Bewertung: 2.5 / 5
Eine große Widmung und ein großes Thema: Der Film ist 1,5 Millionen ermordeten jüdischen Kindern gewidmet, heißt es im Abspann. Es geht um Wunderkinder, wie der Titel besagt. Das namhaft besetzte Drama von Regisseur Marcus O. Rosenmüller kommt nun in die Kinos.
In der Ukraine des Jahres 1941 leben die jungen Musiker Abrascha und Larissa - er hochbegabter Geiger, sie Pianistin. Sie sind zwölf Jahre alt, aber immerhin schon so weit, dass sie nach Amerika auf Tournee gehen sollen, in die berühmte Carnegie Hall. Vor Stalin dürfen sie jetzt schon spielen. Erstaunlich, dass sich da Hanna, die kleine Tochter eines in der Ukraine ansässigen deutschen Brauereibesitzers (Kai Wiesinger), überhaupt heranwagt an die beiden.
Hanna sucht ihre Freundschaft auf dem verbindenden Weg der Musik. Diese Freundschaft wird die dunkelsten Zeiten überdauern. So will es die Geschichte, den Alice Brauner, Tochter des Berliner Produzenten Arthur Brauner, produzierte. Arthur Brauner hatte auch die Idee zum Film.
Hanna, die Brauerstochter, möchte zu gerne mit den jüdischen Nachbarskindern, die so begabt sind, musizieren, und so bringt ihr deren Lehrerin Irina (Gudrun Landgrebe) tatsächlich das Violinspielen bei. Ein bisschen zu schnell geht das, als dass es glaubhaft wäre, auch ist die zu erklimmende Kunsthöhe eigentlich viel zu hoch.
Trotzdem - und trotz der mütterlichen Verweigerung ("man darf nicht mit jüdischen Kindern spielen") - entspinnt sich eine schöne Freundschaft zwischen den drei Kindern. Da spielen sie glücklicherweise, wie andere Kinder spielen, fern von Mozart, Schumann und Brahms. Noch wird ihr Leben nicht von der Brutalität des deutschen Überfalls in der Ukraine erdrückt. Und eben auch noch nicht von der Weltkarriere, die ihnen bevorstehen soll.
Doch bald bricht das Unheil über sie herein. Nach Hitlers Kriegserklärung werden zuerst die Deutschen von den Sowjets als Feinde verfolgt. Danach, als die Deutschen die Ukraine besetzen, müssen sich die jüdischen Familien im Keller des Bierbrauers verstecken. Auf ihrer Flucht kommt es zur Schießerei. Zwar überleben die Wunderkinder. Doch sollen sie nun vor einem kunstsinnigen SS-Führer zu Himmlers Geburtstag musizieren. Der SS-Mann will vom Gelingen des Konzerts ihr Leben abhängig machen. Fast schon brechtisch verfremdend füllt der arme Konstantin Wecker die Schergenrolle aus.
Das alles ist erzählt als ein "So könnte es gewesen sein". Zu unbekümmert, zu larmoyant wird aus der Rückschau der alt gewordenen Hanna resümiert, aus der später noch eine große Musikerin geworden ist. Der Film will mit großer Geste die Idee hoch halten von der Musik, die das Schlimme überdauern kann. Dass Beethoven oder Brahms die Konzentrationslager nicht verhindern konnten, wird zu wenig bedacht.
Es ging ja alles erschreckend gut zusammen. Man bekommt hier eine riesige Sehnsucht nach der Wahrheit der Anne Frank, auch nach den Filmen, die ihr Schicksal und ihr Genie zum Inhalt haben. Die bezaubernd spielenden jugendlichen "Musiker" - Imogen Burrell als Alissa, Elin Kolev als Abrascha, auch Mathilda Adamik als Hanna - können daran nur wenig ändern.
Wunderkinder bekommt 2,5 von 5 Hüten.
(Quelle: teleschau - der mediendienst | Wilfried Geldner)