Bewertung: 4.5 / 5
14:30 - UCI in Duisburg - The Jungle Book. Für mich heute erstmal in 2D, man weiß ja nie wie schrecklich das 3D mal wieder sein wird, und in Synchro - so wird die OV-Vorstellung in 3D am Sonntag dann vermutlich ein umso besseres Erlebnis.
Inhalt:
Die Geschichte ist altbekannt - das Menschenkind Mowgli wird vom Panther Baghira im Dschungel gefunden und zum Schutz in die Obhut des Wolfsrudels von Alpha Akela gegeben. Dort wächst der Junge langsam heran, bis der Tiger Shir Khan auftaucht und Mowgli tot sehen will, weil dieser ein Menschenkind ist und Khan befürchtet, dass er eines Tages als erwachsener Mensch das Feuer in den Dschungel bringen wird. Von da an beginnt eine teils muntere, teils düstere Reise durch den Dschungel, auf der Mowgli großen Würgeschlangen, einem entspannten Bären und königlichen Affen begegnet...
Trailer zu The Jungle Book
Review:
Zu allererst mal - die Effekte des Films sind phänomenal gelungen. Die Animationen der Tiere sind so unglaublich lebensnah und realistisch, dass man zu keinem Zeitpunkt das unangenehme Gefühl bekommt in einem Animationsfilm zu sitzen. Die Tiere werden mit so vielen Details versehen, verhalten sich wie ihre realen Konterparts und bewegen sich so geschmeidig, dass man aus dem Staunen kaum herauskommt. So wird Mowglis Reise durch den Urwald nicht zur mäßigen Effektschau, sondern zu einem wirklichen Erlebnis.
Der junge Debütant Neel Sethi spielt die Hauptfigur mit einer solchen kindlichen Unschuld und zugleich so stark und unerschrocken, dass man ihm kaum genug Lob aussprechen kann. Man hat nie das Gefühl einen "nervigen Kinderdarsteller" vor sich zu haben, Favreau hat diesen jungen Darsteller zu einer hervorragenden Leistung angeleitet und es macht Spaß ihm durch sein Abenteuer zu folgen.
Die tierischen Darsteller machen (da ich nur die Synchro gesehen habe gehe ich zunächst davon aus) ihren Job allesamt ebenfalls sehr gut. Die Stimmen passen fast durchweg auf den Punkt und die Figuren bekommen alle Charakter, Tiefe und Persönlichkeit durch ihre Stimmen. Dadurch werden sie glaubhaft und obwohl ich zunächst sehr skeptisch war, ob die Idee sprechender Tiere auch im Realfilm funktionieren würde, konnte ich mich bereits nach wenigen Minuten einfach fallen lassen und den Film genießen.
Überhaupt gelingt es Favreau wie bereits damals bei seinem Kunststück mit Iron Man einen Film zu erschaffen bei dem man mitfiebert und gerne den Figuren folgt. Das Pacing ist hervorragend und die Balance zwischen den großen Augenöffnern - die in 3D sicherlich atemberaubend aussehen, was sich bereits in der 2D-Fassung erahnen ließ - und den ruhigeren Dialogszenen ist wirklich gelungen. Langeweile kommt nie auf, die Geschichte deckt von rührend über humorvoll bis hin zum sehr spannenden Finale eine große Palette an Emotionen ab ohne dabei jemals aufgesetzt zu wirken.
Die Motivationen der Figuren sind immer klar, Shir Khan ist in jedem Fall ein starker Antagonist, aber man kann trotzdem seinem grausamen Gedankengang folgen, da er selbst von einem Menschen - Mowglis Vater - durch Feuer vernarbt wurde und die Angst vor einem Waldbrand für die Tiere sehr real ist. Obgleich seine Methoden brutal sind, man kommt nicht umhin ihn - dem Gesetz des Dschungels folgend - irgendwo auch zu verstehen. Trotzdem bleibt der Film vor allem eine Geschichte darüber was es heißt seinen Platz im Leben zu finden. Mowgli ist ein Außenseiter - integriert zwar - aber trotzdem anders. Und hier findet sich der große Reiz der Geschichte, den das Skript hervorragend ausspielt - Mowgli ist mit seinen speziellen Fähigkeiten - er bastelt immer wieder Apparaturen aus Lianen und Holz - ein Spielball verschiedener Mächte und Figuren im Film.
Dass dabei immer mal wieder auf die Verfilmung 1967 verwiesen wird und sich einige Sequenzen fast wie im Trickfilm anfühlen ist für Fans des Originals auf jeden Fall ein zusätzlicher Anreiz beim Film. Trotzdem verlässt er sich auch sehr auf seine eigenen Stärken, erzählt die Geschichte erwachsener und weniger gezielt kindgerecht. Trotzdem ist es ein Film für die ganze Familie, ein Film über Freundschaft, das Erwachsen werden und über Toleranz. Außerdem lehrt er zu dem zu stehen was man ist und das alles sind Ideale die grade in der heutigen Gesellschaft oftmals zu kurz kommen.
Schwächen zeigt der Film sehr, sehr wenige. Die Gesangseinlage bei den Affen ist in der Synchro nicht ganz so gelungen wie erhofft, dafür reißt aber der Abspann wieder unheimlich viel raus und entlässt einen extrem positiv und mit einem breiten Grinsen aus dem Film.
Fazit:
The Jungle Book ist eine herzerwärmende, großartig gefilmte, spannende und mit genialen Effekten versehene Realverfilmung eines DER großen Zeichentrick-Klassiker von Disney geworden. Abgesehen von kleinen Enttäuschungen zeigt der Film keine Blöße und weiß durch die Bank nicht nur hervorragend zu unterhalten, sondern auch dieses klassische Disney-Feeling heraufzubeschwören. Es ist ein Familienfilm mit wunderbaren Idealen und einer tollen Geschichte und ich kann nur eine uneingeschränkte Kinoempfehlung aussprechen, denn dieser Film ist 100% für die große Leinwand geschaffen.
Von mir gibts 4,5/5 Hüte bzw 9/10 Punkte für eine wundervolle Zeit, ein paar Tränen der Rührung und ganz viel hervorgerufene Begeisterung.