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Spiel mir das Lied vom Tod

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Epochaler Tanz mit dem Tod

Spiel mir das Lied vom Tod Kritik

Spiel mir das Lied vom Tod Kritik
15 Kommentare - 01.04.2011 von ZSSnake
In dieser Userkritik verrät euch ZSSnake, wie gut "Spiel mir das Lied vom Tod" ist.

Bewertung: 5 / 5

Heute verfasse ich die bislang wohl schwierigste Kritik meiner „Kritikerkarriere“ zu einem Western aus dem Jahr 1968 mit dem Titel Once upon a Time in the West. Der Unter der Regie des Meisters des Spaghettiwesterns Sergio Leone entstandene Film mit dem grandiosen Score von Ennio Morricone gilt noch heute als Meilenstein des Genres und wird oft als einer der besten Western aller Zeiten gehandelt.   [b][u]Inhalt:[/u][/b]   Ein einsamer Fremder, den alle aufgrund seines Mundharmonikaspiels nur Mundharmonika nennen, hilft der frisch verwitweten Frau des Farmers McBain gemeinsam mit dem sympathischen Banditen Cheyenne, ihre Farm gegen den skrupellosen Eisenbahnmogul Morton und seinen Handlanger Frank zu verteidigen. Dabei geraten alle Figuren in einen Strudel aus Rache, Habgier, Selbstsucht und Tod. Viel mehr kann man eigentlich über die Handlung des Filmes gar nicht sagen, ohne all zu viel zu verraten. Aber es ist weniger das [u]WAS[/u] erzählt wird, sondern [u]WIE[/u] es erzählt wird, was diesen Film ausmacht.   [b][u]Kritik:[/u][/b]   Die Story von Once upon a Time in the West gibt wahrlich auf den ersten Blick nicht all zu viel her. Trotzdem gelingt es Leone mit dem eigentlich geringen Hintergrund so gekonnt zu spielen, dass dabei am Ende ein beeindruckendes und stimmiges Ganzes entsteht. Getragen wird sein Konstrukt von vier Kernfiguren, die allesamt gleichberechtigt auftreten und dem ganzen Film eine Grundlage liefern.   [b]Figuren:[/b]   [i]Charles Bronson[/i] spielt den schweigsamen Fremden, der von allen nur [i]Mundharmonika[/i] genannt wird. Eine enorme Ruhe zeichnet seine Darstellung aus, die nur in wenigen Szenen durchbrochen wird, wenn gezeigt wird, was unter der Oberfläche dieser Figur brodelt. Dann ist der ruhige Mann kaum wiederzuerkennen, Gewalt bricht hervor und das wahre Naturell des Mundharmonikaspielers tritt zutage. Allerdings sind diese Szenen in der Unterzahlt, die meiste Zeit strahlt die Figur vorwiegend Ruhe und Bedrohlichkeit aus. Stets mit Auftritten, die den Zuschauer nicht nur überraschen, sondern die auch filmisch immer wieder gekonnt gelöst sind, hat diese Figur etwas Geheimnisvolles an sich. Fast als wäre er ein entsandter Samariter, der nur auftaucht um der Witwe McBain zu helfen. Was es später mit der Figur auf sich hat, hat mit dem Bild des Samariters freilich nur noch wenig zu tun, lässt sich aber ohne den Spaß an der Figur zu nehmen hier nicht nennen. Es sei nur so viel erwähnt, keine der Figuren in diesem Film ist wirklich, was sie scheint und da macht Mundharmonika keine Ausnahme. Bronson gelang mit diesem Film der wirkliche Durchbruch. Sein kerniges Gesicht, die groben Züge und die kleinen stierenden Augen machen aus ihm die ideale Besetzung für den unbekannten Mundharmonikaspieler, der sich von Beginn an irgendwo zwischen gut und böse einpendelt.   [i]Henry Fonda[/i] spielt den Gegenspieler von Mundharmonika mit dem Namen [i]Frank[/i]. Fonda, der vorab im Grunde einer der Inbegriffe des Westernhelden war, spielt hier einen Mann, dessen Seele so schwarz ist wie sein Anzug. Bereits in seiner ersten Szene gibt er Befehl zur Erschießung einer ganzen Familie, der Familie McBain. Fonda mit seinen Babyblauen Augen dabei zu beobachten, wie er solche Taten vollbringt, trifft den Zuschauer ins Herz. Besetzungstechnisch wurde hier im Grunde der Genrestandart verdreht. Wo sonst in der Regel der kernige Bronson die Schurken spielt, ist es hier der alte Symbolheld des Western Fonda, der das komplette Gegenteil dessen Mimen darf, was ihn im Westerngenre bekannt und berühmt gemacht hat. Fondas Darstellung ist über jeden Zweifel erhaben. Perfekt verkörpert er den gewissenlosen Mann, der keine Ideale kennt. Auf eigenen Vorteil bedacht und nicht selten überaus skrupellos wird die Antipathie gegen die Figur auf Seiten des Zuschauers immer wieder mit der Beliebtheit Fondas abgewogen. Der Ausschlag geht jedoch über die Dauer des Filmes klar auf die Seite der Antipathien gegen Frank, denn man kann nicht umhin, diesen kalten und bösartigen Mann zu hassen.   [i]Claudia[/i] [i]Cardinale[/i] spielt die Witwe [i]Jill McBain[/i]. Die wunderschöne junge Frau, die eigentlich aus New Orleans stammt und gemeinsam mit dem Farmer McBain auf der Sweetwater-Ranch leben wollte, steht bereits zu Beginn des Filmes vor dem Abgrund. Ohne Familie und völlig verlassen ist Jill im brutalen Westen ziemlich verloren. Zudem stellt sich heraus, dass der Eisenbahnmogul Morton die Ranch der Frau für sich beansprucht, da auf dem Land seine Eisenbahnlinie verlaufen soll. Farmer McBain hatte den Plan, aus der Ranch eine Stadt mit Eisenbahnstation zu machen und musste deshalb sterben. Diese unfreiwillige Verstrickung bringt die Witwe in Lebensgefahr und verknüpft ihr Schicksal mit dem des Mundharmonikaspielers. Cardinale mit ihren wunderschönen großen Augen und dem unschuldigen Gesicht passt zunächst überhaupt nicht ins Bild des Westerns. Sie wirkt ebenso deplaziert wie ihre Figur und weckt sofort den Beschützerinstinkt. Die junge Frau stellt sich im Laufe des Films jedoch als weit resoluter heraus, als man zu Beginn annehmen möchte und dieser Wandel wird von Cardinale auch perfekt vermittelt. [i]Jason[/i] [i]Robards[/i] ist der letzte der großen vier Darsteller im Zentrum des Filmes und spielt den Outlaw [i]Cheyenne[/i]. Bereits sein erster Auftritt ist von Schüssen und Lärm begleitet und lässt erahnen, dass dieser Mann keinen guten Umgang darstellt. Wenn er in die Bar tritt, nachdem er sich aus dem Gewahrsam des Gesetztes befreit hat, noch die Handschellen an den Gelenken, dann gebietet das Ehrfurcht. Keine Figur sagt etwas, bis aus dem Dunkel die Mundharmonika ertönt und die Spannung gelöst wird. Der 2000 verstorbene Robards ist heute den meisten wohl noch bekannt aus seiner letzten Rolle als Krebskranker TV-Patriarch Earl Patrige im Film [u]Magnolia[/u]. Er macht seine Sache überaus gut und spielt den sympathischen Schurken überzeugend und bisweilen furchterregend. Seine Figur hat noch am ehesten den Beigeschmack eines echten Westernhelden, da er sich ohne offensichtliche Motive entschließt, der Witwe McBain gegen Morton zu helfen und dieser Linie bis zum Ende treu bleibt.   