
Bewertung: 3 / 5
Zum Glück haben sich die Macher gegen Größer, Höher und Weiter entschieden und die Geschichte von Fast & Furious 10 stärker auf die Figuren konzentriert. Dadurch ist die Handlung zwar nicht vor Albernheiten gefeit, und das ständige Gesülze von Familie und Co hängt einem nach der x-ten Wiederholung zum Hals heraus. Dennoch schafft es der Film größtenteils, den Vorgänger hinter sich zu lassen und bietet dank Jason Momoa und John Cena einige schöne Momente.
Fast & Furious 10 Kritik
Eigentlich hat Dom (Vin Diesel) seine Vergangenheit hinter sich gelassen und lebt nun ein ruhigeres Leben mit seiner Familie. Er ist bereit, Verantwortung abzugeben und kümmert sich lieber um seinen Sohn. Doch die Vergangenheit lässt einen niemals los, und die Ereignisse von Rio de Janeiro holen Dom ein. Dort starb ein Vater, und dessen Sohn Dante (Jason Momoa) schwor Rache. Zehn Jahre lang hat er an seinem Plan gearbeitet, und dabei sind weder Doms Feinde, Freunde, noch seine Familie jemals sicher...
Trailer zu Fast & Furious 10
Was kann man von einem Film erwarten, der bereits der zehnte Teil einer Reihe ist, in der jede Absurdität bis ins Extrem getrieben und kein nerviger Gag ausgelassen wurde? Nicht viel, und anstatt den Irrsinn noch weiter zu eskalieren, macht Regisseur Louis Leterrier genau das Richtige: Er konzentriert sich wieder auf die Figuren und drosselt den Wahnsinn um einige Stufen. Doch im Fall von Fast & Furious 10 sollte man das nicht falsch verstehen. "Geerdet" bedeutet in dieser Reihe lediglich, dass diesmal auf Panzer, U-Boote und Weltraum verzichtet wird. Ansonsten ändert sich an den gewohnten Zutaten nichts: attraktive Frauen, schicke Autos, viel Testosteron und jede Menge leere Sprüche.
Auch dieses Mal können wir uns auf Vin Diesel verlassen, der mit erschreckend glatter Gesichtsmimik grimmig dreinschaut und Sprüche raushaut, die man genauso gut in schlecht übersetzten asiatischen Glückskeksen finden könnte. Seinetwegen schaut man sich diese Reihe ganz gewiss nicht an, und schon gar nicht Fast & Furious 10. Immerhin sein Nervfaktor ist nach den unsäglichen letzten zwei Teilen gesunken und selbst der zweite Störfaktor Tyrese Gibson ist hier ein paar Stufen gedrosselt und damit erträglich geworden.
Die eigentlichen Highlights liegen ganz woanders, allen voran der Neuzugang Jason Aqua-Khal-Drogo-Man Momoa, der dem restlichen Cast gnadenlos die Show stiehlt, sichtlich Spaß bei der Sache hat und sich für nichts zu schade ist. Zwar hatten wir öfter das Gefühl, dass wir statt Momoa die inzwischen sehr pummelige Version von Steven Seagal erleben, denn die beiden sehen sich unfassbar ähnlich, aber das minderte keineswegs die Performance. Auch John Cena liefert wieder eine herrliche, teilweise selbstironische Darbietung ab und verdient es, in deutlich mehr Actionfilmen in den Mittelpunkt gerückt zu werden.
Der Rest des Casts besteht aus einer bekannten Mischung aus Haupt- und Nebenfiguren, die alle für fünf Minuten ihr Gesicht in die Kamera halten dürfen, ungeachtet dessen, ob es die Handlung maßgeblich vorantreibt. Dabei bleibt man sich auch treu: Niemand bleibt länger als zwei oder drei Filme tot, es sei denn, man ist böse. Der Mangel an Fokus auf einige wenige Figuren stellt eines der Hauptprobleme von Fast & Furious 10 dar. Obwohl die Erdung des Films lobenswert ist und man versucht, sich ernsthafter mit allem auseinanderzusetzen, fehlt es an der klaren roten Linie, an der man sich entlanghangelt. Es wird ständig zwischen den Gruppen hin und her gesprungen und Szenen werden unnötig in die Länge gezogen.
Die Senkung der Frequenz der Actionsequenzen ist von Vorteil und verhindert, dass wir als Zuschauer abstumpfen. Generell sind die Sequenzen gut gemacht, nicht ganz so übertrieben, aber leider wird immer noch unnötig viel CGI verwendet, was der Immersion in einigen Szenen tatsächlich abträglich ist, wenn selbst die einfachste Physik radikal außer Kraft gesetzt wird. Trotz der Reduzierung der Häufigkeit werden die Actionszenen oft unnötig in die Länge gezogen, und eine Straffung von 20-30 Minuten hätte dem Film gutgetan, insbesondere da er ohne Auflösung in einem Cliffhanger endet.
Nachdem aus der ursprünglichen Idee eines Zweiteilers nun eine Trilogie geworden ist, stellt sich durchaus die Frage: Warum? Die Geschichte von Fast & Furious 10 rechtfertigt im Vergleich zu früheren Filmen nicht sie derart auszudehnen, und hätte problemlos in einem einzigen Film erzählt werden können. Was fehlt, ist die wirkliche Herausforderung, an der die Figuren wachsen müssen. Zwar ist Momoa allen immer fünf Schritte voraus und hat immer einen Plan B, C und D in petto, selbst wenn er überrascht wird, aber das muss der Zuschauer einfach akzeptieren, genauso wie die erwähnte Missachtung der Physik.
Alles in allem bleibt Fast & Furious 10 ein Film für Fans, der mit ansprechenden Bildern, aber wenig Dramatik aufwarten kann. Er wird schnell verdaut und schnell vergessen, schaltet aber wieder ein paar Gänge hoch. Ebenfalls ist es erfreulich, dass man sich hier nicht ständig über die Idiotie der vorherigen Teile die Haare raufen muss, was im Fast-Universum schon als echte Anerkennung zu betrachten ist.
Wiederschauwert: 30 %
