
Bewertung: 4 / 5
Manche Filme verfolgt man über Jahre, andere tauchen plötzlich völlig überraschend aus dem Nichts auf, so wie The Creator Ende April dieses Jahres. Disney veröffentlichte auf der CinemaCon in Las Vegas einen ersten Trailer und dieser hinterließ mächtig Eindruck. Auf einmal hatte jeder diesen neuen Film von Regisseur Gareth Edwards (Rogue One - A Star Wars Story) auf dem Schirm. Und mit dem Wegfall von Dune - Teil 2 avancierte The Creator dann sogar zur großen Science-Fiction Hoffnung des Jahres. Es wäre jedoch nicht das erste Mal, dass die Trailer einen besseren Film versprechen, als man am Ende im Kino bekommt. Zu unserer Freude können wir hier jedoch Entwarnung geben, denn der Film ist tatsächlich so gut, wie man gehofft hat. Großes Kino für die große Leinwand.
The Creator Kritik
Nachdem eine künstliche Intelligenz, eigentlich dazu geschaffen, die Menschheit zu beschützen, sich gegen seine Schöpfer wandte, steht die Menschheit im Krieg gegen die Maschinen. Die Menschen stehen kurz davor, den Krieg zu gewinnen, als sie von einer neuen Waffe der Maschinen erfahren, die alles verändern könnte. Ein Soldat wird damit beauftragt, diese neue Waffe zu finden und zu zerstören. Doch was er findet, ist etwas vollkommen anderes, als er erwartet hat: Ein Kind, welches seinen Schutz benötigt.
Trailer zu The Creator
Ein bildgewaltiger Blockbuster mit Anspruch, so etwas findet man heutzutage leider nur noch selten vor. Doch Gareth Edwards, der neben der Regie auch für das Drehbuch verantwortlich war, schafft es hier äußert gekonnt, die Größe und Bildgewalt eines Blockbusters mit dem Anspruch einer in Teilen auch philosophisch anmutenden Science-Fiction-Geschichte zu verbinden und das ganze dann auch noch unterhaltsam wirken zu lassen. In dem einen Moment wischt man sich eine Träne aus dem Gesicht, im nächsten kann man schon wieder lachen und zwischendurch macht man ob der visuellen Pracht des Films große Augen. The Creator bietet schlichtweg alles, was man sich von einem Besuch im Kino nur wünschen kann.
Der Humor ist dabei dezent gestreut und er zieht nie etwas ins Lächerliche oder untergräbt emotionale Momente. Und von diesen Momenten gab es durchaus ein paar, vor allem eine, die es euch schwer machen wird, nicht ergriffen zu sein. Zumindest wir konnten nur schwer die Tränen zurückhalten. Emotionen, aber auch Menschlichkeit, sind generell ein zentrales Thema dieses Films. Getragen wird dies von den Charakteren, die alle wie echte Menschen wirken, sogar diejenigen, die eigentlich keine Menschen sind.
Emotionale Momente funktionieren aber nur, wenn die Schauspieler ihren Job gut machen und das tun sie hier. John David Washington ist längst kein Geheimtipp mehr und braucht sich auch längst nicht mehr vor seinem berühmten Vater zu verstecken. Sei es die Action oder die Emotion, man nimmt ihm beides ab. Fast durchgängig an seiner Seite agiert die junge Madeleine Yuna Voyles, der hier wohl das größte Lob gehört. Sie hat uns zum Lachen und zum Weinen gebracht, mehr kann man fast nicht von einer noch so jungen Schauspielerin verlangen. Eine wirklich tolle Leistung.
Der Film ist so sehr auf diese beiden Figuren konzentriert, dass er dadurch leider die anderen etwas vernachlässigt. Es ist immer ein Vergnügen, Ken Watanabe zu sehen, doch allzu viel zu tun bekommt er hier nicht. Gleiches gilt für Gemma Chan und Allison Janney.
Bleiben wir etwas kritisch. Mensch gegen Maschine und die Gefahren künstlicher Intelligenzen sowie die philosophischen Fragen, die damit einhergehen, sind nichts Neues in der Science-Fiction. Und auch The Creator bietet hier keinen neuen, originellen Ansatz. Nahezu alles, was der Film thematisiert, findet man bereits in anderen Werken. Und dies ist durchaus ein Kritikpunkt, zumal manches dadurch, vor allem für den erfahrenen Kinogänger, recht vorhersehbar wird. Vor allem das Ende enttäuscht, da hier auf bewährtes gesetzt wird, statt etwas Neues oder gar mutiges zu präsentieren.
