Mit Mission: Impossible - Dead Reckoning Teil Eins startet morgen das nächste Kapitel der Mission: Impossible-Reihe in den deutschen Kinos. Wir haben den Film bereits gesehen und verraten euch in unserer Kritik, ob der siebte Teil mit seinen Vorgängern mithalten kann.
"Mission: Impossible - Dead Reckoning Teil Eins" Trailer 2 (dt.)
Das Mission: Impossible-Franchise hat 1996 als Agententhriller begonnen und sich insbesondere im vergangenen Jahrzehnt zu einer der besten Action-Reihen aller Zeiten entwickelt. Das liegt vor allem an Tom Cruise, der in allen Teilen die Hauptrolle des Agenten Ethan Hunt verkörpert und von Film zu Film immer waghalsigere Stunts durchgeführt hat. In diesem Special blicken wir auf knapp drei Jahrzehnte Mission: Impossible zurück. Wir erzählen euch, mit wem es das Team der Impossible Mission Force bislang zu tun hatte, welche Orte die Filme besucht haben, bewerten für euch alle Filme noch einmal und küren zudem den besten Stunt der Filmreihe.
Maulwurfjagd im TGV
Mission: Impossible funktioniert auch nach 27 Jahren noch so gut, weil sich der Film auf seine Geschichte fokussiert: Ethan Hunt soll zusammen mit einem Team der IMF die Übergabe einer Liste mit den Decknamen aller verdeckt ermittelnden Agenten verhindern. Das misslingt und alle anderen Teammitglieder kommen ums Leben. Von der CIA erfährt er, dass die Mission nur der Enttarnung eines Maulwurfs diente. Als einziger Überlebender wird Hunt zum Verdächtigen und muss fliehen. Um sich reinzuwaschen, beschließt er zusammen mit einigen Ex-Agenten die echte Liste gegen den Namen des Verräters einzutauschen.
Bereits bei Mission: Impossible wird klar, dass die Filmreihe eng mit dem jeweiligen Regisseur dahinter verbunden ist. 1996 ist das Brian DePalma, vor allem bekannt für das legendäre Gangsterepos Scarface, der mit Blow Out - Der Tod löscht alle Spuren und The Untouchables - Die Unbestechlichen aber auch hervorragende Thriller gedreht hat. Seine Handschrift merkt man dem Auftakt der Reihe an. Mission: Impossible ist ein Agententhriller, eingefangen von einer ruhigen Kamera, die das Thriller-Genre in den 90ern gekennzeichnet hat.
Auch die neonfarbenen Opening Credits sind klar ein Kind der 90er, ebenso das mehrfach verwendete und fast schon antik wirkende Mailprogramm auf den Laptops im Film. Nicht gut gealtert sind dagegen einige visuelle Effekte, gerade beim Finale. Doch das ist angesichts des hier gebotenen Spektakels zu verkraften. Tom Cruise springt von einem fahrenden Zug auf einen fliegenden Helikopter und wieder zurück, und mithilfe von explodierendem Kaugummi verarbeitet er den Heli zu Kleinholz.
Bester Stunt des Films ist natürlich der Einbruch ins CIA-Hauptquartier, bei dem Cruise an einem Seil befestigt zuerst kopfüber aus einem Lüftungsschacht und dann nur knapp mit ausgestreckten Gliedmaßen über dem Boden hängt. Gerade mit den Anfängen der Filmreihe ist dieses Bild eng verknüpft und wird auch in den folgenden drei Teilen referiert. Ein tolles Duo sind zudem der Sonnenbrille tragende Ving Rhames als Luther Stickell und der Zigarette rauchende Jean Reno in der Rolle des Franz Krieger, während Jon Voight und Emmanuelle Béart als Leinwandpaar nicht wirklich funktionieren.
