Bewertung: 2 / 5
Dieser Film ist vielleicht etwas für die vielen Freunde von Comicverfilmungen unter euch. "The Crow" ist, anders als die Hochglanz-Superhelden, die derzeit oft die Leinwand schmücken, eine düstere und vor allem überraschenderweise sehr trashige Adaption eines Comics von James OBarr. Auf dem Papier ist diese Rachefantasie im Gothic-Gewand aus meiner Sicht eigentlich interessanter als das, was die Konkurrenz dieser Tage bietet und dennoch scheitert "The Crow" kläglich. Ein schlechtes Drehbuch, hohle Charaktere und vor allen Dingen die Tatsache, dass die Macher davor zurückschreckten, sich voll und ganz dem Schund zu verschreiben, tragen dazu bei, dass der Film gar nicht überzeugen kann. Der Film nimmt sich zwar nicht all zu ernst, aber ernst genug, um zu suggerieren, dass der Zuschauer sich tatsächlich um das scheren sollte, was da auf der Leinwand passiert. Die Macher wissen, dass ihr Material ziemlich dämlich ist, aber ich hätte mir gewünscht, dass sie wirklich entschlossen allen Einsatz auf blödsinnige Unterhaltung setzen, was leider nicht der Fall ist. Visuell kann "The Crow" eigentlich fesseln und die düstere, regnerische Atmosphäre in der verkommenen Stadt sticht positiv hervor. Als die Hauptfigur mitten im Film eine elektrische Gitarre umschnallt, durch die Gegend schleppt und die Klänge ihres Spiels über den Dächern der Stadt durch die Nacht schallen, kommt kurzzeitig das befriedigende Gefühl auf, als hätte man sich nun wirklich dem ultimativen Trash zugewandt. Aber dieses Gefühl der Akzeptanz hält leider aus verschiedenen Gründen nicht an. Das Hauptproblem hier ist, dass der Streifen - genau wie sein tragischer Held - im Zwielicht wandert. Es ist eine emotional tote Zone und der Film schafft es nicht, den richtigen Ton zu finden. Er ist schlicht nicht übertrieben genug, um wirklich zu unterhalten, aber auch nicht bodenständig genug um ernsthaftes Mitgefühl zu erwecken. Dabei sei auch gesagt, dass ich mir ein bisschen mehr Blutvergießen gewünscht hätte. Trotz des Siegels "Keine Jugendfreigabe" kamen mir einige Szenen so vor, als würde ich eine geschnittene Version anschauen. Ich glaube wirklich, dass man in diesem Fall noch viel mehr auf Komik und hoch stilisierte, überzogene Action im Splatterformat hätte setzen sollen. Aber der Film platziert sich selbst in der Mitte zwischen Trash und ernstem Rachedrama und immer wenn versucht wird, eine ernste Note zu treffen, verfehlt der Film sein Ziel meilenweit. Die Wahrheit ist, dass mich die Figuren vollkommen kalt ließen, aus verschiedenen Gründen. Zunächst einmal zum Plot, den ich bisher außen vorgelassen habe, da es eigentlich so gut wie keinen Plot gibt. Der Film beginnt am Tatort eines eben verübten Verbrechen. Exposition wird hier ebenfalls klein geschrieben. Nach fünf Minuten ist alles, was der Film an Information zu bieten hat, gesagt. Ein junges Paar wird von einer Gruppe widerlicher Krimineller in seiner Wohnung attackiert und ermordet. Die Frau namens Shelly (gespielt von Sofia Shinas) wird vergewaltigt und stirbt erst nach langer Leidenszeit im Krankenhaus, nachdem ihr Freund Eric Draven aus dem obersten Stock des Wohnhauses geworfen wurde. Um für Gerechtigkeit zu sorgen, wird die rastlose Seele des Mannes ein Jahr nach den schrecklichen Vorkommnissen von einer Krähe von den Toten wiedererweckt. Der Vogel wird für Eric zum ständigen Begleiter und fungiert als seine einzige Verbindung zwischen Unterwelt und Realität. Als Eric folglich das Appartment aufsucht, werden die üblichen Flashbacks gezeigt, um uns an die grausame Tat zu erinnern. Allerdings scheint dieser Versuch eine emotionale Verbindung zur Hauptfigur herzustellen, nur hier zu sein, weil es gezeigt werden muss. Sehr kurz und vollkommen ohne Gewicht wird das übliche Szenario abgespielt, während sich der Protagonist bereit macht, seine Rachepläne durchzusetzen. Danach beginnt er die vier Gangster zu suchen und einen nach dem anderen zu töten. Diese Jagd nach den Tätern stellt sich abgesehen vom großen Finale als nicht sonderlich spektakulär heraus. Das bringt uns zum nächsten Punkt und zwar dem Showdown, der mehr wie ein schlecht eingebauter Zusatz wirkt. Das liegt daran, dass der Boss der Gangsterbande bis dahin eigentlich keine Funktion hatte und vollkommen unbeteiligt war. Auch seine Motivationen sind bis zuletzt nicht klar. Wo wir bei Zusätzen sind, sei gesagt, dass es auch noch zwei weitere mehr oder weniger unnötige Figuren gibt. In einem vollkommen irrelevanten Subplot geht es um ein kleines Mädchen namens Sarah, das auf der Straße lebt, während die Mutter eine drogensüchtige Prostituierte zu sein scheint. Sie war mit dem ermordeten Paar befreundet, erfüllt für die Story aber nur den öden Zweck als Plot Device die letzte Actionszene einzuleiten. Etwas mehr zu tun, aber auch nicht gerade in einer gewichtigen Rolle, spielt Earnie Hudson. Der Streifenpolizist unterstützt Eric, auch wenn ihn das in Schwierigkeiten mit seinem Chef bringt. Keiner dieser Charaktere ist interessant und vor allem die Gegenspieler bleiben extrem flach. Die Dialoge (wie die ganze Story) sind oft sehr kitschig und die meisten Witze funktionieren nicht. Das einzig wirklich traurige, bewegende am Film ist, dass Brandon Lee - der Schauspieler der den wiedergeborenen Rächer spielt - bei den Dreharbeiten zu "The Crow" am Set bei einem Unfall schwer verletzt wurde und ums Leben kam. Herzliches Beileid. Seine Performance hat mich interessanterweise an Heath Ledgers Joker in "The Dark Knight" erinnert, auch wenn sie sicherlich nicht derart in Erinnerung geblieben ist beziehungsweise bleiben wird. Der Unterschied ist der, dass der Clown in Batman sehr viel greifbarer, komplexer und furchteinflössender rüberkam, während die Krähe tatsächlich eine lächerliche Clownfigur ist ... und es gibt nichts schlimmeres als einen unlustigen Clown. "The Crow" war ein ziemlicher Erfolg in den 90ern, hätte aber meiner Meinung nach in ihrem Grab bleiben sollen. http://eliasandthemovies.blogspot.de/
The Crow - Die Krähe Bewertung