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Aquaman

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Die Scham an der Freud

Aquaman Kritik

Aquaman Kritik
159 Kommentare - 13.12.2018 von Moviejones
Wir haben uns "Aquaman" für euch angeschaut und verraten euch in unserer Kritik, ob sich dieser Film lohnt.
Aquaman

Bewertung: 2.5 / 5

Wem die folgende Einleitung bekannt vorkommt, richtig, es gab einige Filme, die uns in den letzten ein bis zwei Jahren genau die gleichen Gefühle entlockten - nur hier ist alles noch schlimmer. Selten war es wichtiger, sein Oberstübchen ganz zu deaktivieren vorm Kinogang als bei Aquaman. Den Fun, den der Film verspricht, hält er an vielen Stellen ein, solange man nicht in Versuchung kommt, auch nur ein Sekündchen einen Gedanken darauf zu verschwenden, was für ein Unsinn hier auf der Leinwand zelebriert wird. Dabei wird weder visuell noch inhaltlich Neuland betreten und einzig der Präsenz von Jason Momoa ist es zu verdanken, dass dieser Film überhaupt zusammengehalten wird und dieses Flickwerk wässriger Ideen als Unterhaltung durchgeht.

Aquaman Kritik

Arthur (Jason Momoa) ist halb Mensch, halb Atlantaner und als "Aquaman" eigentlich der rechtmäßige Erbe auf den Thron von Atlantis. Aber auf dem hat es sich sein Halbbruder Orm (Patrick Wilson) bequem gemacht und der plant einen nie dagewesenen Krieg gegen die Menschheit zu führen und sie für die Verschmutzung der Meere abzustrafen. Um diesen grausamen Feldzug abzuwenden, machen sich Aquaman und die Atlantisbewohnerin Mera (Amber Heard) auf die Suche nach dem legendären Dreizack von Atlantis, mit dessen Hilfe niemand Aquamans Thronanspruch in Frage stellen kann. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt, denn Orm steht kurz davor, den Krieg zu entfesseln und hat zudem getreue Schergen ausgesandt, um Aquaman aufzuhalten...

Trailer zu Aquaman

Fakt ist: Das DCEU befindet sich in einem jämmerlichen Zustand, nachdem die Justice League 2017 im internen Ringen um die Ausrichtung des Filmuniversums gegen die Wand gefahren wurde. Es lag nun in den Händen von James Wan, aus Aquaman einen wie auch immer gearteten Film zu machen, der das Filmuniversum zurück auf Spur, besser gesagt Erfolgspur bringt und gleichzeitig eine Neuausrichtung einleitet. Streckenweise gelingt dies gut und es fällt auf, dass mit Wan ein fähiger Regisseur am Werk ist, der weiß wie er einen durchaus unterhaltsamen Filmfluss aufrecht erhalten kann.

Man kann unglaublich viel Spaß mit Aquaman haben, denn die Ideen sind abgedreht und das, was auf der Kinoleinwand passiert, macht eine ganze Menge her, während der Humor nicht auf der Strecke bleibt. Hauptdarsteller Jason Momoa, einer der Lichtblicke der Justice League, glänzt auch hier einmal mehr mit seiner überaus sympathischen Art und Leinwandpräsenz. Doch all diese netten Aspekte täuschen nicht darüber hinweg, dass Aquaman an ganz vielen Stellen so wirkt, als würde man die Fehler des DCEU mit den Mängeln des MCU kreuzen.

Bis auf Aquaman besitzt keine Figur mehr als nur eine lineare Charakterzeichnung, gut und böse muss als Kategorisierung reichen, selbst auf Motive und Hintergrundgeschichten wird weitestgehend verzichtet. Agieren tun all diese Figuren in einer im Kern zusammengewürfelten Story, die als "Best Of bekannter Superheldenfilme" verstanden werden kann. Von Parallelen zu Black Panther, Wonder Woman bis hin zu Einsprengseln von Indiana Jones und Jules Verne ist hier wirklich alles dabei und hat man in der einen oder anderen Form schon mal gesehen. Befeuert wird dieser magere Ideenreichtum durch kitschige, peinliche und oft sehr kindliche Dialoge, die an Produktionen vom Disney Channel erinnern.

Der Versuch, etwas Tiefe in die Geschichte zu bringen, wird gar nicht erst unternommen, was sich dann auch im mittelprächtigen Schauspiel der meisten Protagonisten zeigt, gegen das die Darstellung von Iron Man & Co. fast schon wie Shakespeare wirkt. Alles ist Popcornkino in Perfektion, aber ohne Gehalt, ohne Gefühle und mit überall präsenten schablonenhaften Figuren. Alles wird in einem schier endlosen CGI-Overkill ertränkt, denn alles stammt aus dem Computer und sieht entsprechend auch danach aus. Echte Rochen, Eindrücke aus der Natur, geschenkt. So krass mit Laser bewaffnete Haie auch sind, irgendwann hat man sich an all diesen Objekten satt gesehen, vor allem da Aquaman den Zuschauer in solch einem Tempo mit alldem beschießt, so dass überhaupt keine Luft bleibt, diese teils coolen Ideen auch nur ansatzweise wertzuschätzen.

