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Blade Runner 2049

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Wiedergeburt oder Neues Leben? - Blade Runner 2049

Blade Runner 2049 Kritik

Blade Runner 2049 Kritik
18 Kommentare - 09.10.2017 von ZSSnake
In dieser Userkritik verrät euch ZSSnake, wie gut "Blade Runner 2049" ist.
Blade Runner 2049

Bewertung: 5 / 5

Fortsetzungen zu großen Klassikern bieten immer ein großes Risikopotenzial. Denis Villeneuve war sich dessen laut eigener Aussage vollkommen bewusst, als er sich entschied die Regie für Blade Runner 2049 zu übernehmen und damit unweigerlich an Ridley Scotts Kult-Klassiker gemessen zu werden. Ob er sich damit übernommen hat, oder ob ihm wider erwarten eine Überraschung gelungen ist, dazu mehr im Folgenden. Diese Review ist spoilerfrei.

Trailer zu Blade Runner 2049

Inhalt:
"K" ist ein Replikant, aber er ist auch ein Blade Runner. Er jagt seinesgleichen, wenngleich auch nicht wirklich, denn K ist Replikant der Wallace Corporation und somit ein Modell der neuesten Generation der Nexus-9-Reihe. Zwar mit normaler Lebensspanne, aber auf Gehorsam programmiert. Nach Aufständen der Replikanten aus der Nexus-8-Reihe der Tyrell Corp. in der Vergangenheit (siehe dazu vor allem den Kurzfilm Blade Runner - Black Out 2022) und den daraus resultierten Kampfhandlungen sind nur noch die neuesten Replikanten auf der Erde legal (Siehe dazu auch Blade Runner - Nexus Dawn 2036). Alle älteren Modelle werden gnadenlos gejagt und "in den Ruhestand geschickt". Während einer Routinemission stolpert K jedoch über ein Geheimnis, welches seine Wurzeln weit in die Vergangenheit erstreckt und dessen Bekanntwerden Konsequenzen von globalen Ausmaßen annehmen könnte...

Kritik:
Zunächst einmal sei gesagt, dass Blade Runner 2049 unfassbar schön ist. Die Cinematographie des Films und insbesondere Roger Deakins wie gewohnt absolut brilliante Kameraarbeit verleihen dem Film einen überwältigenden Look. Villeneuve hatte bereits mit Arrival - der mir persönlich nicht so gut gefiel wie vielen andere - bewiesen, welches Gespür für große Bilder er hat und um das voll auszuleben, umgibt er sich mit großen Talenten der Filmbranche. Hier stimmt auf den Punkt absolut alles. Sei es der visuelle Stil der Effekte, der einen durchgehend zweifeln lässt, was nun aus dem Computer stammt und welche Elemente im Bild wirklich da sind, seien es die alles umstreifenden Smogschwaden über dem gigantischen Moloch von Stadt, der L.A. im fikitiven Jahr 2049 ist, alles im Bild ist umwerfend.

Wobei hier "schön" natürlich nicht gleich "schön" ist. Sicherlich, es gibt Innenräume von klinischer Sauberkeit zu bestaunen, oder etliche Konstrukte menschlicher Vorstellungskraft, die man so vielleicht noch nie auf der Leinwand zu Gesicht bekommen hat, aber alles unterliegt dem Stil des Originals von 1982, alles atmet seine Präsenz. Schön ist hier oftmals nicht was man sieht, sondern wie man es sieht. Heruntergekommenheit in Perfektion könnte man sagen.

Dabei wäre der Film nichts ohne sein geniales Soundgewand. Und Hans Zimmer hat gemeinsam mit Benjamin Wallfisch den Sound von Vangelis aus dem Original so perfekt emuliert und weitergesponnen wie Hampton Fancher und Michael Green die Story des Originals in ihrem tollen Script. Das Sounddesign des Films ist über jeden Zweifel erhaben, viele tonale Elemente aus dem 82er Film sind wiederzuerkennen, zugleich gibt es auch etliches Neues zu entdecken und durch die Bank überzeugt der Film dabei.

Die Filmmusik besteht dabei weiterhin aus den urgewaltigen Synthie-Tönen die bereits Scotts Film auszeichneten und überrollt einen oftmals regelrecht. Dass dies aber die Gewaltigkeit der Bilder nur noch unterstreicht ist genau wie damals völlig gegeben. In einer Szene öffnen sich zum Score die Schleusen eines gewaltigen Damms und während das Ohr fast erschlagen wird, weiten sich die Augen des Zuschauers, während die Wasserströme sich ihren Weg bahnen. Für solche Bilder wurde Kino geschaffen, für solche Erfahrungen geht man und sieht solche Filme. Und das ist nur ein Beispiel von vielen, wo der Film extrem beeindruckt, ohne das auf der oberflächlichen Handlungsebene etwas passiert.

Dabei passiert natürlich etwas und das Öffnen der Schleusen an dieser Stelle hat eine klare Bewandnis innerhalb der Handlung des Films. Und solcherlei visuelle Allegorien für die Metaebene der Handlung sind durch den gesamten Film gewoben. Villeneuve und sein Team tun alles um keines der Bilder in den über 160 Minuten Laufzeit zu verschwenden. Keine Minute kommt Langeweile auf, jede Einstellung ist gefüllt mit kleinen Details und großen Elementen, die dem Zuschauer Dinge vermitteln, Dinge über die Vergangenheit, Gegenwart und etwaige Zukunft dieser Welt in der sich Ryan Gosling bewegt.