Durch den Tod des gesamten Teams um Ethan Hunt herum wird zudem der Grundstein für seine spätere höchst loyale Figurenzeichnung gelegt. Auch sechs Teile später weigert sich Hunt, die Mission über das Leben seines Teams zu stellen. Während die Handlung über Kiew, Prag und Langley bis nach London führt, dauert es nur zwei Minuten, bis die erste Maske abgestreift wird. Insgesamt zählen wir drei Masken. Der Missionsauftrag erfolgt nach fünf Minuten und klar – Tom Cruise rennt auch schon im ersten Teil sehr viel.
Tauben, Pathos und Kletteraction
Eine gefühlte 180-Grad-Wendung erlebt das Franchise anschließend mit Mission: Impossible 2, was vor allem auf Regisseur John Woo zurückzuführen ist. Es gibt jede Menge bedeutungsschwangere Zeitlupen, sehr viele durchs Bild fliegende Tauben und die mitunter schlimmsten Dialoge im Actionkino des 21. Jahrhunderts. Beispiel gefällig? „You turned around. – What are you going to do? Spank me?” ist nur einer von vielen Wortwechseln zwischen Tom Cruise und Thandie Newton, bei dem sich die Nackenhaare aufstellen.
Auf ihrer Beziehung baut der Film auf, doch leider haben die beiden ähnlich viel Chemie miteinander wie Dougray Scott als Antagonist Sean Ambrose Charisma besitzt: gar keins. Man könnte sogar so weit gehen und behaupten, Mission: Impossible 2 sei so sehr Agentenfilm wie Star Wars: Episode II - Angriff der Klonkrieger Science-Fiction-Epos. Während dem Star Wars-Prequel aufgrund der bekannten Geschichte immerhin eine gewisse Dramatik innewohnt, sind die bedeutungsschwangeren Blicke von Cruise und Newton einfach nur unangenehm. Das wird nur noch von der anschließenden Verfolgungsjagd der beiden getoppt, die von ihrem Romantikgehalt eher an Twilight erinnern lässt als an James Bond.
Zudem ergibt hier einfach nichts in irgendeiner Weise Sinn. Warum spritzt sich Nyah (Thandie Newton) das so tödliche Virus gegen Ende des Films? Warum erschießen die Gegner Ethan nicht, wenn sie die Chance dazu haben? Natürlich sind die weiteren Teile der Reihe nicht alle super realistisch, doch Mission: Impossible 2 unterbietet diese um einiges. Das kann auch die Musik von Hans Zimmer nicht retten, die ebenso voller Pathos wie der gesamte Film ist.
Problematisch wird es zudem, wenn Thandie Newton immer wieder sexualisiert wird und das Drehbuch krampfhaft versucht, ihrer Figur Empowerment auf den Leib zu schreiben, damit aber vollends gegen die Wand fährt. Das können auch der wieder mal Sonnenbrille tragende Ving Rhames sowie John Polson als britische Kodderschnauze und weiterer Sidekick Billy Baird nicht retten.
Durch die gnadenlose Überzeichnung ist Mission: Impossible 2 aber auch ein absoluter Guilty-Pleasure-Film. Gerade am Ende dreht John Woo richtig auf. Tom Cruise fährt mit einem Motorrad durch das Feuer eines explodierten Autos und surft mit seinen Schuhen auf dem Straßenasphalt, während er nur mit seinen Händen das Motorrad kontrolliert. Und wie drüber ist bitte der immer wieder in Zeitlupe inszenierte Kampf zwischen Cruise und Scott am Ende, der mit pathosgeladener Musik und aufschlagenden Wellen kontrastiert wird?! Die Handlung spielt größtenteils in Sydney, weitere Orte sind Sevilla und Utah. Die erste Maske wird nach fünf Minuten abgezogen und der Missionsauftrag erfolgt nach neun Minuten. Getragene Masken: fünf.