Die wichtigste Nebenrolle hat [i]Gabriele[/i] [i]Ferzetti[/i] als Eisenbahnmogul [i]Morton[/i]. Der an Knochentuberkulose leidende Morton geht an Krücken und steht körperlich im krassen Gegensatz zu seiner Machtposition. Als Mann im Hintergrund hat er scheinbar die Kontrolle über Frank und steuert über ihn das Machtspiel um die Sweetwater-Ranch. Er will das Land unter seine Kontrolle bringen, um so die Eisenbahnlinie fertig zu stellen. Dabei ist ihm jedes Mittel recht. Die Figur ist unsympathisch und bösartig und wird perfekt verkörpert. Ferzettis wohl bekannteste Rolle hatte er neben diesem Film in James Bond im Geheimdienst ihrer Majestät als Vater von Bonds Ehefrau Marc Ange Drago. Schauspielerisch gibt es auch hier keinen Grund zur Klage, die Figur wird perfekt ausgefüllt.   [b]Die Musik:[/b]   Ennio Moriccones großartiger Score trägt einen Großteil zur enorm dichten Atmosphäre des Filmes bei. Jeder Figur wird ein eigenes Thema zuteil, dass seine Figur perfekt unterstützt.   Mundharmonikas Thema „Man with a Harmonica“ ist das wohl bekannteste Thema aus dem Film. Unterlegt mit dem Mundharmonikaspiel des namenlosen Fremden, welches die letzten Atemzüge eines Sterbenden suggeriert, bricht das Thema immer wieder aus und bleibt geheimnisvoll und bedrohlich. Die perfekte Untermalung für Bronsons Figur ist bis heute in die Annalen der Filmmusik eingegangen und zählt als eine der bekanntesten Filmmelodien aller Zeiten. Dieses Thema findet bis heute immer wieder in TV und Werbung Verwendung und ist wohl das erste was vielen Menschen zu diesem Film einfällt.   Jills Thema ist ruhig, ergreifend und berührend. Es spiegelt zugleich die Verletzlichkeit der Figur wie auch ihre grenzenlose Güte und Hoffnung wider. Immer wieder wunderschön, treibt es einem regelrecht die Tränen in die Augen. Die traurige und großartige Melodie verzaubert und ist wie ein Spiegel Cardinales über die Musik.   Cheyennes Thema ist wie ein ruhiger Ritt und passt perfekt zu der ungebundenen Figur. Im Film in verschiedenen Variationen, mal ruhig und fast beschwingt, mal hart und treffend vertont, verkörpert diese Melodie Robards Outlaw genau. Die Auftritte von Cheyenne erhalten durch dieses Thema etwas fast humorvolles und geben der Figur auch zugleich eine Art augenzwinkernde Komponente.   Franks Thema ist im Grunde immer wieder präsent und zieht sich auch durch den gesamten Film. Im Grunde ist das Thema Franks das Thema des Films. Hart, fast brutal trifft einen das bedrohliche Thema und vermittels Franks Härte und Kälte. Die Figur gewinnt dadurch enorm an Bedrohlichkeit und Intensität.   Insgesamt bietet der Soundtrack extrem gute Unterstützung für den Film und verleiht ihm seine epochale Stimmung. Der Film wird durch die kraftvollen Melodien in ruhigen und harten Passagen getragen und gewinnt sehr viel Tiefe durch diesen perfekten Score. ___   Once upon a Time in the West gilt nicht zu unrecht als Meisterwerk des Westernfilms. Leone hat hier so unglaubliche Bilder geschaffen und sie gemeinsam mit Moriccones unvergesslichem Score zu einem Tanz des Todes verknüpft. Die Bildgewalt ist überragend und die Intensität der Einstellungen enorm.   Die Landschaftsaufnahmen pendeln zwischen endloser Trostlosigkeit und einem Gefühl von Hoffnung immer wieder hin und her. Wenn der raue Westen in seiner Weite gezeigt wird, fühlt man sich als Zuschauer zwischenzeitlich sehr klein gegen diese gewaltige Landschaft. Aber auch in den Innenräumen stimmt die Stimmung der Bilder vollauf. Zudem bietet der Film einiges an mutigen Einstellungen, wie das extreme Close-Up auf Bronsons und Fondas Augen gegen Ende, bei dem das gesamte Bild von ihren Blicken erfüllt wird und der Film einen Höhepunkt an ungeahnter Bildintensität erreicht und einen im übertragenen Sinne regelrecht anstarrt.   