Oberflächlich betrachtet hatte Terminator - Dark Fate eigentlich alle Zutaten, um ein Erfolg zu werden: James Cameron (als Produzent und Story-Mitentwickler) und Linda Hamilton (als Sarah Connor) waren zum ersten Mal seit Terminator 2 - Tag der Abrechnung wieder an Bord, Deadpool-Erfolgsregisseur Tim Miller saß am Ruder, und sein Film erntete auch die besten Kritiken seit Terminator 2 - Tag der Abrechnung. Trotzdem ging das nordamerikanische Startwochenende mit nur 29 Mio. $ gewaltig in die Hose.
Noch nicht mal 250 Mio. $ hat Terminator - Dark Fate bis heute eingespielt, und laut Cameron soll es hinter den Kulissen ordentlich gekracht haben - zwischen ihm und Miller. Das Blut von diesen kreativen Schlachten werde noch immer von den Wänden geschrubbt, waren seine Worte. Nun schildert Miller seine Sicht der Dinge. Man könnte ein Buch darüber schreiben, warum es nicht funktioniert habe, sagt er über Terminator - Dark Fate. Er sei sich noch nicht sicher und verarbeite es noch, sei aber sehr stolz auf den Film.
Die Dinge, die die Leute daran am meisten zu hassen scheinen, seien Dinge, die er nicht kontrollieren könne. Er könne nicht kontrollieren, dass einem Terminator - Genisys nicht gefallen oder dass man sich von Terminator - Die Erlösung betrogen gefühlt habe. Dagegen könne er nichts tun. In die "kreativen Schlachten" war offenbar auch Skydance Media-CEO David Ellison verwickelt: Obwohl Cameron und Ellison die Produzenten seien und bei der finalen Schnittfassung eigentlich das letzte Wort und generell die größte Macht haben, stehe immer noch sein Name als Regisseur darauf, erklärt Miller. Selbst wenn er den Kampf verlieren werde, fühle er sich immer noch dazu verpflichtet, zu kämpfen, weil es das sei, was der Regisseur tun sollte - für den Film kämpfen.
Als es Zeit wurde, Cameron seinen "Director’s Cut" zu zeigen, war Miller unsicher, was er davon halten würde, da er vieles von dem, was Cameron für wichtig hielt, und einige Szenen, bei denen es Meinungsverschiedenheiten gab, rausgeschnitten hatte. Doch als das Licht wieder angegangen sei, habe Cameron gesagt "Wir haben einen Film!", erinnert sich Miller. Viele dieser Meinungsverschiedenheiten sollen bei kleinen Textzeilen aufgetreten sein, die er "poetisch und schön" fand, während Cameron nichts dafür übrighatte. Er habe für diese oder jene Zeile gekämpft, da sie ihm wichtig gewesen sei. Für die Zuschauer mache es aber wahrscheinlich keinen Unterschied, ob sie drin sei oder nicht, denkt Miller. Also keine große Sache.
Zu einem frühen Zeitpunkt stritten sich Miller und Cameron auch darüber, was in der Zukunft passieren sollte. Cameron wollte (wie in Terminator und Terminator 2 - Tag der Abrechnung) die Menschen gewinnen lassen, Miller hingegen wollte, dass die Menschheit gegen Legion, die neue Version von Skynet, verliert. Er habe argumentiert, Legion sei so mächtig, dass man diese künstliche Intelligenz nur besiegen könne, indem man in der Zeit zurückreise und sie quasi in der Krippe erwürge. Was dramatisch daran sei, wenn die Menschen verlieren, habe Cameron gefragt. Und er habe mit der Gegenfrage gekontert, was dramatisch daran sei, wenn die Menschen gewinnen und einfach immer weiter gewinnen müssen. Er möge ein letztes Gefecht, so Miller, aber Camerons Sache sei es nicht.
Ein anderes Problem war, dass Miller sich in seinem Arbeiten eingeschränkt fühlte. Er hatte bei Terminator - Dark Fate nicht die absolute Kontrolle - einer der Gründe, warum er zuvor schon mit Ryan Reynolds aneinandergeraten war und nicht für Deadpool 2 zurückkehren wollte. Es sei deutlich geworden, dass Reynolds die Kontrolle über das Franchise haben wolle, sagt Miller. Man könne als Regisseur zwar ganz erfolgreich so arbeiten, aber er könne es nicht. Deshalb glaubt er auch nicht, dass er und Cameron noch ein weiteres Mal zusammenarbeiten werden: Es habe nichts mit irgendeinem Deadpool-Trauma zu tun, sondern vielmehr damit, dass er nicht wieder in eine Situation geraten wolle, in der er nicht die Kontrolle darüber habe, zu tun, was er für richtig halte. Nichtsdestotrotz hat Cameron ihm eine versöhnliche E-Mail geschickt und ihn auf ein Bierchen eingeladen - ihren Zoff erkläre er sich damit, dass sie zwei starke, kreative Leute mit unterschiedlichen Meinungen seien, und er finde, es habe den Film besser gemacht, soll er laut Miller geschrieben haben.
Für Ellison und Skydance ist es der zweite teure Flop innerhalb weniger Wochen, nachdem bereits Gemini Man schwer enttäuscht hat. Miller tut es "schrecklich" leid, Leuten mit Terminator - Dark Fate Geld zu kosten, und als er sich letzte Woche mit Ellison zum Essen traf, zahlte er sogar selbst. Er habe dem Milliardär ein Dinner ausgegeben, verrät Miller, der sich der Ironie des Ganzen bewusst ist. Mit einer Frage des Skydance-Chefs hatte er allerdings nicht gerechnet: was sie denn als nächstes zusammen machen wollen...