
Bewertung: 3.5 / 5
Der Kreis schließt sich. Gut achtzehn Jahre nach Unbreakable bringt Regisseur M. Night Shyamalan seinen ersehnten Abschluss in die Kinos und damit gut zwei Jahre nach Split. Unzerbrechlich, zersplittert, Glas ... was im Jahr 2000 noch keiner ahnen konnte, vollzieht Glass als Trilogie-Finale auf deutliche Weise: Die Comic-Hommage mit einer doch eher komplexen Story, die man Comics gar nicht zutraut.
Glass Kritik
David Dunn (Bruce Willis) arbeitet nicht mehr im Stadion und hat eine Sicherheitsfirma gegründet, die er gemeinsam mit seinem Sohn (Spencer Treat Clark) betreibt. Auf seinen Streifzügen nach Übeltätern trifft er wie gewollt auf Kevin Wendell Crumb (James McAvoy), doch anstatt des gefährlichen Psychopathen Herr zu werden, werden beide im hitzigen Kampf von einer Spezialeinheit gestellt. Untergebracht in einer hochgesicherten psychiatrischen Anstalt, versucht die Spezialistin Dr. Ellie Staple (Sarah Paulson) den beiden zu erklären, dass mitnichten Superkräfte Hintergrund ihrer Physis sind. Ebenso wie Mr. Glass (Samuel L. Jackson), der seit Urzeiten einsitzt und als gebrochener Mann so scheinbar gar nicht mehr übermächtig erscheint...
Trailer zu Glass
In einer Kritik wie zu Glass muss man besonders vorsichtig sein, sich nicht auf Spoilerpfade zu begeben, denn das würde allen nur die Überraschung verderben - wie auch Sarah Paulson im Interview meinte, die Spoiler wie kaum etwas anderes hasst. Aber wie ihr es von uns gewohnt seid, werden wir keine Details verraten, damit ihr Glass im Kino so erleben könnt, wie es sein soll.
Aber lohnt sich denn der Kinogang? Hört man sich im Netz so um, könnte man meinen, Shyamalan ist in finsterste The Happening-Zeiten zurückgefallen, denn eine Vielzahl der Kritiken geht nicht gerade liebenswürdig mit seinem neuesten Werk um.
Für unseren Geschmack schafft es der Regisseur, die Fäden seit Unbreakable konsequent zusammenzuführen, so dass man als Zuschauer kein Detail vermisst und sich fragen müsste, wie das alles gekommen ist. Typisch Shyamalan erwartet uns eine Story, die nicht alltäglich ist, von Verlust, Trauer und Schmerz geprägt ist und doch genau so in unserer Welt spielen könnte. Nimmt sein erster Film seiner "Eastrail 177"-Trilogie das Thema Superkräfte und Comics noch dankbar an, aber verortete den Film eher beiläufig als Comic- bzw. Superheldenfilm, lässt Glass keinen Zweifel mehr daran, aus welcher Richtung der Wind weht.
Solide und mit dem ihm eigenen Selbstbewusstsein geht Shyamalan an die Sache und vor allem an seine Superhelden ran, die inkl. der ganzen Story recht geerdet sind, verglichen mit Marvel & Co. Und so entspannt sich am Ende vielleicht keine Weltbedrohung auf einem Hochhaus, aber doch eine kleine Spitze gegen die üblichen Verdächtigen.
Speziell McAvoy spielt seine unzähligen Charaktere über den malträtierten Kevin Wendell Crumb, Dennis, Patricia, Hedwig und all die anderen bis hin zum kraftstrotzenden Biest mit einer spielerischen Leichtigkeit und einem tiefen inneren Ernst, so dass der Film bei aller Skurrilität sehr ernstgenommen werden kann. Allein seine Performance ist es wert, Glass eine Chance zu geben, auch wenn kein überragendes Werk geschaffen wurde. Die schon in unserer Kritik zu Split angedeuteten Grundzüge aus S.P. Somtows Roman "Wolfsruf" verhallen auch jetzt nicht für uns, aber wir sind geneigt, dennoch Shyamalans Einfälle zu würdigen.
Dafür fehlt - trotz aller schauspielerischen Leistungen und seines Ideenreichtum - eine gewisse Leichtigkeit, etwas erwartet Unerwartetes, woran es Glass dann doch mangelt. So toll es ist, Sarah Paulson in ihrer Rolle als Psychiaterin zu sehen, die eigentlich nur helfen will, aber dennoch eine subtile Bedrohung ausstrahlt, Bruce Willis als gebrochenen Helden (ist er einer?) und Samuel L. Jackson als gehandikapte, aber perfide Bedrohung, so wenig bietet Shyamalan all jenen etwas, die einen großen Knall als Trilogiefanal erwartet haben. Aber muss er das? Auf seine Art ein überaus spezieller, persönlicher Film, der aber für manche in zu ruhigem Fahrwasser verweilt. Man muss vielleicht ein Fan von genau jener Erzählweise sein, um das Positive in Glass zu sehen und sich drauf einzulassen, was hier geboten wird. Vielleicht sind wir inzwischen zu viel gewohnt, zu viel Höher, Schneller, Weiter, zu viele Twists und Wendungen, als dass man von Shyamalans Vision nicht enttäuscht sein könnte. Und wer schon in Split mit der Idee haderte, wird hier auch nicht glücklich.
Wir entscheiden uns bei der Tendenz zwischen 3-3,5 Hüten für die etwas höhere Auslegung.
