
Bewertung: 4.5 / 5
Gestern trieb mich die Preview zum neuen DiCaprio und Inarritu-Film The Revenant - Der Rückkehrer ins Kino. Ich war schon begeistert von Inarritus Regiestil in Birdman, und als dann noch die positive Kritik von MJ kam, war ich mir sicher, dass ich den sehen musste. Ich genehmige mir jetzt mal, die Inhaltsangabe aus der MJ-Page zu kopieren: Auf einer Expedition in die unerforschte amerikanische Wildnis wird der Trapper Hugh Glass (Leonardo DiCaprio) brutal von einem Bären angefallen und von seinem eigenen Jagdtrupp - darunter auch sein treuer Begleiter John Fitzgerald (Tom Hardy) - ausgeraubt und zum Sterben zurückgelassen. Doch wie durch ein Wunder bleibt er am Leben. Schierer Wille und die Liebe seiner Familie leiten ihn durch einen teuflischen Winter, immer sein unbarmherziges Ziel vor Augen: Erlösung zu finden und sich zu rächen.
Die Handlung scheint auf den ersten Blick recht einfach gestrickt, doch sie entfaltet nach und nach immer mehr Sprengkraft. Dann kommen verschiedene Indianerstämme dazu, bei denen ich mir schwertat, sie auseinanderzuhalten, und manchmal ist es schwierig zu interpretieren, ob DiCaprio gerade träumt, halluziniert oder das Gezeigte wirklich passiert. Geistig bleibt man also schon immer wieder gefordert.
Trailer zu The Revenant - Der Rückkehrer
The Revenant schockiert - wie erwartet - natürlich auch mit Bildern enormer Brutalität. Zugegeben, an manchen Stellen frage ich mich heute noch, wie der Film ein FSK 16 erhalten konnte. Wie im Trailer schon kurz zu sehen war, besteht der Regisseur darauf, die Bärenangriffsszene detailliert auszuschmücken und den Schnee mit Litern an Kunstblut zu tränken. Doch das macht auch die Ästhetik des grausam ehrlich angegangenen Wildnisepos aus. Kameramann Emmanuel Lubezki zaubert auch - wieder einmal - wunderschöne Landschaftsaufnahmen aus dem Hut, in denen die Darsteller fast unterzugehen drohen. Die langen Takes geben einem das Gefühl, direkt mit dabei zu sein und sich auch unmittelbar der Gefahr ausgesetzt zu sehen, ein Stilmittel, das gerade in den Kampfszenen bis aufs letzte ausgereizt wurde.
Doch gerade diese hohe Messlatte, die Alejandro Gonzalez Inarritu an seinem Film anlegt, wird ihm in einigen Momenten zum Verhängnis. So fragt man sich nach der fast-todbringenden Bärenattacke, wie Leo das denn überhaupt überleben konnte, geschweige denn, eine Stunde danach so schnell laufen und sogar auf ein Pferd aufspringen kann. Das mögen zwar kleine Details sein, aber für mich hat das schon den einen oder anderen Moment kaputtgemacht.
Die Darsteller sind durchgehend gut gewählt, allen voran natürlich Leo DiCaprio, aber auch Tom Hardy spielt seinen Part überragend. Doch vor allem Will Poulter überraschte mich, habe ich ihn doch noch so gut in Erinnerung als dummes Arschloch aus Die Chroniken von Narnia - Die Reise auf der Morgenröte.
Oscar-Nominierungen sind auf jeden Fall nötig in diesen Kategorien:
Bester Film, Bester Hauptdarsteller (DiCaprio), Beste Regie (Inarritu), Bester Nebendarsteller (Hardy, vielleicht sogar Poulter), Beste Kamera (Lubezki)
