Bewertung: 4.5 / 5
Bevor wir uns der Kritik zu Zack Snyder´s Justice League widmen, ein kurzes Vorwort:
Wir wissen aus der Vergangenheit, wenn es um Filmkritiken zu DC und Marvel geht, kann es in den Kommentaren schnell hitzig werden. Und dieser Film hat eine besondere Stellung inne, eine besondere Geschichte. Und dies muss man vom eigentlichen Film trennen, gleichzeitig aber auch berücksichtigen.
Trailer zu Zack Snyder’s Justice League
Es waren tragische Ereignisse, die seinerzeit zu Zack Snyders Ausstieg aus dem Projekt führten. Die Folge war Justice League, ein Film, der so nie geplant war. Der nicht das war, was Snyder als Vision hatte. Und wohl niemand, gerade wir nicht, bestreiten die Leidenschaft, welche Snyder in seine Filme steckt. Er hatte eine Vision für DC, einen Plan über mehrere Filme hinweg, angefangen bei Man of Steel. Diese Vision konnte er nicht vollenden. In gewisser Weise erlitt er dadurch einen doppelten Verlust: Die 2017er Fassung ist eine auf Snyders Arbeit basierende Version, bei der ein anderer Regisseur die Arbeit übernommen, neues Material gedreht und daraus einen eigenen Film erstellt hat. Dass Snyder Jahre später tatsächlich doch noch die Möglichkeit erhielt, seinen Film, so wie ursprünglich von ihm geplant, fertigzustellen, ist ein bisher nahezu einzigartiger Vorgang in der Filmgeschichte.
Und man kann sich gut vorstellen, was dies für ihn bedeutet.
Dass er den Film seiner verstorbenen Tochter Autumn widmet, Tweets zum Film mit dem Hashtag forAutumn versieht, zeigt zusätzlich, was für eine emotionale Reise dies für ihn gewesen sein muss. Auch hat er während des Marketingprozesses zum Film immer wieder eng mit der American Foundation for Suicide Prevention zusammengearbeitet, um das Bewusstsein für Suizidprävention zu schärfen.
Vielleicht war die Arbeit an dem Film für ihn auch ein Weg, mit diesem Verlust fertigzuwerden, ihn zu verarbeiten und einen Sinn darin zu finden, falls dies überhaupt möglich ist. Doch wenn der Snyder Cut auch nur ein wenig zur seelischen Heilung beigetragen hat, dann hat der Film bereits seine Daseinsberechtigung erfüllt.
Zack Snyder durfte am Ende seine Geschichte fertig stellen. Und ganz gleich, ob man diese mag oder nicht, es ist seine und dies kann ihm niemand nehmen. Er hat es tatsächlich nach all den Jahren geschafft.
Was den Rest angeht: Der Film bietet für uns alle eine Ablenkung vom pandemischen Alltagswahnsinn. Alleine dafür also schon mal ein großes Dankeschön an Sie, Mr. Snyder!
Zack Snyder´s Justice League Kritik
Der Tod von Superman liegt noch nicht lange zurück und die Welt ist schon jetzt nicht mehr dieselbe. Ohne den Schutz des Man of Steel fallen seltsame Wesen auf unserem Planeten ein, Vorboten einer größeren Bedrohung - Steppenwolf. Jetzt ist die Zeit für neue Helden gekommen und Batman (Ben Affleck) und Wonder Woman (Gal Gadot) wissen, dass man dieser neuen Bedrohung allein nichts entgegensetzen kann. Also suchen sie Verbündete wie Cyborg (Ray Fisher), Flash (Ezra Miller) und Aquaman (Jason Momoa), um gemeinsam zuzuschlagen...
Es war das Jahr 2017, als Justice League in die Kinos kam. Wie eingangs erwähnt, war es nicht die Fassung, die Zack Snyder im Sinn hatte. Nach seinem Ausstieg übernahm ein anderer das Zepter und brachte einen Film in die Kinos, der sowohl bei Fans wie Kritikern nicht allzu gut ankam. Jahrelang forderten die Fans die Veröffentlichung des ominösen "Snyder Cuts". Monat für Monat tauchten immer wieder die unterschiedlichsten Meldungen auf. Einige behaupteten, der Cut würde existieren, andere waren sich sicher, er sei nur ein Mythos.
Knapp vier Jahre später wissen wir nun tatsächlich: Er existiert und wir können ihn endlich alle sehen - die ursprüngliche von Zack Snyder erdachte Fassung von Justice League!
Von seinem unmittelbaren Vorgänger, Batman v Superman - Dawn of Justice, waren wir seinerzeit nicht so sehr begeistert. Die Kinoversion konnte uns damals einfach nicht überzeugen und wir vergaben gerade mal 2,5 Hüte, sehr zum Missfallen vieler von euch. Doch wir stehen auch heute noch dazu - zumindest was die Kinofassung betrifft. Denn im Heimkino wurde wenig später der Ultimate Cut veröffentlicht, eine um 30 Minuten längere Version, und diese änderte unsere Meinung gründlich. Für uns wurde dadurch aus Batman v Superman ein toller 4 Hüte-Film und der Ultimate Cut zeigte auch, wie gut ein Film sein kann, wenn man den Regisseur einfach agieren lässt. Aber gilt das auch für Justice League?
Hier ist der Fall ein etwas anderer. Es ist nicht nur eine etwas längere Fassung, sondern ein nahezu anderer Film. Und wir müssen leider sagen, dass wir teilweise enttäuscht sind. Anders als angekündigt geht der Film nämlich keine vier Stunden, sondern nur lächerliche 232 Minuten. Und das R-Rating entspricht bei uns einer Altersfreigabe ab 12, wenn auch einer nicht ganz unblutigen.
Diese Kritikpunkte sind natürlich nicht ganz ernst gemeint. Zur Überraschung vieler müssen wir sagen: Uns hat der Film richtig gut gefallen! Und um ganz direkt zu sein: Mit der Fassung von 2017 hat dieser Film nicht mehr viel gemeinsam. Es werden wohl in Zukunft allerhand Arbeiten dazu veröffentlicht werden, die sich dem Unterschied beider Versionen widmen, wenn nicht sogar an Filmhochschulen. Klar, auch früher gab es schon unterschiedliche Fassungen oder Versionen eines Filmes. Special Editionen, Director´s Cuts oder die Donner-Version von Superman 2. Doch nichts kommt dem gleich, was hier gemacht wurde. Es ist faszinierend zu sehen, wie zwei Regisseure auf Grundlage derselben Story und des teils gleich gedrehten Materials zwei so grundverschiedene Filme schaffen können. Allein dies ist schon Filmgeschichte!
Schaut man sich die 2017er-Fassung genau an, so kann man vermutlich gut erkennen, welche Szenen ursprünglich von Zack Snyder gedreht wurden und welche Szenen aus den Nachdrehs stammen. Es ist daher nicht verwunderlich, dass hier durchaus einige wiederverwendet wurden und einem auch entsprechend bekannt vorkommen. Doch in Snyders Version bekommen sie teils einen anderen Kontext. Von manchen Szenen haben wir in der 2017er-Version nur eine gekürzte Fassung gesehen, andere besitzen sogar andere Dialoge, und manche Szenen finden zu anderen Zeitpunkten im Film statt.