Bewertung: 5 / 5
Diese Review ist spoilerfrei!
Trailer zu Star Wars - Die letzten Jedi
Es war einmal in einer Mitternachtspremiere im UCI in Duisburg...
Star Wars - Episode VIII
The Last Jedi
Es herrschen Verwirrung und Verdruss im Star Wars Universum. Seit dem Kauf von LucasArts durch das Disney-IMPERIUM leidet das gesamte Franchise unter massiver Abnutzung und eine Übersättigung macht sich langsam breit. Überall und jederzeit hört man, sieht man und liest man Star Wars. Doch ein Mann stellt sich diesem Hype mit der einzigen Waffe, die ihm einfällt: Ignoranz.
Inhalt:
Durch die Zerstörung der Starkiller-Base hat der Widerstand um Leia scheinbar einen großen Sieg über die Erste Ordnung errungen, doch der Siegestaumel währt nicht lange, denn die letzten verbleibenden Mitglieder des Widerstandes werden ohne den Rückhalt der neuen Republik gnadenlos gejagt. Und so ist es an einigen wenigen Mitgliedern des Widerstandes den Funken Hoffnung zu finden, der aus der scheinbar ausweglosen Lage herausführt. Könnte dieser Funke Luke Skywalker sein, der letzte der Jedi?
Review:
Soviel vorab - ich habe mich persönlich seit über einem Jahr aus jedem News-Thema zu Star Wars herausgehalten und seit dem Erscheinen des Teasers damals kein weiteres Bildmaterial zum Film gesehen. Genausowenig habe ich irgendwas zum Film gelesen. Der Teaser hatte mich geflasht, begeistert und ich war bereit mich von diesem zweiten Film der neuen Trilogie verzaubern zu lassen ohne diese Erfahrung durch irgendwelche Spoiler zu ruinieren. Nicht-Wissen ist ein Segen und in unserer heutigen Zeit, in der jeder Trailer und jedes Bild das fragile Gebilde der Erwartung weiter und weiter erschüttern und ein Hype sich unweigerlich bildet, habe ich mich nie so gut gefühlt wie mit dieser Konsequenz der Ignoranz. Und es ist auf jeden Fall klar, dass es sich gelohnt hat wie ein Mönch in Star Wars-Abstinenz zu leben.
Episode VIII hat an so vielen Stellen Überraschungen zu bieten und Momente des Staunens. Und obgleich der Plot im Kern sehr gradlinig ist, bleibt der Film über die volle Laufzeit absolut spannend. Vielleicht ist es grade diese Jagd, die Unmittelbarkeit und die fast greifbare Verzweiflung des Widerstands im Angesicht der Ersten Ordnung, die den Film so unglaublich intensiv machen. Die Ausgangslage ist dabei einfach und klar: Rey ist auf dem Planeten, auf dem sich Luke Skywalker versteckt hält und versucht ihn dazu zu bewegen, sich dem Widerstand anzuschließen. Außerdem soll er ihr erklären, was es mit der Macht auf sich hat, in der sie so überraschend stark ist. Andernorts flieht das was vom Widerstand übrig ist vor der Ersten Ordnung.
Diese beiden parallelen Handlungsstränge führen den Zuschauer, unterstützt von ein paar Sub-Plots, durch den Film. Wobei jede der Figuren genug Raum erhält, sich zu entfalten und zu glänzen. Poe Dameron, Finn, Rey, BB-8, Chewie, Luke, Leia, Kylo Ren - und auch die eine oder andere weitere neue oder alte Figur - alle fühlen sich nach Star Wars an, alle haben ihren Platz und erleben ihre eigenen kleinen und großen Abenteuer. Wodurch eine Dynamik entsteht, die tatsächlich ein wenig an Episode V oder VI erinnert, da auch dort mehrere Handlungsstränge parallel verliefen. All das sorgt dafür, dass der Film mit vielen neuen Schauplätzen aufwarten kann, dabei dieses "neue" alte Universum erforscht und die Handlung aus Episode VII logisch und sinnvoll erweitert und fortführt. Und bei den Figuren entwickelt sich grade im Bezug auf Rey und Kylo Einiges voran und wir erfahren vor allem das eine oder andere über deren Hintergründe, die in Episode VII nur angedeutet wurden. Ob dabei jeder vollauf zufrieden mit jeder Entwicklung sein wird, vermag man jetzt noch nicht zu sagen, die Tendenz geht aber vermutlich in die Richtung, dass der Film zu einem Grad polarisieren wird.
Für mich persönlich war vor allem ein Aspekt ganz essenziell: Die Emotionen. Nicht bloß der Spaß an der Sache, der zweifellos in hohem Maße gegeben war und auch durch, immer wieder gekonnt eingestreute, humoristische Momente ein ums andere Mal in den Vordergrund rückte. Nein auch und vor allem eben dieses Feeling - die WOW-Momente, die Momente der Gänsehaut, die Momente der Begeisterung, die Momente, in denen man vorne auf der Kante seines Kinosessels sitzt, die Hände ringt und hofft und betet und mitfiebert. Mit diesen Figuren, die man nach Episode VII nun in sein Herz geschlossen hat. Grade Poe, Finn, BB-8 und Rey - das neue "Team" dieser Trilogie - gewinnt weiter an Sympathie und Tiefe. Die Stärken und Schwächen der einzelnen Figuren werden weiter ausgelotet und emotionale Hintergründe und Verbindungen werden verstärkt.
