Bewertung: 3.5 / 5
Endlich habe ich es geschafft meine Gedanken bezüglich dieses Films so weit zu ordnen und mich ausreichend von ihm zu distanzieren, um ein Review zu versuchen. Die Rede ist von The Dark Knight Rises, Christopher Nolans Finalem Batman-Film, der von einem Hype betroffen war, wie ihn sonst nur wenige Superheldenfilme zu spüren bekommen. Nach The Avengers und The Amazing Spider-Man sollte dieses Epos in den Augen vieler Fans nichts anderes als das Genre auf eine neue Ebene hiefen. Man erhoffte sich, dass Nolan den in Augen vieler Fans nahezu perfekten The Dark Knight noch einmal übertrifft und aus TDKR ein Finale Furioso sonder gleichen macht. Inwieweit er an dieser enormen Erwartungshaltung gescheitert ist und wo der Film doch das erreicht hat, was erhofft war, darum geht es in diesem Review vorwiegend. Dabei versuche ich möglichst auf Spoiler zu verzichten, gänzlich vermeiden lassen sie sich jedoch wohl nicht. Daher empfehle ich die Lektüre eher denen, die den Film bereits gesehen haben. Zugleich soll sie aber auch als Wegweiser dienen, wenn man sich noch nicht sicher ist, ob man das Kinoticket lösen sollte.
Inhalt:
Acht Jahre sind vergangen seit Bruce Waynes alter Ego Batman die finsteren Taten des neugeborenen Schurken Two-Face alias Harvey Dent auf sich nahm und danach spurlos verschwand. Acht Jahre des Friedens, der durch das Dent-Gesetz, welches Verbrechern die Option auf Bewährung versagte, jedoch hart erkauft wurde. Die Bürger von Gotham glauben weiterhin an ihren Retter, den weißen Ritter Dent. Als jedoch der brutale und hochintelligente Anarchist Bane die Stadt betritt und beginnt im Verborgenen Pläne zur Vernichtung Gothams zu schmieden und die geheimnisvolle Selina Kyle etwas aus Bruce Waynes Privatbesitz entwendet, ruft es den dunklen Ritter ein letztes Mal auf den Plan. Wayne, geschunden und seit langem aus dem Licht der Öffentlichkeit verschwunden entschließt sich dem Diebstahl nachzugehen, dem scheinbar übermächtigen Bane gegenüberzutreten und Batman auferstehen zu lassen. Doch kann ein Mann alleine diesen Kampf gewinnen?
Kritik:
The Dark Knight Rises bemüht sich bereits zu Beginn in der Exposition Bane als das einzuführen was er ist: Ein wahrhaftiger Gegenpol zu Batman. Ebenfalls maskiert, gleichwohl körperlich weit wuchtiger und definitiv ebenso intelligent. Doch der Antrieb dieses Spiegelbildes zu Batman ist ein gänzlich anderer, wie im Film später noch klar werden wird.
Übergeordnete Thematik und Umsetzung:
Während sich in Batman Begins vorwiegend alles um die Thematik der Furcht und deren Überwindung drehte und in The Dark Knight vor allem das Chaos Thema war ist es nun der Schmerz. Schmerz sowohl physischer, als auch emotional-psychischer Art. Bruce Wayne, erneut fabelhaft verkörpert von Christian Bale, ist ein gebrochener Mann. Nicht nur sein Körper schmerzt, auch seine Seele ist daran gescheitert den Verlust seiner geliebten Rachel zu verarbeiten. Die Schuld lastet schwer auf ihm, ein Schuld für die, obgleich selbst auferlegt, ihm niemand die ersehnte Absolution erteilen kann. Und obwohl er in seinem Butler Alfred einen treuen Verbündeten hat, findet er in nichts den Rückhalt den er bräuchte um sich von seiner Schuld loszusagen. So ist natürlich Bruce Waynes Schmerz eines der Kernelemente der Handlung und treibt zugleich die eigentliche Geschichte voran.
Auch Banes Schmerz, den er mit dem Tragen der Atemmaske unterdrückt ist Thema. Aber insbesondere der Schmerz, den zu verursachen er imstande ist, das Gegenelement zu Waynes Schmerz und zugleich sein späterer Katalysator, treibt die Handlung voran. Auf dieser Charakterebene des Parallelismus zwischen Protagonist und Antagonist funktioniert Nolans dritter Streich nach wie vor hervorragend. Hier sind die Figuren und ihre Motivationen nachvollziehbar und das Element der Pein findet sich bei jeder Figur wieder. Selina schmerzt vor allem der Gedanke unfrei zu sein, wohl aber auch ihr Schicksal, dass sie scheinbar nicht zu ändern imstande ist. Alfred schmerzt es, Bruce leiden zu sehen und festzustellen, dass nichts ihn auf seinem Weg, der ihn vermutlich ins Verderben stürzt, aufhalten wird. Auch Gordon trägt einen Schmerz in sich darüber, dass er die Wahrheit über den Beinahe-Mörder seiner Familie, Harvey Dent, niemals wird erzählen dürfen. Alle Figuren des Filmes sind von dieser Bürde geprägt und dementsprechend gezeichnet. Alle haben Verluste erlitten oder leiden durch verschiedene Umstände. Hier macht Nolan wieder all das richtig, was seine Filme in der Regel auszeichnet und er versteht es, mit seinen vorhandenen Figuren zu arbeiten, jeden auf seine persönliche Reise zu schicken und sich dabei den Problemen zu stellen. Und wie in den anderen Teilen der Trilogie ist die Lösung niemals naheliegend oder gar einfach, sie muss sich erarbeitet werden, zur Not mit Leid erkauft.