Bewertung: 2.5 / 5
Eigentlich hatte ich nicht vor, Joker zu reviewen. Und dann erst recht nicht mit meiner 100. Kritik. Aber das Warten auf die Aufnahme des besten jemals gedrehten und je zu drehenden Filmes in die MJ Datenbank brachte mich nun doch dazu, eben dies zu tun. Und dann ausgerechnet auch noch wieder einmal mit einer zumindest streitbaren Bewertung. Na gut, ich habe euch gewarnt. Das ist nicht die übliche Lobhudelei. Joker sucks- Kind of ... aber lest selbst:
Erzählt wird die Geschichte eines labilen Mannes in einem Land, wo die Kluft zwischen Arm und Reich immer unübrückbarer wird, der zum Symbol des Klassenkampfes wird: Dem Joker!
Trailer zu Joker
What?
Auf dem Papier hört sich das ja schonmal ganz spannend an, weil ein komplett anderer Ansatz. Aber was Todd Phillips daraus zaubert - neben Bildkompositionen, die tatsächlich für die Ewigkeit sein könnten, wenn sie eben nicht in diesem Film wären - ist wirklich pures und absolutes Mittelmaß. Ohne polemisch sein zu wollen (und dabei kolossal scheiternd natürlich): Ich glaube ich habe noch keinen Film gesehen, der dermaßen "Mittelmaß" auf der Stirn tätowiert hatte wie eben dieser Joker hier.
Phillips erzählt seine Geschichte extrem souverän, der Zuschauer ist immer im Bilde, was gerade vor sich geht, selbst der eine oder andere "Twist" ist bereits früh erkennbar. Zudem entleiht er aus allseits bekannten New York Klassikern von Scorsese ganze Storylines und vermengt diese zu einem Ganzen. Hinzu kommt, dass es ihm eben nicht reicht, dass er mehrere Filmstoffe verquickt, nein, er muss noch natürlich eine aktuelle Lageanalyse betreiben und packt natürlich den Klassenkampf (Wenn es ein Filmunwort 2019 gäbe -?) mit in sein Themenarsenal hinein. Ach ja, damit natürlich nicht genug: Er packt zudem auch noch eine Origin rein, die es in der Art eigentlich gar nicht mehr bedurft hätte, den ohnehin bis zum Bersten vollgepackten Film aber ehrlich gesagt gar nicht mehr stört, sondern tatsächlich ein Bisschen voranbringt.
All das ist nicht schlimm oder störend, es ist vollkommen okay und erträglich, also irgendwie komplett durchschnittlich. Und wirklich wenig subtil. Alles, ja wirklich alles wird ausbuchstabiert. Wenn die letzte Szene angeblich ambivalent und offen bleiben will, dann ist es ehrlich gesagt zu spät, passt wenig in den Restfilm und eigentlich nur prätentiöses Schielen auf das Awardpublikum. Und seltsamerweise scheint das auch völlig auszureichen!
Versteht mich nicht falsch, Durchschnitt ist nichts, wofür man sich schämen müsse. Durchschnitt ist im Prinzip das, was jeder Mainstreamregisseur anstrebt, denn Durchschnitt holt den Durchschnitt, also die Menge ab. Und so wie dieser Film abgeht, monetär und kritisch, trifft er genau den Nerv, den er sucht. Also insofern hat Phillips alles richtig gemacht.
Hinzu kommt, und es wäre ein Verbrechen, das zu unterschlagen, dass er mit Joaquín Phoenix einen Mann am Start hat, der womöglich die Performance seines Lebens an den Tag legt und den Film quasi im Alleingang trägt. Kein Wunder also, dass sich Gott und die Welt durch diese Leistung blenden lassen und den Film als etwas abfeiern, das da gar nicht ist.
Ich gehe ja auch nicht hin und lobe jeden Nicolas Cage Film, nur weil der Typ jeden Film nach Belieben dominiert
Also alles in allem haben wir einen thematisch vollgestopften Film, der sich ordentlich bei den besten Filmen in seinem Genre bedient, der allerdings trotz aller Möglichkeiten immer nur an der Oberfläche kratzt, obwohl er wenig subtil quasi A-L-L-E-S minutiös ausbuchstabiert (alleine dieser Widerspruch sollte ja fast als Leisung durchgehen), dem es nie gelingt, irgendwas Gehaltvolles zu seinem Charakter zu sagen, der dann auch noch seine Figur inkonsistent handeln lässt, damit der Film von c nach d kommt.
Und ganz ehrlich, wenn das Drehbuch das wider gespiegelt hat, wie der Film letztendlich wurde, dürfte Scorsese, der ja in einem frühen Stadium mit dem Film in Verbindung gebracht wurde, es ja schon gelesen haben. Und dann kann ich auch absolut nachvollziehen, dass er sich erstens von dem Projekt distanziert hat und zweitens gar keine Böcke hat, ihn überhaupt zu schauen.
Was den Film in erster Linie davor rettet ein Totalausfall zu werden, ist seine enorm professionelle Machart und sein überragender Hauptdarsteller.
Joker ist kein schlechter Film, er ist halt auch kein sonderlich guter Film.
Und das war mein 100. Review! Hmmmm
5 Punkte