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Mad Max - Fury Road

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Die Beerdigung der "Mad Max"-Reihe: "Mad Max: Fury Road"

Mad Max - Fury Road Kritik

Mad Max - Fury Road Kritik
7 Kommentare - 26.06.2023 von Entenverlag
In dieser Userkritik verrät euch Entenverlag, wie gut "Mad Max - Fury Road" ist.
Mad Max - Fury Road

Bewertung: 4 / 5

Spoiler- & Triggerwarnung:
Sexismus, Missbrauch, Gewalt, Tod

"Mad Max: Fury Road" trägt seine Vorgänger zu Grabe. Denn abseits äußerlicher Ähnlichkeit ist sein Inneres ein fundamental anderer Film. Einer, der das Zepter an eine neue Zeit übergibt. In welchem das Franchise in der Gegenwart ankommt. Er bricht mit früheren Herangehensweisen, erweitert bekannte Wege - und ist zutiefst feministisch.

Trailer zu Mad Max - Fury Road

Schließlich weiß George Miller, dass die männliche Perspektive der Vergangenheit angehört. Kino heute ist über schweigsame Protagonisten und körperbetonte Actionhelden hinaus - oder sollte es sein. Und so entzieht "Mad Max: Fury Road" seiner Hauptfigur nach und nach den Fokus. Es ist Furiosas Geschichte, Max erzählt sie nur. Weder ist er ihr Anlass, noch ihr Gegner. Seine große Tat geschieht offscreen. Sein Hintergrund bleibt angedeutet.
Der Raum gehört Furiosa. Mit jeder Minute ein Stück mehr. Max Visionen werden seltener; und muss ein Schuss sitzen, gibt er ihr das Gewehr. Mehr noch, um Furiosas Leben zu gewährleisten, schenkt er ihr einen Teil von seinem. Eine Geste, welche auch ihn vermenschlicht, ihm einen Namen gibt. Die für Einheit und Gleichheit steht.
Doch der Triumph ist ihrer. Der Film schließt mit einem Shot aus Furiosas Perspektive, gefolgt von einem Shot auf sie. Fünf Frauen, die auf eine Menschenmenge hinabschauen. In "Mad Max: Fury Road" weicht das Patriarchat dem Matriarchat, und weiter der Gerechtigkeit. Es ist Furiosa, die den Antagonisten tötet, aber statt dessen Platz einzunehmen seine Ressourcen umverteilt. Kein Machtwechsel, sondern Befreiung; die jungen Frauen, die lange unter einem misogynen System physischer Ausbeutung gelitten haben, lassen die Gewalt hinter sich. Auf eigenen Wunsch hin.

Eine alte Generation vertraut die Erde einer neuen an. Pflanzensamen werden vererbt, das Grün ein auffälliger Kontrast im kalten Blau. In einer lebensfeindlichen Welt ist das Leben besonders. Auch visuell - "Mad Max: Fury Road" spielt nicht nur in der Wüste, er wendet sie an. Auf seine Ereignisse, seine Gestaltung, seine Figuren.
Die Inszenierung ist charakternah und immersiv. Subjektiv gar, Bild und Ton der Situation angepasst. Explosionen treffen die Kamera, Zeitlupen und optische Unruhe wechseln einander ab. Max Erinnerungen vermischen sich mit der Realität, fallen rauschhaft über Zuschauende her. Und geraten die Charaktere in einen Sandsturm, überträgt sich diese Reizüberflutung mittels flackender Farbwechsel ins Visuelle.
Auch ganz ohne Soundtrack: Schreie und Motoren kreieren das Auditive, die Musik dient mehr als klimatisches Element. Sie kontrastiert treibende Rockmusik mit opulenten Symphonien, charakterisiert die sich nähernde Bedrohung und trägt den Rhythmus physischer Auseinandersetzungen. Bis sie, als expliziter Teil des Filmes, selbst Part einer Kampfchoreografie wird. Wie auch Soundeffekte in direktem Zusammenhang mit Figuren stehen, wenn sich Erlösung, Verwirrung oder Benommenheit in der Geräuschkulisse spiegeln.
Und doch verliert "Mad Max: Fury Road" nie die Übersicht. So dynamisch sich die Kamera der Action hingibt, behält sie dennoch stur das relevante Bilddetail im Blick. Centerframing; schnelle Schnitte verschieben die Perspektive entlang der optimalen Raumaufteilung. Immer wieder reihen sich die Bildelemente in perfekter Harmonie aneinander, ergänzt die Anordnung von Charakteren den Hintergrund. Die Suche nach Ästhetik in einer dreckigen Welt - visuelles Stroytelling.

