch das waren auch schon alle negativen Kritikpunkte, die wir haben. Chip und Chap - Die Ritter des Rechts ist ein absolut gelungenes Comeback, das zu unterhalten und zu überraschen weiß. Und er richtet sich an alle Altersgruppen. Manche Themen sind so verpackt, dass nur Erwachsene sie verstehen, gleichzeitig die Kinder damit aber keinerlei Probleme und ebenfalls Spaß haben. Ähnlich verhält es sich bei den vielen Referenzen. Dabei scheut der Film keine Selbstkritik an das Leben in Hollywood und stimmt stellenweise sogar sehr kritische Töne an.
Folgendes müssen wir natürlich erwähnen: Ja, es ist keine richtige Fortsetzung der Serie. Aber die Charaktere der Rettungstruppe fühlen sich trotzdem alle richtig an, so wie man sie eben von damals kennt, bis auf eine Ausnahme vielleicht, das wollen wir euch aber nicht spoilern. Begibt man sich auf die Meta-Ebene des Films, so müsste man kritisch anmerken, dass Chip, Chap und die anderen sich damals in der Serie einfach selbst gespielt hätten.
Und hier wären wir auch schon bei dem Punkt, der am meisten Spaß macht, nämlich die gerade genannte Meta-Ebene. Und anders als bei Space Jam 2 funktioniert sie hier auch fantastisch. Los Angeles ist überfüllt mit bekannten Figuren, seien es Zeichentrickfiguren, Animationsfiguren, Puppen, Stop-Motion-Charaktere oder sogar Socken. Und die Macher schaffen ein Kunststück, von dem wir nicht wissen, wie sie es erreicht haben, ohne das Budget des Films auf über eine Milliarde gesprengt zu haben.
Denn wer glaubt, man trifft hier nur auf Figuren, für die Disney die Rechte besitzt, der irrt gewaltig. So unterhaltsam Free Guy auch war, musste man sich dort rein auf die Disney-Lizenzen begrenzen. Space Jam 2 hatte nur die Warner-Bibliothek zur Verfügung. Chip und Chap - Die Ritter des Rechts sprengt buchstäblich die Grenzen des für möglich gehaltenen. Es ist uns ein Rätsel, wie sie das alles in der heutigen Zeit geheim halten konnten. Schon lange hat uns nichts mehr so sehr überrascht.
Wir wollen euch die Überraschung natürlich nicht verderben, aber ihr dürft euch auf die eine oder andere durchaus bekannte Figur freuen, deren Rechte zum Beispiel bei Warner Bros, Paramount oder Universal liegen. Es ist der Wahnsinn! Und wir raten euch, auch sehr gut auf die Hintergründe zu achten. In fast jeder Szene verstecken sich überall irgendwelche Cameos. Ihr kommt nie darauf, wer im Film das Model für Gucci ist. Hier tauchen Figuren auf, die wir niemals in einem Disney-Film erwartet hätten.
Doch wenn das für euch jetzt so klingt, als hätte man all die Figuren einfach lieblos in den Hintergrund gepackt wie bei Space Jam 2, dann können wir euch beruhigen. Zum einen sehen all die Figuren auch so aus, wie man sie kennt, und zum anderen sind sie nicht nur einfach so da, sondern sie dienen alle dem Zweck des Films. Denn dadurch wird ein glaubhaftes und lebhaftes Los Angeles erschaffen, dass wohl wirklich genauso aussehen könnte, würden all die Figuren ein echtes Leben haben.
Vor allem eine Animationsfigur eines anderen Studios bekommt hier eine überraschend wichtige und große Rolle und es ist ein Auftritt, das garantieren wir euch, mit dem niemand gerechnet hat. Und diesem Auftritt zuzustimmen, dafür gebührt dem betreffenden Studio enorm viel Respekt.
Auch zu den Animationen möchten wir noch etwas sagen. Denn hier bemerkt man schnell auffallende qualitative Unterschiede. Dies ist jedoch nicht zu kritisieren, sondern zu loben. Denn wie bereits erwähnt, tummeln sich im Film allerhand verschiedene Arten an fiktiven Charakteren und die sind auch alle unterschiedlich animiert. Der Polizeichef Captain Putty ist zum Beispiel eine Stop-Motion-Knetfigur und bewegt sich deshalb auch recht abgehackt. Es gibt sogar einen Stadtteil extra für schlecht animierte Figuren, womit ihr jetzt auch wisst, wo die Katzen aus Cats gelandet sind. Genau diese Detailverliebtheit ist für uns der ganz große Pluspunkt des Films.
Die deutsche Synchronisation wollen wir abschließend auch noch positiv erwähnen, denn selbst hier findet sich dieses Auge fürs Detail. Chap heißt im englischen Original Dale. Dadurch ergeben sich im Englischen mit dem Original-Titel Chip ´n Dale gewisse Witze, die im Deutschen keinen Sinn ergeben hätten. Die Lösung: In der deutschen Synchronisation wird Dale zu seinem Geburtsnamen und Chap zu seinem späteren Künstlernamen. Es ist nur eine Kleinigkeit, aber dies überhaupt zu thematisieren, gehört lobend erwähnt.
Mit Chip und Chap - Die Ritter des Rechts liefert Disney einen so guten Film ab, dass es schade ist, dass dieser nur auf Disney+ veröffentlicht wurde und nicht ins Kino kam, denn die große Leinwand hätte sich dieser Film definitiv verdient. Ein gelungener Hybrid aus Kinderfilm und Spaß für Ältere, wie es ihn seit Roger Rabbit nicht mehr gab. Wir können nur hoffen, dass dies nicht das letzte Abenteuer der Rettungstruppe war und wir sie schon bald wiedersehen dürfen. Auftrag absolut erfüllt!
Wiederschauwert: 85%