Bewertung: 4 / 5
Neuer Mittwoch, neue Preview könnte man bei mir inzwischen sagen. Heute traf es Pirates of the Caribbean - Dead Men tell no Tales, oder wie er im Deutschen heißt "Salazars Rache". Weiß der Himmel warum man hier wieder die Notwendigkeit sah, auf einen Alternativtitel zurückzugreifen, aber nachdem der erste Film von Pirates of the Caribbean zu Fluch der Karibik gemacht wurde und danach das Pirates of the Caribbean jeweils vor einem eingedeutschten Titel stand wundert mich hier garnichts mehr. Wie dem auch sei, auf gehts mit der Review.
Trailer zu Pirates of the Caribbean 5 - Salazars Rache
Inhalt:
Vor vielen Jahren hatte Jack Sparrow den großen Captain Salazar, welcher es sich zur Aufgabe gemacht hatte, alle Piraten von den Meeren zu vertreiben, überlistet und ihn und seine Crew ins Teufelsdreieck gelockt, wo diese seitdem als Geister auf unvorsichtige Seefahrer lauern. Durch eine unglücklichen Zufall wird diese Geißel der Meere wieder auf die Karibische See losgelassen und macht sich sogleich auf die Suche nach Jack. Einzig der Dreizack des Poseidon könnte für Rettung sorgen, doch den findet man nur mit einer Karte, die kein Mann lesen kann. Und so liegt es an Jacks neuen Verbündeten Carina Smith und Henry Turner, ihm bei diesem Abenteuer zur Seite zu stehen...
Kritik:
Pirates geht inzwischen in seine fünfte Runde und es blieb zu befürchten, dass der Film Ermüdungserscheinungen in die Reihe bringen könnte. Doch hier kann zunächst einmal Entwarnung gegeben werden, denn Captain Jack Sparrow (Johnny Depp), der legendäre, dauerbetrunkene Pirat mit der unverschämten Glückssträhne kann auch in seinem fünften Abenteuer für Spaß sorgen. Vorausgesetzt natürlich, dass man sich an der Figur nicht ohnehin bereits sattgesehen hat, denn dann wird einen auch der neue Film mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht vom Gegenteil überzeugen. Jack bleibt Jack und das ist gut so, oder eben nicht.
Unterstützt wird er in erster Linie von den beiden Newcomern Henry Turner (Brenton Thwaites), Sohn des Serienveteranen William Turner (Orlando Bloom), welcher Papas Fluch brechen will, und Carina Smith (Kaya Scodelario). Doch natürlich kehren auch andere bekannte Gesichter wie Hector Barbossa (Geoffrey Rush) oder Master Gibbs (Kevin McNally) zurück, durch die man sich gleich heimisch fühlt. Hier kann auch gleich insbesondere in einem Bereich Entwarnung gegeben werden: Weder Henry noch Carina fühlen sich auch nur im Ansatz so in die Story gepresst an wie "der Priester und die Meerjungfrau" aus dem Vorgänger. Thwaites trägt darf in der Rolle des zweiten männlichen Leads neben Sparrow zwar oftmals vor allem nett aussehen, bekommt jedoch genug zu tun, um nicht wie ein Fremdkörper zu wirken und ist zudem die Figur die den Plot überhaupt erst in Gang bringt. Dies natürlich mit Hilfe der schönen Carina, die als intelligente, eigenständige, clevere und hemdsärmelige Dame Keira Knightley beerbt und sogar mitunter in den Schatten stellt. Sie ist oft für die Ideen und Lösungen zuständig und weiß sich gut zu helfen. Sehr schön.
Auf der Gegenseite ist mit Javier Bardems Salazar ein toller Bösewicht zu finden, der den leider stellenweise blassen Blackbeard aus On Stranger Tides mit einer Süffisanz und Fiesheit auf die Plätze verweist. Rushs Barbossa im Original und Bill Nighys Davy Jones haben Zuwachs bekommen und Bardem reiht sich in die Reihe cooler Schurken der Pirates-Saga ein. Wie bereits in James Bond - Skyfall beweist er, dass es vor allem Leinwandpräsenz und die Fähigkeit eine Szene für sich zu stehlen sind, die einen genialen Bösewicht von einem guten unterscheiden. Dass dabei sein Charakterdesign mit dem faszinierenden "Unterwasser-Effekt" ebenfalls ziemlich gelungen ist, tut hierbei natürlich auch seinen Beitrag. Tatsächlich sieht Salazar nämlich durchgehend so aus, als befände er sich noch unter Wasser und seine Kleidung und Haare wabern bedrohlich um ihn.
