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Wunderkinder

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Sehnsucht nach Anne Frank

Wunderkinder Kritik

Wunderkinder Kritik
1 Kommentar - 28.09.2011 von FBW
Hierbei handelt es sich um eine Kritik der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW).

Bewertung: 2.5 / 5

Eine große Widmung und ein großes Thema: Der Film ist 1,5 Millionen ermordeten jüdischen Kindern gewidmet, heißt es im Abspann. Es geht um Wunderkinder, wie der Titel besagt. Das namhaft besetzte Drama von Regisseur Marcus O. Rosenmüller kommt nun in die Kinos.

In der Ukraine des Jahres 1941 leben die jungen Musiker Abrascha und Larissa - er hochbegabter Geiger, sie Pianistin. Sie sind zwölf Jahre alt, aber immerhin schon so weit, dass sie nach Amerika auf Tournee gehen sollen, in die berühmte Carnegie Hall. Vor Stalin dürfen sie jetzt schon spielen. Erstaunlich, dass sich da Hanna, die kleine Tochter eines in der Ukraine ansässigen deutschen Brauereibesitzers (Kai Wiesinger), überhaupt heranwagt an die beiden.

Hanna sucht ihre Freundschaft auf dem verbindenden Weg der Musik. Diese Freundschaft wird die dunkelsten Zeiten überdauern. So will es die Geschichte, den Alice Brauner, Tochter des Berliner Produzenten Arthur Brauner, produzierte. Arthur Brauner hatte auch die Idee zum Film.

Hanna, die Brauerstochter, möchte zu gerne mit den jüdischen Nachbarskindern, die so begabt sind, musizieren, und so bringt ihr deren Lehrerin Irina (Gudrun Landgrebe) tatsächlich das Violinspielen bei. Ein bisschen zu schnell geht das, als dass es glaubhaft wäre, auch ist die zu erklimmende Kunsthöhe eigentlich viel zu hoch.

Trotzdem - und trotz der mütterlichen Verweigerung ("man darf nicht mit jüdischen Kindern spielen") - entspinnt sich eine schöne Freundschaft zwischen den drei Kindern. Da spielen sie glücklicherweise, wie andere Kinder spielen, fern von Mozart, Schumann und Brahms. Noch wird ihr Leben nicht von der Brutalität des deutschen Überfalls in der Ukraine erdrückt. Und eben auch noch nicht von der Weltkarriere, die ihnen bevorstehen soll.

Doch bald bricht das Unheil über sie herein. Nach Hitlers Kriegserklärung werden zuerst die Deutschen von den Sowjets als Feinde verfolgt. Danach, als die Deutschen die Ukraine besetzen, müssen sich die jüdischen Familien im Keller des Bierbrauers verstecken. Auf ihrer Flucht kommt es zur Schießerei. Zwar überleben die Wunderkinder. Doch sollen sie nun vor einem kunstsinnigen SS-Führer zu Himmlers Geburtstag musizieren. Der SS-Mann will vom Gelingen des Konzerts ihr Leben abhängig machen. Fast schon brechtisch verfremdend füllt der arme Konstantin Wecker die Schergenrolle aus.

Das alles ist erzählt als ein "So könnte es gewesen sein". Zu unbekümmert, zu larmoyant wird aus der Rückschau der alt gewordenen Hanna resümiert, aus der später noch eine große Musikerin geworden ist. Der Film will mit großer Geste die Idee hoch halten von der Musik, die das Schlimme überdauern kann. Dass Beethoven oder Brahms die Konzentrationslager nicht verhindern konnten, wird zu wenig bedacht.

Es ging ja alles erschreckend gut zusammen. Man bekommt hier eine riesige Sehnsucht nach der Wahrheit der Anne Frank, auch nach den Filmen, die ihr Schicksal und ihr Genie zum Inhalt haben. Die bezaubernd spielenden jugendlichen "Musiker" - Imogen Burrell als Alissa, Elin Kolev als Abrascha, auch Mathilda Adamik als Hanna - können daran nur wenig ändern.

Wunderkinder bekommt 2,5 von 5 Hüten.


(Quelle: teleschau - der mediendienst | Wilfried Geldner)

Wunderkinder Bewertung
Bewertung des Films
510

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1 Kommentar
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Mik : : Moviejones-Fan
28.09.2011 23:23 Uhr
0
Dabei seit: 28.10.10 | Posts: 4 | Reviews: 0 | Hüte: 0
Ich war gestern Abend bei der Filmpremiere in Berlin dabei und kann mich nicht der Kritik anschließen!
Es ist falsch, dass Hanna viel zu schnell das Geigenspiel erlernt hat, sie konnte es schon vorher und hat es nur perfektioniert im Zusammenspiel mit Abrascha und Larissa!
Es geht hier im Film auch nicht darum, dramatisch die Greuel des 2. Weltkrieges aufzuzeigen. Diese werden schon durch die naiven und kinldichen Fragen der 3 Hauptakteure heraufbeschworen, die durch die Liebe zur Musik langsam zu Freunden werden und nicht glauben können, was Erwachsene anderen Menschen antun können. Die Frage nach dem "Warum" ist allgegenwärtig im Film und lässt auch uns, so viele Jahrzehnte später immer wieder daran verzweifeln!
Einerseits hört man in diesem Film die wunderschöne Musik, die die Kinder immer wieder spielen und die einen mitreißt, selbst wenn man keine klassische Musik mag, vorallem das selbstkomponierte Stück "Lied der Freundschaft", welches man noch lange nach dem Film im Kopf hat! Und auf der anderen Seite der Kampf ums überleben, der nur durch die Freundschaft der 3 Kinder ermöglicht wird und nicht zuletzt, das Spiel ums Leben: Nur wenn Abrascha und Larissa perfekt spielen, dürfen sie weiterleben. Diese abartigen Spiele wurden damals leider so oder in ähnlicher Weise praktiziert!
Es muss nicht immer Anne Frank sein um das Grauen des 2. Weltkrieges zu begreifen, manchmal reicht es auch einfach richtig hin zu hören und sehen.
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