George Miller formuliert die Entwicklung seiner Figuren implizit. Die Geschichte ist simpel, ihre Ausgestaltung ist es nicht: Die Reise der Protagonisten bringt sie nicht nur in natura, sondern vor allem menschlich voran. Stiehlt Max dem Warboy Nux einen Stiefel, bringt er ihm nach ihrer Verbrüderung einen neuen. Öffnet er sich anderen Personen, verliert er seinen Maulkorb. Als wäre das Biest in ihm nun gezähmt, fortgeführt in seiner Auopferung für Furiosa. Welche wiederum, mit dem Verblassen ihrer Kriegsbemalung, Stück für Stück vermenschlicht wird. Ebenso wie Nux; ein Seitenwechsel, der auch optisch geschieht.

In "Mad Max: Fury Road" gelangt jedes Detail zu späterer Bedeutung. Sein Kino ist ein Progressives, sich Ursprung wie Veränderung bewusst. Da ist es nur konsequent, dass der nächste Eintrag in das Franchise von Anfang an einer weiblichen Hauptrolle folgt. Man ist in der Gegenwart angekommen.

8 von 10 Enten.

Mad Max - Fury Road Bewertung
Bewertung des Films
810

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7 Kommentare
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Entenverlag : : Moviejones-Fan
27.06.2023 12:32 Uhr
0
Dabei seit: 20.02.23 | Posts: 103 | Reviews: 21 | Hüte: 17

@Rotwang:

Ich freue mich auch sehr auf "Furiosa", ja. Gerade weil es mir nicht möglich war, "Mad Max: Fury Road" im Kino zu schauen. Ich hoffe, Miller gelingt auch diesmal ein ähnlicher Geniestreich.

"Je poetischer, je wahrer."
~Novalis

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Rotwang : : Moviejones-Fan
27.06.2023 08:32 Uhr | Editiert am 27.06.2023 - 08:33 Uhr
0
Dabei seit: 11.06.20 | Posts: 892 | Reviews: 0 | Hüte: 26

Bei Mad Max wird in den ersten Minuten klar, dass es den Oscar für Best Art Direction geben muss, die Zidadelle mit all den Accessoires, ihren Bewohnern, der Technik (vom Fahrstuhl bis zur "Melkanlage"), alles sieht brilliant aus. George Miller hat sich einfach die richtigen Leute ausgesucht, die diese Vision zum Leben erwecken. Der Film ist bis zum Ende in seiner Hässlichkeit so schön.

Blade Runner und Mad Max sind, trotz allem von Nolan, meine Filme des aktuellen Jahrhunderts, da stimmt von vorne bis hinten eigentlich alles, so geht Kino jenseits der Fließbandproduktionen, der x-ten Comicadaption und des CGI-Overkills.

Ich freue mich auch auf Furiosa, selbst wenn Furiosa, jetzt nicht mehr Charlize ist, aber Max war auch nicht Gibson und es ist der Film rockt, ich vertraue darauf dass Miller liefert.

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Entenverlag : : Moviejones-Fan
27.06.2023 03:49 Uhr
0
Dabei seit: 20.02.23 | Posts: 103 | Reviews: 21 | Hüte: 17

@TiiN: Vielen Dank ^^

"Je poetischer, je wahrer."
~Novalis

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TiiN : : Goldkerlchen 2019
26.06.2023 20:25 Uhr
0
Dabei seit: 01.12.13 | Posts: 9.047 | Reviews: 173 | Hüte: 607

In unserer damaligen Wahl der besten Filme der 2010er Jahre auf Platz 3 gelandet. smile Das bekräftigt die Aussage von luhp92.

Ein schöner Text zu einem spannenden Film!


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Entenverlag : : Moviejones-Fan
26.06.2023 15:58 Uhr
0
Dabei seit: 20.02.23 | Posts: 103 | Reviews: 21 | Hüte: 17

@luhp92:

Ja, unterschreibe ich so, kann den Film auch immer wieder schauen. Von einem Freund von mir ist es auch der absolute Comfort-Fillm und ich sehe, warum.

"Je poetischer, je wahrer."
~Novalis

MJ-Pat
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luhp92 : : BOTman Begins
26.06.2023 09:14 Uhr
0
Dabei seit: 16.11.11 | Posts: 17.398 | Reviews: 180 | Hüte: 635

Kandidat Lieblingsfilm, für mich weiterhin einer der besten Filme der 2010er Jahre, im Actiongenre erst recht.

"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."

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Entenverlag : : Moviejones-Fan
26.06.2023 03:33 Uhr
1
Dabei seit: 20.02.23 | Posts: 103 | Reviews: 21 | Hüte: 17

Es gibt wenig so beeindruckende Action-Szenen wie die Sandsturm-Szene für mich.
Aber davon ab bedeutet der Film mir persönlich generell sehr viel, irgendwie. Deswegen wollte ich ihn schon länger in einer solchen Analyse ehren. Hoffe, ich konnte dem irgendwie gerecht werden. ^^

"Je poetischer, je wahrer."
~Novalis

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