Einzig das Tempo neben Momoa ist es, welches diesen Film vorantreibt und vergessen lässt, dass substanziell absolut nichts geboten wird. Denn die Geschichte ist so unglaublich absurd wie schon lange nichts mehr. Grundsätzlich ist Absurdität kein Ausschlusskriterium, denn viele verrückte Ideen klappen auch in anderen Filmen. Wichtig ist die innere Logik, wenn diese stimmt, kann nahezu alles plausibel gezeigt werden. Doch genau die fehlt hier und das löchrig-undurchdachte Filmuniversum befeuert dies zusätzlich. Die Absurdität muss im Rahmen des DCEU funktionieren und mit diesem Gedanken im Hinterkopf gelingt dies einfach nicht. Es ist eine Originstory, fein, aber warum bei dieser globalen Bedrohung - gegen die Steppenwolf wie ein Witz wirkt - Aquaman auf Einzelkämpfer machen muss, erschließt sich nicht. Anscheinend war kein Handy zur Hand, der Rest der Justice League hatte Urlaub oder künftige Könige machen das eben so! Dass man zudem die gesamte Menschheit für dämlich verkauft, die scheinbar über Jahrhunderte nicht mitbekommen hat, dass das Meer voller Monster ist und DC-Wakanda gar nicht mal so gut verborgen im Atlantik ruht, ebenfalls geschenkt. Oft sind es nur Kleinigkeiten, die sich in Summation zu einem großen Problem entwickeln und offenbaren, wie unglaublich bescheuert diese Comicverfilmungen inzwischen sind. Aber sie zeigen auch, wie wenig Mühe man sich für ein plausibles Worldbuilding gibt.

Alle paar Meter stolpert Aquaman über seine eigenen Storyfüße, weil sich das triviale Drehbuch selbst widerspricht. Die Suche nach dem Dreizack steht sinnbildlich für eine Vielzahl dieser Momente, der seit Jahrtausenden verschollen ist und für den erst jetzt der finale Hinweis gefunden wird, wo dieser irre Schatz überhaupt verborgen ist. Arthur und Mera sind die ersten und dennoch sind, ohne zu viel zu verraten, bereits Hunderte aberwitzige Unterwasserbewohner nur wenige Meter vorm Dreizack gestorben... Warum sind die Atlantisbewohner überhaupt so stark und halbe Götter?! Was qualifiziert Black Manta als Mensch zu solchen körperlichen und technischen Leistungen und seit wann macht so eine alberne Rüstung schmerzunempfindlich?! Wieso bleibt er überhaupt so blass und wieso haben diese wässrigen Halbgötter nicht schon viel früher auf der Erde aufgeräumt, wo sie technologisch hunderte Jahre im Vorsprung sind?! Warum gibt es so viele klischeebeladene Fremdschämmomente, wo der Film doch eh keine emotionale Bindung erzeugt? Und spätestens dann, wenn man in der finalen Schlacht  darüber nachdenkt, was da für ein Blutzoll biblischen Ausmaßes produziert wird, der nicht nur alles Dagewesene im DCEU sprengt, sondern auch mehr Schaden anrichtet, als es die Menschheit jemals den Meeren hätte antun können, ist es ganz aus.

Aquaman funktioniert nur, wenn man sein Hirn komplett auf Leerlauf stellt. Natürlich kann sich kaum jemand der inszenierten Wucht, die durch den typischen DC-Soundtrack untermalt wird, entziehen. Es ist ein auf Film gebannter Unfall, wo man einfach nicht wegsehen kann. Wem es nur um Effekte geht und wer keinen Wert auf Gehalt legt, gern einen Hut auf die Bewertung drauf. Ansonsten sind ständig zwei widersprüchliche Gefühle, der Spaß und die Scham darüber, am Meeresgrund omnipräsent. Die Verblödung der Massen wird hier so dermaßen intensiv vorangetrieben, man selbst mittendrin, und dennoch will man ein Wiedersehen mit Jason Momoa als Aquaman erleben. Verrückte Welt!

Aquaman Bewertung
Bewertung des Films
510

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Shred : : Halbtags-Nerd
17.12.2018 11:48 Uhr
0
Dabei seit: 26.10.13 | Posts: 1.810 | Reviews: 15 | Hüte: 102

Jessas, was für eine vernichtende Kritik...aber genau wie Duck-Anch-Amun bin ich (angenehm) überrascht das der Shitstorm gegen MJ nun ausgeblieben ist. Normalerweise wird denen doch immer ein persönlicher Hass gegen DC vorgeworfen.

