
Bewertung: 1.5 / 5
Kurzkritik:
War Split noch eine durchschnittliche, wenn auch stellenweise zerfahrene Entführungsgeschichte mit einem überragenden McAvoy und einer bezaubernden Anya Taylor-Joy, ist Glass eine Beleidigung an den Intellekt des Zuschauers und ein erneuter Nachweis, dass Shyamalan vor allem eins ist: Ein guter Budenzauberer. Seine Twists, ein leidiges Markenzeichen aus den Erfolgszeiten seines The Sixth Sense, schienen abgelegt, während er mit dem netten (aber teils unerträglichen) The Visit und anschließend mit dem beinahe frenetisch gefeierten Durchschnittsstreifen Split zu "alter Form" zurückkehrte. Fans frohlockten, schienen die Zeiten von After Earth und dem grausigen The Last Airbender vergessen, doch mit einer hochgezogenen Augenbraue muss ich nun fragen: "Wo und wann soll der Mann zu alter Form zurückgefunden haben?"
Trailer zu Glass
Klar, Split funktioniert, wenn man nicht zuviel drüber nachdenkt, punktet aber eben vor allem als McAvoy-Soloshow mit toller Nebendarstellerin, während seine Botschaften bestensfalls fragwürdig und schlimmstenfalls nahezu unsinnig daherkommen. Wir müssen also erst Menschen "brechen", damit sie aufsteigen und besonders werden können? Was immer man davon hielt, Glass schlägt, wenn er grade nicht zu Tode langweilt, einen mit beknackten Kameraperspektiven und miserabler Choreographie nervt, oder einem Subplots serviert, die ins Nichts laufen, einen anderen Kurs ein.
In uns allen steckt ein Superheld, wir müssen nur daran glauben! Oder nicht? Während der Film die meiste Zeit auf den pseudo-psychologischen Implikationen von Größenwahn herumeiert und probiert den Gedanken an Superhelden auf ein realitätsnahes Szenario zu übertragen, driftet er gegen Ende derartig in phantastische Gefilde, dass ihm jedwede innere Kohärenz völlig abhanden kommt. Alles nur, damit der Zuschauer mit einem "Twist" aus dem Off an der Nase herumgeführt werden kann.
Strukturell wirkt der Plot dermaßen unfokussiert und grobmotorisch zusammengeschustert, dass man sich ernsthaft fragen muss, ob Shyamalan wirklich mal imstande war, etwas wie The Sixth Sense zu produzieren, oder ob er da nen Ghostwriter/Director am Start hatte. In Split konnte man sich an McAvoys Performance und der guten Chemie mit Taylor-Joy festhalten, in Glass haben wir einen zu Tode gelangweilten Zombie-Willis, einen Samuel L. Jackson, der 90% der Zeit ne Kartoffel auf Drogen spielt und McAvoy, der nach wie vor genial ist. Dazu die obligatorisch verdächtige Psychaterin - btw. was ist eigentlich aus den ominösen "Maßnahmen" geworden, die Kevins alte Psychaterin aus Split vorbereitet hatte, sollte ihr etwas zustoßen? Naja, ist zwei Jahre her und Shyamalan hatte sicher keine Zeit auf sowas zu achten...
Fazit:
Unterm Strich bleibt unfassbar viel Frust und neben den teilweise guten darstellerischen Leistungen und den Momenten, in denen die Kamera zufällig mal keinen artsy-fartsy-Unfug treibt, der keinem was bringt (im Ernst, was sollen die ganzen First-Person-Shots?), wenig Sehenswertes bei diesem Film. Unbreakable habe ich nie gesehen, Split fand ich okay-ish, aber Glass schießt den Vogel ab und sollte bloß mit viel Alkohol und ganz wenig Hirn gesehen werden, andernfalls nervt er einfach viel zu sehr, als dass er es wert wäre...
1,5/5 Hüte bzw. 3/10 Punkte,
mehr ist da nicht drin.