Goslings gewohnt großartige Performance trägt uns hier auch durch den gesamten Film. Weite Teile der Handlung sehen wir durch seine Augen, er ist der Protagonist des Films, sein Handlungskatalysator - auch wenn er am Ende nicht sein Haupthandlungsträger ist. Denn eigentlich dreht sich die Geschichte um etwas anderes, vor allem um Elemente die Harrison Fords Rick Deckard betreffen, sein Verschwinden, seine Identität und das, was damals wirklich geschehen ist. Doch an dieser Stelle genug zur Story, denn Villeneuve hat vieles bewusst aus den Trailern herausgelassen und ich will niemandem die Enthüllungen des Films nehmen. Soviel sei aber gesagt: Der Film ist zu weiten Teilen eine perfekte Fortführung der Geschichte des Originals und zugleich auch seiner Ideen, ohne sich dabei jedoch zu wiederholen. Er zitiert, mitunter würdigt er natürlich auch, aber er bleibt stets eigenständig und spinnt die Geschichte weiter.

Denn unterm Strich steht natürlich nach wie vor die Frage: was ist Menschlichkeit? Wo hört sie beim Menschen auf und wo fängt sie bei den Replikanten wieder an? Was ist dafür erforderlich? Ein zentrales Element dieser Fragestellung ist Ana de Armas Joi, die Gefährtin von K, die eigentlich nur eine holographische K.I. in seinem Appartement ist, bei der aber die Emotionen und Gefühle so real und ergreifende sind, dass wir nicht umhin kommen ihre, eigentlich digitale, Figur als eine der emotional vielseitigsten der Geschichte zu begreifen.

Denn was ist der Mensch - wenn nicht die Kombination einer Vielzahl von Daten und Erinnerungen im Hier und Jetzt in einem großen Prozessor, den wir Gehirn nennen? Und wer bereit ist sich solchen und ähnlichen Fragen zu stellen, sich von ihnen fesseln zu lassen, zum Nachdenken angeregt zu werden oder einfach beeindrucken zu lassen, für den sollte Blade Runner 2049 ohnehin Pflichttermin im Kino sein. Aber wer das Original kennt und liebt darf ohnehin soviel in den Film mitnehmen: es ist eine in jedem Sinne würdige Fortsetzung geworden!

Fazit:
Blade Runner 2049 ist alles was man sich als Fan des Originals erhoffen konnte. Villeneuve gelingt etwas, mit dem wohl kaum jemand gerechnet hätte und er erschafft einen würdigen Nachfolger für Scotts Meisterwerk von 1982, der audiovisuell eine Brillianz aufweist wie nur selten ein Film das heute im Kino tut. Der Film wird trotz seiner über zweieinhalb Stunden Laufzeit keine Minute langweilig, schlägt einen von der ersten Minute an in seinen Bann und lässt einen erst wieder los, wenn der letzte Ton des Scores am Ende des Abspanns verklungen ist. Philosophisch, metaphorisch und auf jeder Ebene an der Grenze der Perfektion wandert dieser Film nicht nur als eins der genialsten Kinoerlebnisse des Jahres neben Aronofskys Mother in meiner Top 10 des Jahres ganz weit nach oben, nein ich denke auch, dass es Villeneuve gelungen ist einen Film zu schaffen, der in 35 Jahren neben dem genialen Original immer noch Bestand haben können wird. Ob heute noch Klassiker im Kino geboren werden? Ob wir wirklich in 30 Jahren noch darüber sprechen? Das ist immer schwer abzuschätzen. Aber bei Blade Runner 2049 sind alle Zutaten dafür gegeben und es würde mich wahrlich nicht wundern, wenn der Film noch lange beschäftigen wird.

10/10 Punkte bzw. 5/5 Hüte von mir,

für ein Kinoerlebnis par Excellence und einen Film den sich niemand, der das Kino liebt, auf der großen Leinwand entgehen lassen sollte.

Blade Runner 2049 Bewertung
Bewertung des Films
1010

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18 Kommentare
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MobyDick : : Moviejones-Fan
16.10.2017 10:50 Uhr
0
Dabei seit: 29.10.13 | Posts: 7.688 | Reviews: 254 | Hüte: 620

Schöne Kritik, der man eigentlich nichts hinzufügen kann :-)

Dünyayi Kurtaran Adam
MJ-Pat
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ZSSnake : : Expendable
09.10.2017 14:26 Uhr
1
Dabei seit: 17.03.10 | Posts: 8.948 | Reviews: 184 | Hüte: 616

Ahhh...Zu viel Stargate geguckt. Hast natürlich recht ^^

"You will give the people of Earth an ideal to strive towards. They will race behind you, they will stumble, they will fall. But in time, they will join you in the sun, Kal. In time, you will help them accomplish wonders." (Jor El, Man of Steel)
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MD02GEIST : : Godzilla Fan #1
09.10.2017 13:44 Uhr
0
Dabei seit: 01.01.13 | Posts: 2.557 | Reviews: 29 | Hüte: 218

Eine sehr schöne Kritik Snake! Einfach toll. Du beschreibst alles, was ich nicht schreiben wollte, aber - kein Problem!

Nur eine Sache. Der Plural von Replikant ist Replikanten - nicht Replikatoren. Du weißt schon die metallischen Insekten aus Stargate!

Monsters are born too tall, too strong, too heavy—that is their tragedy - Ishiro Honda
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