Die Story ist, wie aus der Saga nicht anders gewohnt, ein schönes Mischmasch aus Seemannsgarn und Piraten-Legenden und so entfaltet sie sich auch. Die Suche nach dem Dreizack mit den Geisterpiraten auf den Fersen ist kurzweilig, gespickt von - endlich wieder, nachdem diese in Teil 4 irgendwie vergessen wurden - Schiffsgefechten und Schwertkämpfen, Humor, cleveren Ideen und vielen tollen Visuals. Denn die Effekte, wie auch das 3D, können sich wirklich sehen lassen. Grade bei den Gefechten zu Lande und zu Wasser gibt es wenige Momente in denen sie auch nur geringfügig auffallen würden und die Optik ist wirklich opulent. Dass dabei nicht jede einzelne Szene perfekt ins Schwarze trifft kann man dem Film zwar gut verzeihen, doch grade eine Verfolgungsjagd zu Beginn erinnert schon arg an eine Szene aus einem Fast and Furious-Film - mit Pferden. Ob das nötig gewesen wäre ist fragwürdig, doch Spaß macht es trotz unfreiwilligem Augenrollen doch irgendwie.
Beim Score gibt man sich gewohnt keine Blöße und der Mix aus bekannten Themen der Reihe und neuen Stücken geht gut ineinander über. Auch wenn die neuen Stücke zu keinem Zeitpunkt den Ohrwurmcharakter entwickeln, den die "Klassiker" der Reihe besitzen. Funktional wäre hier wohl der treffende Ausdruck. So ist es mehr die nostalgische Note die den Film auf dieser Ebene trägt als das neue Material.
Bei all dem stimmt in diesem fünften Film aber vor allem eines: Er macht einfach wieder Spaß als toller Sommer-Abenteuer-Blockbuster mit Piraten. Mir persönlich gefiel On Stranger Tides durchaus und ich sah ihn wesentlich näher an den Wurzeln der Reihe als die aufgeblasenen und übertrieben "epischen" Teile 2 und 3. Obgleich er seine Schwächen hatte, war es doch wieder eher die charmante Abenteuergeschichte, die man aus dem Original gewohnt war. Und hier kann Dead Men tell no Tales ganz besonders punkten. Es ist eine eigenständige Geschichte, die zwar hier und da an die bisherige Saga angeknüpft wird und diese erweitert, aber eben trotzdem ein Film der für sich steht. Das Vorwissen aus den bisherigen Teilen hilft einem ungemein die Figuren und ihre Beziehungen zueinander einzuordnen, doch das Abenteuer selbst steht für sich. Wie ein neuer Roman einer Reihe mit bekannten Charakteren und kleinen Verweisen auf bisherige Geschichten. Dass dabei auch der eine oder andere Cameo nicht stört versteht sich natürlich von selbst.
Fazit:
Dead Men tell no Tales ist ein rundum spaßiger, gut umgesetzter und unterhaltsamer Piratenfilm. Ein charmanter neuer Eintrag in die Reihe rund um Chaoscaptain Jack Sparrow, seine Crew und seine Freunde, der beweist, dass eine gute Abenteuergeschichte immer Spaß machen kann. Der zeitliche Abstand zum Vorgänger tat dabei eventuell sogar gut und sorgt dafür, dass man sich alle paar Jahre auf einen neuen Trip in die Karibik freuen kann. Mit starkem Bösewicht, tollen Seeschlachten, hervorragenden Effekten und dem nostalgisch-guten Score kann der Film auf fast allen Ebenen punkten und kommt als gekonnter Sommerblockbuster daher, der auch noch mit etwa 130 Minuten Laufzeit knackig kompakt ist. Dass es dabei das eine oder andere Logikloch gibt, manche Szene es vielleicht einen Tick zu weit treibt und nicht jeder Gag immer ins Schwarze trifft, kann man dem Film bei allem was er richtig macht gut verzeihen. So wird aus Pirates 5 der beste Film der Reihe seit dem Original, der mit verdienten
8/10 Punkten, bzw 4/5 Piratenhüten im Laderaum davonsegeln darf.
Sitzen bleiben bis nach dem Abspann ist übrigens angesagt, denn hier wird nochmal die Türe für einen potenziellen sechsten Film aufgestoßen, der, solange diese Qualität gehalten wird, von meiner Seite her gerne in ein paar Jahren folgen darf.