Bewertung: 4 / 5
Wochenend-Kinobesuch: The Hangover – Part II. Von allein hätte ich den Film sicherlich nicht im Kino geschaut, nicht nach der Negativ-Presse, den recht verhaltenen Kritiken und dem allzu offensichtlichen Ideenklau beim Vorgänger, der bereits in den Trailern klar wurde. Dank zwei formschöner Freikarten aus dem Hause Moviejones.de war der Kinobesuch dann doch drin; wer schaut schon einem geschenkten Gaul ins Maul?
Inhalt:
Trailer zu Hangover 2
Stu möchte zum zweiten Mal heiraten. Nach seiner gescheiterten Ehe mit einer Prostituierten im ersten Film ist es dieses Mal die hübsche Thailänderin Lauren. Der Jungesellenabschied Dougs vor 2 Jahren ist nicht vergessen und so soll es bei Stus Hochzeit nur ein Jungesellen-Brunch werden, der im Kreise seiner Freunde zelebriert wird. Schlussendlich landen jedoch dann wieder alle Mitglieder des Wolfsrudels in Thailand und nach einem Bier am Lagerfeuer finden sich Stu, Alan und Phil am nächsten Morgen in einem verranzten Hotelzimmer mitten in Bangkok wieder. „Es ist schon wieder passiert“ heißt ab diesem Zeitpunkt die Devise und es gilt neben den Bruchstücken der Erinnerung an die vergangene Nacht nicht zuletzt auch den 16-jährigen Bruder der Braut wiederzufinden, der auf sonderbare Weise verschwunden ist.
Kritik:
Wie bewertet man die Fortsetzung eines Überraschungshits wie Hangover aus dem Jahr 2009, der ganz offensichtlich keinerlei Fortsetzung bedurft hätte? Tja, schwer zu sagen. Ich werde versuchen mich dem Kern dieser Frage zu nähern und gehe dieses Mal nicht gezielt über die Figuren vor, wie ich es sonst tue.
Natürlich sind die Figuren für den Film wichtig, besonders der offensichtlich gestörte Alan (Zach Galafianakis) sticht natürlich erneut heraus. Immer wieder überraschen oder belustigen seine abstrusen Ansichten oder Vorgehensweisen. Im Gegensatz dazu steht der im Grunde immer coole, bedachte Anführer des Wolfsrudels Phil (Bradley Cooper), welcher versucht im verdreckten Bangkok irgendwie den roten Faden der vergangenen Nacht zu finden und zugleich die Hochzeit Stus doch noch irgendwie zu retten. Stu (Ed Helms) selbst ist mehr noch als in Teil eins ungemein hysterisch und bewegt sich die gesamte Laufzeit über stehts nahe am Nervenzusammenbruch.
Dieses Triumvirat zwischen den drei ungleichen Hauptfiguren wird nun noch durch den aus den Trailern mehr als bekannten Affen ergänzt. Dieses rauchende, drogendealende Kapuzineräffchen ist über weite Strecken gewissermaßen Teil des Wolfsrudels und sorgt für etliche Lacher. Ein Äffchen ist halt doch irgendwie immer lustig, ob man als Zuschauer das nun primitiv findet, oder nicht. In jedem Fall ein adäquater Ersatz für das Baby in Teil eins und vor allem irgendwie geschmackvoller, weil weniger mit Tabus behaftet.
Schwierig tut man sich selbstredend mit der Frage, ob man nun die Dramaturgie, die eins-zu-eins der von Teil eins folgt, als Negativ bewerten soll. Ich würde mich davon weitestgehend distanzieren. Diese Abfolge funktioniert, natürlich ist der Film dadurch weniger überraschend als der erste und jedem wird schon bei Beginn klar sein, dass die Hochzeit zum Schluss doch irgendwie stattfinden wird. Aber darum geht es schließlich gar nicht. Hier ist der Weg das Ziel. Und der wird mit so unheimlich vielen Gags beschritten, von denen auch noch der größte Teil zündet, dass man aus dem Lachen eigentlich wie in Teil eins kaum herauskommt. Selbstverständlich ist da der eine oder andere Rohrkrepierer bei, war im ersten Film auch so. Tut dem Spaß aber absolut keinen Abbruch.
Die Figuren funktionieren auch in dieser abgeranzten Umgebung, die einen perfekten Gegensatz zum glamourösen Las Vegas bietet. Das verschmutze Hotelzimmer, die zwielichtigen Läden, das düstere Tattoo-Studio oder auch die schönen Seiten von Bangkok, wenn man die Stadt von der Spitze eines Wolkenkratzers sieht, das passt alles. Das macht durch die Bank eine gute Figur und wird von Todd Phillips gekonnt eingefangen. Man kann mitunter den Gestank der Stadt fast riechen und ist meist doch sehr angewidert vom Setting. Und das ist eigentlich genau das, was hier erreicht werden soll. Wo in Vegas die Augen ob der Lichter und Neonreklamen leuchteten, da gehen sie einem in Bangkok ob der Finsternis und der verrucht-schmutzigen Atmosphäre über.