Und doch hilft dieser Kritikpunkt dabei, hervorzuheben, warum The Creator zwar kein perfekter Film, aber doch ein hervorragender geworden ist. Denn der Film verbirgt seine Wurzeln zu keiner Zeit und auch Edwards selbst hat in Interviews immer wieder betont, dass er von bestimmten Werken inspiriert wurde und dies in The Creator hat mit einfließen lassen. Hier trifft Blade Runner auf Kurosawa. Obgleich die einzelnen Elemente allesamt vertraut sind, hat er durch solch eine Mischung etwas ganz Eigenes geschaffen, mit einem ganz eigenen Ton. Roboter als buddhistische Mönche oder arbeitend auf Reisfeldern hat man in jedem Fall bislang noch nicht allzu oft gesehen.
So exotisch und futuristisch vieles auch wirkt, kommt einem so einiges auch historisch betrachtet sehr bekannt vor. Ob gewollt oder nicht, zeichnet der Film durchaus Parallelen zum Vietnam-Krieg auf. Und infolgedessen kommt die USA hier nicht gerade allzu gut weg. Gute Science-Fiction zeichnet sich oft dadurch aus, mithilfe einer futuristischen Geschichte nicht nur uns unsere eigene Menschlichkeit vor Augen zu führen, sondern auch historische Themen in einem neuen Gewand zu verarbeiten. Beides ist hier der Fall, leider werden diese Themen nur am Rande behandelt und hätten gerne noch mehr im Zentrum stehen können.
Über allem steht die visuelle Pracht dieses Films. Bereits mit Godzilla und Rogue One - A Star Wars Story bewies Edwards, wozu er visuell fähig ist. The Creator bildet dabei keine Ausnahmen, eher die Krönung. Dieser Film ist ein Kunstwerk. Die Bilder, die er hier einfängt, kann man ausdrucken und an die Wand hängen. Und es geht hier nicht nur um die großen, epischen Bilder, sondern auch die eher intimen, z.B. in Klostern stattfindenden Momenten. Dieser Film sieht von Anfang bis Ende einfach umwerfend gut aus.
Gleichwohl könnte das Bild an sich bei so manchem vor allem jüngeren Kinogänger Kritik hervorrufen, denn Edwards entschied sich gegen den mittlerweile gewohnt cleanen und scharfen Look digitaler Bilder und wählte vielmehr ein eher körniges Bild der analogen Ära. Dies wirkt fast schon altmodisch. Doch wir finden, dass dies die genau richtige Wahl war, da der ganze Film dadurch ein episches cineastisches Feeling erhält und auch die Effekte davon enorm profitieren.
Generell muss man die Effekte hervorheben, die allesamt absolut hochwertig aussehen und sich von vielen Blockbustern der letzten Zeit abheben. Nicht einmal sind uns auffällige oder gar schlechte CGI-Effekte aufgefallen. Die Qualität ist noch erstaunlicher, bedenkt man das Budget des Films, welches gerade einmal 80 Mio. $ betrug. Kein Film, der dieses Jahr bereits veröffentlicht wurde, kann The Creator in diesem Punkt das Wasser reichen, obwohl viele von ihnen teilweise mehr als das dreifache gekostet haben. Eine solch gekonnte Kombination aus umwerfend eingefangenen Bildern, wunderschönen Kulissen und herausragenden Effekten ist uns zuletzt bei Blade Runner 2049 und Dune begegnet.
Fazit
Hin und wieder hat man das Glück, in einem Film zu sitzen, wo bereits nach wenigen Minuten klar ist, dass einem ein wirklich tolles Kinoerlebnis erwartet. The Creator versprüht von Beginn an eine große Klasse, die er fast bis zum Ende hin aufrechterhalten kann. Gerade Science-Fiction-Filme wachsen mit der Zeit, doch zumindest jetzt würden wir hier noch nicht von einem Meisterwerk sprechen. Dafür war das Ende dann doch zu generisch und auch die Story stellenweise etwas zu sehr gehetzt. Hier hätten wir uns ausnahmsweise über eine etwas längere Laufzeit gefreut.
Trotz ein paar kritischer Punkte erwartet euch hier ein absolutes Highlight. Gareth Edwards hat etwas geschaffen, was es mittlerweile nur noch selten gibt, nämlich einen Blockbuster mit Anspruch und Gefühl. Ein Film, bei dem man nicht warten sollte, bis er für zu Hause erhältlich ist. Gemacht für die große Leinwand ist The Creator der visuell beeindruckendste Film des Jahres.
Wiederschauwert: 80%
