Bewertung: 4 / 5
Ich möchte gleich zu Beginn darauf hinweisen, dass diese Review zweigeteilt sein wird. Zum einen möchte ich über den Film als solchen berichten und zum anderen werde ich auf die Gedanken, die ich mir durch Silence zu dessen Thema gemacht habe, eingehen. Bis zum Fazit werden keine Spoiler zum Film enthalten sein. Man kann also die Review als solche lesen. Danach werde ich aber auf einige (zur Sicherheit als Spoiler markierte) Punkte eingehen und meine persönlichen Gedanken dazu äussern, was nur geht, wenn ich auf den Plot und dessen Ende eingehe.
Worum geht es in Silence:
Trailer zu Silence
Nun, kurz gesagt, geht es um die Verbreitung des Christentums im Japan des siebzehnten Jahrhunderts oder vielmehr um den Versuch der japanischen Machthaber eben jene Verbreitung aufzuhalten.
Zwei junge Jesuiten reisen nach Japan, um ihren angeblich vom Glauben abgefallenen Menthor zu finden. Sie glauben an ihn und begeben sich, zusammen mit einem ebenfalls vom Glauben abgefallenen Japaner, auf die gefährliche Suche nach ihrem Mentor. Kaum in Japan angekommen, treffen sie auf Japaner, die heimlich ihren christlichen Glauben leben. Denn die japanischen Machthaber dulden kein Christentum in Japan und verfolgen jegliche Form des Christentums. So sind die beiden Geistlichen vor allem damit beschäftigt, sich zu verstecken und am Leben zu bleiben, während sie den christlichen Dorfbewohnern die heiligen Sakramente spenden und so wenigstens ihrer christlichen Pflicht nachkommen. Doch die japanischen Inquisitoren sind ihnen ständig auf den Fersen und die beiden Priester sind gezwungen im Verborgenen zu leben, sich ständig zu verstecken und sind dazu verdammt, das Leid der Dorfbewohner aus der Ferne tatenlos zu beobachten. Sie werden wegen ihres Glaubens und ihrer Weigerung, die Priester auszuliefern, gefoltert und letztlich auch getötet. So trennen sich die beiden Priester und es kommt, wie es kommen muss. Man verrät sie letztendlich. Doch die Japaner wollen die Priester, die mittlerweile die letzten in japan sind, nicht einfach zu Märtyrern machen, sondern wollen sie dazu bringen, sich ebenfalls von ihrem Glauben loszusagen und sie erkennen lassen, dass das Christentum in Japan keinen fruchtbaren Boden finden kann. Die Methoden dafür sind ebenso grausam, wie effektiv. So wird dies die größte Prüfung ihres Glaubens, der sich die beiden Jesuiten jemals stellen mussten.
Zur Review:
Der Film hat mich schockiert, wütend gemacht und nachdenklich werden lassen, doch eines hat er nicht, nämlich mich gelangweilt. Ich kann garnicht genug betonen, wie sehr der Film von meinen üblichen Sehgewohnheiten entfernt ist. Auch hier möchte ich erwähnen, dass ich mir Silence nie angesehen hätte, wenn er nicht bei einem großen Streaminganbieter kostenlos zu sehen gewesen wäre. Immer öfter kommt es vor, dass ich mich so an Filme heranwage, die sonst nie mein Interesse geweckt hätten. So war es nun auch bei Silence, den ich mehr oder weniger mit der Annahme eingeschaltet hatte, ihn nach wenigen Minuten sowieso wieder abzuschalten. Doch weit gefehlt. Denn sogleich ich in der Thematik des Films drin war, bannte mich die Reise der beiden Jesuiten fest an den Schirm. Ihr zu Beginn unerschütterlicher Glaube und die Weigernung zu glauben, dass ihr Mentor kein Priester, noch nicht einmal mehr bekennender Christ, sein sollte und der absolute Wille der leidenden und unterdrückten japanischen Dorfbewohner, die sich der Order der Inquisitoren nicht beugen wollen, ist unglaublich intensiv dargestellt. Hierbei machen besonders Andrew Garfield und Adam Driver einen fantastischen Job. Man kauft ihnen die christliche Überzeugung zu jedem Zeitpunkt ab. Ihr Leidensweg ist spürbar, ihre Angst, die lediglich durch ihren absoluten Willen Gottes Wort zu verbreiten, überdeckt wird, ist so stark dargestellt, dass man garnicht anders kann, als ihnen Respekt zu zollen. Martin Scorsese hat hier ein Meisterwerk mit Nachklang geschaffen, denn kaum ein Film hat es