Der Humor sitzt, die Witze zünden wie gesagt. Auf Ebene der Spannung hat er Film leider nicht allzu viel zu bieten. Die Handlung ist dank der starken Orientierung an Teil eins natürlich leidlich bekannt und bietet nichts wirklich Neues. Allerdings sind die eine oder andere Überraschung dann doch eingestreut worden. Eine Verfolgungsjagd mit Drogendealern, ein plötzlicher Eingriff durch Interpol, Schießereien, hier wird mitunter doch ein Spaß mit der Umgebung getrieben. Bangkok gibt so etwas her, allein die Verlegung in dieses Setting macht solche Ausuferungen möglich und gibt Raum für so etwas. Das tut dem Film gut, dynamisiert ihn in jedem Fall mehr als das bloße Herumgeirre des Wolfsrudels.
Überhaupt zeigen sich die drei Männer angesichts der Situation dieses Mal weit gefasster. Gestählt durch die Ereignisse in Vegas geht man von vornherein gezielt und gesteuert vor, zumindest so lange, bis Bangkok den dreien einen Strich durch die Rechnung macht. Für die zunehmende Ziellosigkeit sorgt die gänzlich unbekannte und fremde Umgebung und macht die Schnitzeljagd nach Teddy, dem Bruder der Braut, dann wieder irgendwie glaubwürdig.
Womit wird auf der Kontra-Seite wären. Der Film ist natürlich in etwa so glaubwürdig wie ein Basejump ohne Fallschirm, der unverletzt überstanden wird. Beim ersten Film hatte man das Element der „unglücklichen Verkettung von Ereignissen“ auf seiner Seite, im zweiten Film ist das alles konstruiert. Der zweite Hangover, der trotz der Sicherheitsvorkehrungen passieren kann, ist kaum nachvollziehbar. Bei all der Vorsicht mutet es einfach überaus befremdlich an, dass so etwas ein zweites Mal passieren kann.
Insbesondere Alans Beteiligung und seine Teilnahme an der Hochzeit wirken dann auch extrem konstruiert. Stu ist strikt dagegen, dass Alan Gast auf seiner Hochzeit wird und dass die anderen Freunde ihn dann überreden, diesen doch mitzuschleppen, möchte man als Mitwissender um die Ereignisse aus Vegas doch irgendwie bezweifeln.
Als es dann noch zu einem Hangover kommt, bei dem Doug (Justin Bartha) nicht mal eine Rolle spielt, wird es dann endgültig hanebüchen. Beim Lagerfeuer ist er noch zugegen und man hätte nun dieses Mal ohne Probleme auch seine Rolle ausbauen können. Die Figur wird jedoch wie bereits im ersten Film - wo dies noch der Handlung zu schulden war – einfach außen vor gelassen und hat praktisch keine Relevanz für den Film. Als die Hochzeitsgesellschaft beschwichtigende Kontaktperson für das Wolfsrudel bleibt er erneut blass und seine Rolle grundlegend ohne weitere Relevanz.
Lichtblicke sind natürlich noch der erneute Cameo von Mike Tyson, auf den ich nicht weiter eingehen werde, sowie die Rückkehr von Ken Jeong als Leslie Chow. Der skurrile Gangster wird zwar durch die Story auch nur arg konstruiert eingebunden, ist jedoch für etliche Lacher gut und stört daher nicht.
Fazit:
The Hangover – Part II bietet im Grunde mehr vom Alten. Der Film hält sich strikt an das Handlungsmuster aus Teil 1 und zeigt damit auf dieser Ebene nichts Neues. Ebenso folgt er vergleichbarer Figurenzeichnung und fügt auf dieser Ebene zwar nichts hinzu, doch das Darstellerensemble ist immerhin überaus gut aufgelegt und ihr Spiel macht eine Menge Spaß. Originalität oder Überraschungen wie in Teil 1 braucht man kaum zu erwarten, doch die Gagdichte ist ähnlich hoch und der Großteil zündet auch. Somit kann Hangover 2 liefern, was die Zuschauer erwarten. Als Kenner des ersten Films hat man einen deutlichen Mehrwert dank etlichen Anspielungen auf das Original.
Im Endeffekt habe ich mich entschieden Hangover 2
8/10 Hüten
zu geben, da er mir alles liefert, was ich als Liebhaber des ersten Films erwartet habe. Der erste Film hätte von mir 9/10 Punkten bekommen, Teil 2 bekommt einen Punkt Abzug für die Dreistigkeit über weite Strecken einfach vom Vorgänger zu klauen. Und obwohl sich das Ganze wiederholt, macht es trotzdem unheimlich viel Spaß. Und im Vergleich zu etlichen anderen selbsternannten „Komödien des Jahres“ bietet Hangover 2 etwas, dass ich seit Teil 1 nicht mehr bekommen habe: Nämlich einen Riesenhaufen guter Gags. Und das ist es doch, was ich von einer Komödie erwarte. Das Rezept geht dieses Mal noch auf, Teil 2 funktioniert weiterhin. Für einen dritten Film möchte ich dann aber bitte was Neues sehen.