Die Ausstattung lässt auch nichts zu wünschen übrig. Ob nun die Innensets oder die Außenbereiche, alles ist perfekt arrangiert und passt genau und vermittelt den Eindruck von Authentizität bei dem was man sieht. Überall finden sich allerlei Kleinigkeiten, die, wie man über die Produktionsnotizen erfährt, von Leone akribisch positioniert wurden, damit die Einstellungen auf den Punkt gelingen und wirken.   Dramaturgisch lässt sich der Film extrem viel Zeit. Die Handlung entspinnt sich äußerst langsam und verleiht dem Film ein sehr gesetztes Tempo. Allerdings ist das für die Erzählung und ihre Spannung sehr förderlich. Immer wieder erfährt der Zuschauer neue Details und Hintergründe über Figuren und Handlungen und wird so nach und nach zum großartigen Finale geführt.   Als Beispiel für eine solche Sequenz mit gekonntem Spannungsaufbau sei die Eröffnungssequenz zu nennen: Drei Männer kommen an einem Bahnhof an, offensichtlich warten sie auf jemanden. Nachdem sie sich in Position gebracht haben - einer sitzt auf der Veranda, einer steht unter einem Wasserturm und einer an einem Zaun – warten sie und der Zuschauer mit ihnen, auf die Dinge die da kommen mögen. Das Warten wird von den Bildern perfekt untermalt. Der Mann auf der Veranda hat mit einer lästigen Fliege zu kämpfen, die ihn umschwirrt und ihm mit ihrem penetranten Gesumme auf den Geist geht. Dem Mann unter dem Wasserturm tropft Wasser auf die Hutkrempe, was er stoisch ruhig zulässt, bis er das gesammelte Wasser in aller Ruhe von der Hutkrempe trinkt. Der Mann am Zaun lässt immer wieder und wieder die Gelenke seiner Finger knacken, ohne Unterlass. Diese ganzen Handlungen werden so gekonnt und interessant inszeniert, dass der Zuschauer das Warten praktisch greifbar vor Augen hat. Die Spannung wird bis ins Unerträgliche gesteigert, um dann mit der Ankunft des Zuges mit einem Schlag gelöst zu werden. Hier zeigt sich die ganz große Kunst Leones, Bilder und Stimmung perfekt aufeinander abzustimmen und so einen Effekt zu kreieren der einfach stimmig wirkt.   [b][u]Fazit:[/u][/b]   Once upon a Time in the West ist Kino par Excellence. Der Film fesselt und besticht durch großartige Charakterzeichnung, die von einem überragenden Score getragen wird. Die Inszenierung Leones ist über jeden Zweifel erhaben und trifft die Stimmungen im Film immer wieder perfekt auf den Kopf. Die Wuchtigkeit und Bildgewalt erschlagen einen förmlich und vermitteln den Eindruck, etwas von epischen Ausmaßen vor sich zu haben. Dieser Eindruck bewahrheitet sich schließlich auch, wenn der Film in seinem beeindruckenden Finale aufgelöst wird.   Der Film bekommt in seiner Perfektion in allen Belangen, die mir keine Kritikpunkte lässt,   [b][u]10/10 Mundharmonikas,[/u][/b]   als meiner Meinung nach bester Western aller Zeiten und großartiges Meisterwerk, dass ich nur jedem empfehlen kann. Ich sollte dazu erwähnen, dass ich eigentlich nichts mit Western anfangen kann, aber dieses monumentale Werk sollte jeder Filmfreund zumindest einmal gesehen haben.

Spiel mir das Lied vom Tod Bewertung
Bewertung des Films
1010

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