Ganz wichtig hierbei ist auch, dass der Film sich trotzdem weiter und vielleicht noch stärker als zuvor, zu Mysterien bekennt. Er liefert nicht alle Antworten auf alle Fragen. Vieles, grade im Bezug auf die Macht und Rey und Kylo, bleibt im Dunkeln. Nicht alles und jedes wird erklärt und haarklein auseinandergenommen. Ähnlich wie damals in Episode IV ist der Film voll von Geheimnissen und Momenten, die einfach die Größe und Faszination dieses Universums zeigen und einen darin eintauchen lassen. Der gesamte Film ist ein Film der Figuren, der Charaktere. Dialoge und Interaktion zwischen Figuren finden statt und das Gefüge innerhalb der Truppe wird abgeklopft. Am Ende haben wir ein stärkeres Gefühl dafür, wer zu wem wie steht, wo Freundschaften liegen, wie Feinschaften aussehen und wie der Status Quo nun ist. Und trotzdem haben wir nicht das Gefühl alles zu wissen oder wie ein kleines Kind alles erklärt bekommen zu haben. Wir haben ein unglaublich spannendes Abenteuer an der Seite lieb gewonnener Figuren erlebt und dabei Dinge gesehen und erfahren, die wir nicht vollends begreifen. Dinge, die uns aber nichtsdestrotrotz staunen, rätseln und nachdenken lassen.
Dabei wird alles weiterhin gerahmt von Williams nach wie vor tollem Score, der zwar nur relativ wenige neue Stücke bietet, aber vor allem mit den neuen und liebgewonnenen Stücken aus Episode VII arbeitet und sie ins Soundgewand der bisherigen Filme einflechtet. Ich habe an einigen Stellen gelesen, dass es manche stört, dass der Film so wenig neue, große WOW-Momente auf der musikalischen Seite hat. Allerdings war es für mich zu keinem Zeitpunkt ein valider Kritikpunkt bei allem was wir aus inzwischen 8 anderen Filmen an epochalem Score zur Verfügung haben, der ohnehin quasi fast alles im Vergleich nichtig und klein erscheinen ließe. Der Score ist und bleibt spektakulär gut und auch wenn er viele Selbstzitate nutzt, überzeugt er doch auch grade deshalb umso mehr. Star Wars braucht Star Wars Sound und den bekommt man durchgehend, mitreißend und begeisternd.
Zu guter Letzt: Audiovisuell ist der Film über jeden Zweifel erhaben. Die Sounds sind durchgehend perfekt gewählt und fühlen sich durchgehend nach Star Wars an und man hat heute wieder mehr denn je das Gefühl in einem Universum zu sein, in dem sich die Uhr auch weiterdreht, wenn wir als Zuschauer grade nicht dabei sind. Visuell ist der Film trotz oder grade durch die vielen neuen Schauplätze absolut Star Wars in Reinform und viele der großen WOW-Momente entstehen natürlich durch die unglaublichen und wunderschönen Schauplätze, von denen es damals wie heute etliche gibt, wodurch der Film visuell auch niemals langweilig wird.
Fazit:
The Last Jedi beschreitet mutig so manchen neuen Weg. Er traut sich seine eigene Geschichte auf Basis der Ereignisse aus Episode VII zu erzählen und dabei die neuen Figuren weiter auf ihrem Pfad zu führen. Als ich am Ende des Abspanns den Saal verließ wollte ich wissen wie es weitergeht, obwohl der Frust darüber, noch zwei Jahre warten zu müssen, nicht so unmittelbar war wie damals nach Episode VII. Nicht etwa, weil der Film etwas falsch gemacht hätte, sondern weil er so unfassbar viel richtig gemacht hatte. Jede Nuance, jede Emotion, quasi jeder Moment war so voll von Spannung, Begeisterung und STAR WARS, dass ich - nochmals, wohlgemerkt: KOMPLETT UNGESPOILERT - am Ende dermaßen befriedigt und begeistert das Kino verließ, dass diese positive Emotion alles Weitere überstrahlte. Episode VII hatte zudem die unglaubliche Antizipation was danach passieren würde, wo Rey Luke doch nun endlich gefunden hatte. Episode VIII entlässt einen runder, etwas weniger "zielgerichtet" offen und doch vollkommen offen in eine ungewisse Zukunft.
Johnson hat die Essenz von Star Wars - das Abenteuer in einer unbekannten Galaxis voller liebgewonnener Figuren - so völlig verinnerlicht und auf die Leinwand gebannt, dass hier der Weg das Ziel ist und ihm ist damit in meinen Augen tatsächlich der beste Star Wars Film seit Episode V gelungen und zugleich der beste dieser neuen Filme aus dem Hause Disney. Begeistert vergebe ich somit
10/10 Punkte bzw 5/5 Hüte
und empfehle jedem mit so wenig Spoilern wie möglich (so das denn noch möglich ist zu diesem Zeitpunkt) und vor allem offen für neue Wege ins Kino zu gehen und sich einfach mitreißen zu lassen. The Last Jedi ist es wert!