Bewertung: 4.5 / 5
Was ist düster, dreckig, brachial und mit jedem Bild ein Kunstwerk? The Batman! Regisseur Matt Reeves schafft es, uns einen Batman zu präsentieren, wie wir ihn noch nie gesehen haben. Aber auch ein Gotham, wie es so noch nie auf der Leinwand zu sehen war.
The Batman Kritik
Seit zwei Jahren schon durchstreift Bruce Wayne als Batman (Robert Pattinson) die dunklen Straßen von Gotham City und versetzt die Kriminellen der Stadt in Angst und Schrecken. Als ein Killer die Elite Gothams mit einer Reihe sadistischer Anschläge ins Visier nimmt, führt eine Spur kryptischer Hinweise den besten Detektiv der Welt tief in den Untergrund. Während seine Ermittlungen ihn immer näher ans Ziel führen und das Ausmaß der Pläne des Täters deutlich wird, muss Batman neue Beziehungen knüpfen, um den Schuldigen zu entlarven und dem Machtmissbrauch und der Korruption, die Gotham City schon lange plagen, ein Ende zu bereiten.
Trailer zu The Batman
Es ist etwa 10 Uhr morgens. Ungeduldig sitzen wir im Kinosaal. Wie lange wohl noch, bis der Film beginnt? Der Saal ist gut gefüllt. Immer noch kommen Leute von draußen herein. Die Anspannung steigt und während wir wartend auf die noch leere Leinwand blicken, reift in uns langsam die Erkenntnis: Wir lernen gleich den neuen Batman kennen! Es ist dabei nicht nur einfach ein weiterer Film, es ist auch die Vorstellung einer neuen Inkarnation von einem der berühmtesten Charaktere in der Popkultur-Historie.
Robert Pattinson tritt heute das Erbe von Ben Affleck und Christian Bale an. Und auch von all den anderen, die vor ihm das schwarze Cape getragen haben. Und dann wird es dunkel im Saal. Plötzlich ganz still. Eine neue Legende erwacht. Und wir dürfen ihr knapp drei Stunden lang dabei zusehen, wie sie sich ihren Platz in der Kinogeschichte erkämpft. Und müssen mehr als einmal währenddessen lächeln, einfach aus purer Freude.
Es waren viele Fans enttäuscht, als man Ben Afflecks geplanten Solofilm auf Eis legte und sich stattdessen dafür entschied, einen vollkommen neuen Batman auf die Zuschauer loszulassen. Für viele kam dies auch zu früh, schließlich hatten wir noch mit Affleck einen aktiven Batman. Die Bekanntgabe, Robert Pattinson würde die Rolle des dunklen Ritters übernehmen, beseitigte die Zweifel nicht gerade. Doch wer selbst nach den Trailern noch welche hatte, den können wir beruhigen, denn sie sind alle unbegründet.
Regisseur und Drehbuchautor Matt Reeves schafft es tatsächlich, uns mit The Batman sowohl etwas Bekanntes als auch etwas völlig Neues zu präsentieren, und liefert dabei nicht nur einen der besten Batman-Filme, sondern eine der besten Comicverfilmungen aller Zeiten ab. Für wen bisher The Dark Knight über allen thronte, der wird seine Meinung jetzt womöglich ändern.
Was Reeves hier mit einer Kombination aus Inszenierung, Bildsprache und Soundtrack erschafft, ist bemerkenswert. Die Musik, insbesondere das neue Batman-Theme, wurde bereits im Vorfeld veröffentlicht und so richtig begeistert waren viele nicht. Aber genau hier ist das Meisterliche an seiner Arbeit. Denn für diesen Film ist dieser Score einfach perfekt und Reeves weiß ihn auch ganz genau einzusetzen. The Batman ist eine Symbiose aus vielen Elementen, welche durch den Regisseur zu einem großen Meisterwerk zusammengeführt werden.
Ein wichtiges Element in jedem Batman-Film ist die Stadt. So düster, so dreckig und verregnet, so kaputt und heruntergekommen hat man Gotham City noch nie auf der Leinwand gesehen. Und gleichzeitig ist das alles so wunderschön. Man kann gar nicht aufhören, jedes einzelne Bild zu genießen. Und dann ist da diese eine Szene, die das alles kombiniert. Inszenierung, Soundtrack, Ton. Im richtigen Kino werdet ihr glauben, gerade startet ein Düsenjet. Vertraut uns, ihr werdet die Szene erkennen.