geschafft, mich so dermaßen über dessen Bedeutung nachdenken zu lassen. Die Mischung aus abstoßenden Foltermomenten und der Hoffnung der Leidenden und Unterdrückten ist in einer Art dargestellt, die einen Fesseln muss. Das japanische Setting des siebzehnten Jahrunderts ist absolut stimmig. Allzu oft kommt es bei Filmen vor, dass man es optisch nicht so genau nimmt und sich einfach nicht die richtige Stimmung zum gezegten einstellen will. Doch bei Silence verliert man sich sofort in dieser Welt. Man spürt das Entsetzen, das die Menschen jener Zeit erleiden mussten und ist heilfroh, nicht in solchen Zeiten zu leben, beziehungsweise, in einem Land leben zu können, indem Menschen aufgrund ihrer Religion keine Verfolgung erleiden zu müssen. Bis zur letzten Minute des Films bleibt man gespannt, wie die Geschichte wohl enden wird. Werden die Priester vom Glauben abfallen? War ihr Mentor wirklich vom Glauben abgefallen? Letzen Endes gibt der Film viele Antworten, lässt einen aber auch mit vielen Fragen, vor allem aber den eigenen Gedanken, zurück. Doch vor allem auf eines gibt Silence keine Antworten, nämlich auf Sinn und Unsinn des ganzen Unterfangens. Doch bevor ich darauf noch näher eingehe, möchte ich zuerst den Film als solchen bewerten.
Filmfazit:
Silence ist ein absolut fesselnder und sehenswerter Film. Egal ob man nun dem Thema Religion zugetan ist oder nicht, sollte man sich den unter Martin Scorseses Regie entstandenen Streifen ansehen. Die Schauspieler leisten großartige Arbeit. Allen voran Andrew Garfield hat mich absolut überzeugt. Meiner Meinung nach, liefert er hier sein Meisterstück ab. Von mir bekommt Silence vier von fünf Hüten, beziehungsweise, acht von zehn Punkten.
Meine ganz persönlichen Gedanken zum Thema des Films:
Ab hier möchte ich auf zwei Dinge hinweisen. Erstens: Es folgen Spoiler zum Filmende (die ich zur Sicherheit aber markiere).
Zweitens: Religiöse Menschen, die sich von so unspirituellen Menschen wie mir nicht über Religion belehren, beziehungsweise, ihre Religion schlechtreden lassen wollen, sollten hier nicht weiterlesen Es ist nicht meine Absicht, irgendeine Religion im einzelnen zu denunzieren. Ich möchte es mir aber auch nicht nehmen lassen, meine eigene Meinung dazu zu äussern.
Für mich wirft der Film einmal mehr die Frage auf, was soll das Ganze? Am Ende des Films gibt im Prinzip jeder seinen Glauben auf oder stirbt. Die beiden Priester haben sich ihrer Religion geopfert. Ein priester stirbt (Francisco), der andere konspiriert(Sebatiao). Auch wenn er sich seinen Glauben für sich selbst offensichtlich bewahrt hat, so hat er ihn dennoch verraten. Zusammen mit seinem ebenfalls vom Glauben abgefallenen Mentor (Ferreira) entlarft er christliche Gegenstände und fristet sein Leben in Gefangenschaft. Sowohl die christlichen Dorfbewohner, als auch die Priester, haben ihr Leben der Religion geopfert, die ihnen im Prinzip, ausser Leid und Tod, nichts zurückgegeben hat. Man mag über Glauben und Religion denken was man will, doch für mich zeigt dieser Film einmal mehr, dass Religion einzig und allein zur Unterdrückung der Menschen da ist. Es geht um Menschen, die anderen Menschen ihren Willen aufzwängen wollen. Wieviele Kriege wären wohl nicht geführt worden, gäbe es keine Religionen? Man darf mich hier nicht falsch verstehen, ich will niemandem seiner Religion berauben, gescheige denn verbieten. In meiner Familie besteht absolute Religionsfreiheit und das meine ich wörtlich. Meine Frau, aus Frankreich stammend, ist selbst katholikin und lebt ihren Glauben neben mir (seit dem fünfzehnten Lebensjahr konfessionslos) in vollen Zügen aus. Normalerweise äussere ich mich nicht zu religiösen Themen, doch dieser Film hat bei uns Zuhause eine heisse Diskussion zum Thema Religion ausgelöst. So komme ich einmal mehr zu dem Schluss, dass die Menschheit ohne Religion besser dran wäre, was nicht heissen soll, das eine Welt ohne Glaube besser dran wäre. Denn ich kann Glaube und Religion zurchaus trennen.