Verwackelte Hasenpfote
Erneut um 180 Grad weiter dreht sich die Reihe mit dem vergleichsweise düsteren Mission: Impossible 3. Regie hat dieses Mal J.J. Abrams geführt, der als Regisseur zuvor ausschließlich im Serienbereich tätig war und mit dem Film sein Spielfilmdebüt gefeiert hat. Abrams steht im Gegensatz zu John Woo für dynamisch inszenierte Action, die dem Franchise deutlich besser zu Gesicht steht als in Zeitlupen eingefangene Shootouts. Abrams‘ Kameramann des Vertrauens Daniel Mindel hat für Mission: Impossible 3 auf eine Wackelkamera gesetzt, welche die Geschehnisse des Films noch intensiver wirken lässt. Darüber, ob es dieses Stilmittel wirklich gebraucht hätte, lässt sich allerdings streiten.
In Mission: Impossible 3 hat sich Ethan Hunt wegen seiner Ehefrau Julia (Michelle Monaghan) eigentlich zur Ruhe gesetzt, kehrt allerdings in den Dienst zurück, da seine ehemalige Schülerin Lindsey vom Kriminellen Owen Davian entführt wurde. Mit seinem Team kann er Informationen über Davian sicherstellen, Lindsey stirbt allerdings beim Befreiungsversuch. Durch die Informationen können sie Davian gefangen nehmen sowie an Informationen über eine Waffe namens „Hasenpfote“ gelangen. Nachdem sich Davian befreit hat, möchte er sich an Hunt rächen, weshalb er Julia entführt und diese gegen die „Hasenpfote“ eintauschen möchte.
Mit Philip Seymour Hoffman schlüpft ein echter Charakterdarsteller in die Rolle des Antagonisten Owen Davian. Hoffman besitzt ein unglaubliches Charisma und die Boshaftigkeit seiner Figur kauft man ihm zu jeder Sekunde ab, auch wenn ihn das Drehbuch zu schnell zu persönlich werden lässt und einige Handlungsentwicklungen zu erzwungen wirken. Erstmals dabei ist zudem Simon Pegg als Benji Dunn in einer Nebenrolle.
Während Ving Rhames natürlich wieder Sonnenbrille trägt, bleibt das Team um ihn herum (Maggie Q und Jonathan Rhys Meyers) etwas blass. Tom Cruise rennt dagegen einen ganzen Kilometer durch Shanghai, nachdem er sich dort zuvor bereits um ein Gebäude herum auf ein weiteres geschwungen hat. Toll ist zudem die Verfolgungsjagd zweier Helikopter in einem Feld aus Windkraftanlagen zu Beginn des Films. Und endlich sieht man mal den Herstellungsprozess der berühmten Masken und wie die Stimmen der imitierten Figuren adaptiert werden! Die zugehörige Szene im Badezimmer mit dem doppelten Philip Seymour Hoffman ist zudem eine der spannendsten der ganzen Filmreihe.
Im Mittelpunkt des Films steht die Frage, ob für Agenten wie Ethan Hunt eine Beziehung möglich ist. Leider beantwortet der Film diese mit einigen hanebüchenen Entscheidungen wie der überhasteten Hochzeit von Ethan und Julia, nachdem er ihr, ohne einen Grund zu nennen, erklärt, dass er für zwei Tage verreisen muss. Oder, dass sie im Finale nur nach kurzer Erklärung eine Waffe perfekt bedienen kann und Ethan natürlich dafür vergibt, dass er sie jahrelang angelogen hat.
Damit büßt Mission: Impossible 3 leider zu sehr an Glaubwürdigkeit ein. Das ist vor allem schade, weil der Film eine erhebliche Steigerung nach dem dürftigen zweiten Teil ist. Zusätzlich zu den USA spielt die Handlung in Berlin, Rom und Shanghai. Masken gibt es dieses Mal nur zwei (die erste nach 50 Minuten), während der Missionsauftrag nach zehn Minuten erfolgt.
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