Doch letzten Endes ist das wichtigste Element der dunkle Ritter selbst. Matt Reeves schafft es, ihn auf eine Weise zu inszenieren, wie nicht einmal Christopher Nolan es vermochte. Wenn Batman im Film seinen Auftritt hat, wird es keinerlei Zweifel mehr geben, ob Robert Pattinson der Rolle gewachsen ist. Seine Präsenz in dem Film, besonders als Batman, ist geradezu beängstigend. Er strahlt eine fast schon unheimliche Ruhe aus, hinter der sich eine spürbar brodelnde Wut verbirgt, die jederzeit ohne Vorwarnung ausbrechen kann. Er springt nicht einfach ins Bild, sondern kommt ganz langsam, mit aller Ruhe, aus dem Schatten hervor und ohne dass er auch nur etwas gesagt oder getan hat, weiß jeder schon in diesem Moment, wie die Sache ausgehen wird. Pattinson ist als Batman eine Naturgewalt!
Ähnlich wie in Nolans The Dark Knight-Trilogie, erhält James Gordon eine größere und wichtigere Rolle. Doch auch hier geht The Batman neue Wege, denn dieses Mal ist Gordon nicht einfach nur eine Art Verbindungsmann des dunklen Ritters, sondern agiert sogar als dessen direkter Partner. Ein Duo, welches zusammen versucht, diesen Fall zu lösen. Und Jeffrey Wright funktioniert hervorragend an Pattinsons Seite und strahlt zudem als Gordon, im Gegensatz zu Batmans eher unheimliche, eine beruhigende Aura aus, was die beiden zu zwei unterschiedlichen Seiten derselben Medaille macht.
Auch bei einer weiteren Figur schafft es The Batman, Früheres nicht einfach zu kopieren, denn auch diese Catwoman sahen wir so noch nicht. Zoë Kravitz erschafft einen Charakter, der stark ist, selbstbewusst, aber auch verletzlich. Ihre Selina Kyle ist ein Produkt der Welt, in die sie hinein geboren wurde, es dabei aber geschafft hat, trotz allem, dieser düsteren Welt nicht erlegen zu sein. Sie ist eine Heldin, der diese Tatsache jedoch nicht bewusst ist. Ihre Figur teilt denselben Schmerz, den auch Batman tief in sich spürt, und beide müssen zusammen herausfinden, was am Ende der richtige Weg ist, damit umzugehen.
Über Colin Farrell wollen wir gar nicht zu viele Worte verlieren. Sein Pinguin spielt durchaus eine wichtige Rolle in dem Film, es ist aber auch deutlich, dass dies erst der Beginn seines Aufstiegs ist. Genauso deutlich, wie die Spielfreude, die Farrell hier an den Tag legt. Und dass dies trotz all der Maske überhaupt möglich ist zu sehen, will schon was heißen.
Letzten Endes ist ein Held nur so gut, wie sein Gegenspieler. Viele Fans werden sich an der Darstellung des Riddlers in diesem Film stören, denn er hat vor allem optisch nicht so viel mit der Comicvorlage gemein. Aber im Gedächtnis wird er bleiben. Dieser von Paul Dano verkörperte Riddler ist ein Psychopath, der die Zuschauer ängstigen wird. Für manche könnte dies sogar zu viel sein, wir denken vor allem an jüngere Zuschauer. Der Film hat eine Freigabe ab 12 Jahren, aber glaubt uns, der Film ist nichts für Kinder, vor allem wegen der Dinge, die der Riddler tut. Eine Freigabe ab 16 wäre hier angemessener gewesen. Als Mischung aus dem Zodiak-Killer und Jigsaw wird es sicher viele Zuschauer überraschen, wie unheimlich und sadistisch dieser Bösewicht dargestellt wird. Auch das hat es in einem Batman-Film so noch nicht gegeben.
Bei all unserer Begeisterung gibt es durchaus auch Kritikpunkte. So sehr wir jede Minute genossen haben, wirkt der Film doch zum Ende hin etwas in die Länge gezogen. Gleichzeitig kam uns Bruce Wayne zu kurz. Leider genauso wie seine Beziehung zu Alfred. Zu Andy Serkis haben wir noch nichts gesagt. Dies hängt leider damit zusammen, dass er kaum eine große Rolle spielt. Was sehr schade ist, denn Serkis macht einen sehr sympathischen Eindruck. Auch werden manche Themen nur kurz nebenbei erwähnt und verschwinden dann wieder, nur um später wie fast aus dem Nichts im Zentrum der Handlung zu stehen. Zudem gibt es eine Szene, die nicht so ganz zum Rest des ansonsten sehr realistisch gehaltenen Films passt. Es war zudem das einzige Mal, wo wir glaubten, einen CGI-Effekt gesehen zu haben.
Matt Reeves hat ein Meisterwerk abgeliefert, welches Comicverfilmungen neu definiert. Trotz all der Düsternis ist The Batman eine Geschichte über Loyalität, Vertrauen und tiefe Freundschaft. Aber auch über Wut und den Versuch, wie man sie überwinden und in etwas anderes umwandeln kann. Aus Vergeltung wird die Hoffnung. Aus der Dunkelheit das Licht. Um The Batman zu definieren, braucht es nur ein Wort: Wucht!
Wiederschauwert: 100%