Ich werde trotz dieses Urteils dem Film auch im Kino eine Chance gegen, einfach weil ich Momoa sehr sympathisch finde und er ja anscheinend auch das Beste am Film sein soll, aber wie MJ schon schrieb...die Übersättigung und vor allem der ständige Wiederholungseffekt ist endgültig eingetreten. Bis auf das Austauschen von Figuren und Umgebungen gleichen sich die Stories einfach zu sehr und man versucht nur noch mit aufwendigen Actionszenen oder absurden CGI Kreaturen den Durchschnittszuschauer bei der Stange zu halten der aber zum Großteil gar nicht mehr als nur eben das verlangt. Ich erwarte fast dasselbe beim kommenden Captain Marvel oder auch Wonder Woman Film. Ersterer hat mir mit den Trailern jedenfalls nichts geboten was ich nicht schonmal gesehen habe. Mutige Ausnahmen findet man gar nicht mehr. Zu groß ist die Angst mit dem investierten Budget, das einen oft nur noch schwindelig werden lässt, aufs Maul zu fliegen und zu befürchten das man das nächste Studio ist das von Disney geschluckt wird (außer man wurde eh schon vom Maus Imperium assimiliert). Ich sagte es schon vorher, das MCU wird bei mir nach Avengers: Endgame nur noch am Rande mitverfolgt und den Joker Film muss ich als Extrem Fan eh im Kino sehen. Aber zukünftige Superheldenfilme, egal welchen Verlages, müssen mir in Zukunft einfach mehr bieten wenn ich dafür eine Kinokarte investieren soll.

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Jool : : Odins Sohn
17.12.2018 10:27 Uhr
0
Dabei seit: 20.02.13 | Posts: 949 | Reviews: 0 | Hüte: 75

@Silencio: Soll ich den WB-Aktionären vielleicht noch die Füße massieren, weil sie einen harten Tag hatten?

JA! Ich bitte darum, vielleicht hilft ihnen die Entspannung dabei, wieder einen klaren Blick für zukünftige Projekte zu bekommen! Ansonsten einen Hut für deine & ZSSnakes Ausführungen zu diesem Thema, bin da ganz eurer Meinung.

MJ-Pat
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luhp92 : : BOTman Begins
17.12.2018 08:20 Uhr
0
Dabei seit: 16.11.11 | Posts: 17.395 | Reviews: 180 | Hüte: 635

@Duck-Anch-Amun

"Krass finde ich auch wie manche User, die doch eher DC-Affin sind, dies einfach nur noch mit einem Schulterzucken wahrnehmen"

In meinem Fall liegt das daran, dass MJ und ich ohnehin auseinandergehen, was die DCEU-Filme betrifft. Wenn die Redaktion "Aquaman" also mittelmäßig findet, bedeutet das für mich erstmal wenig.

"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."

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Duck-Anch-Amun : : Moviejones-Fan
17.12.2018 07:59 Uhr
0
Dabei seit: 15.04.13 | Posts: 11.512 | Reviews: 45 | Hüte: 774

Puuh ernüchternde und niederschmetternde Kritik, welche ich so nicht erwartet hatte. Trailer 1 gefiel mir eigentlich sehr gut, auch wenn das CGI noch nicht ausgewogen war. Dies verbesserte sich in den weitren Trailern, welche mir aber von der Machart nicht gefielen. Zu viele Szenen und auch zu Marvel-Like, was ich als Marvel-Fan ja eigentlich gut finden sollte, aber durch den Verlust des "düsteren" DCEU eigentlich nicht haben wollte.

Das Problem an sich ist aber, dass die Kritik nicht mal wirklich darauf eingeht, da der Film zu viele andere Probleme zu haben scheint. Anleihen aus anderen Filmen waren ja schon früh erkennbar, Marvel liegt mit Filmen wie Thor oder Black Panther einfach zu weit vorne, war schon bei Wonder Woman so. Schlimmer ist aber die fehlende Logik und Punkte, die den Film zusammenbrechen lassen. Klar, solche Sachen gab es zuletzt auch bei Civil War oder Grindelwalds Verbrechen, aber wenn es nach Batman v Superman, Suicide Squad und Justice League nun schon der vierte Film ist, wo solche Kopfschüttel-Momente passieren, dann ist dies langsam nicht mehr entschuldbar.

Krass finde ich auch wie manche User, die doch eher DC-Affin sind, dies einfach nur noch mit einem Schulterzucken wahrnehmen. Klar, die Diskussionen waren so manches mal übertrieben und oft wurde aus einer Mücke einen Elefanten gemacht (es handelt sich ja immer noch nur um Superhelden-Filme). Aber wenn solche User nicht mal mehr überrascht über eine vernichtende Kritik sind, dann merkt man wie sehr DC/WB an manchen Stellen versagt hat.
Ich denke ich werde meinen Spaß mit Aquaman haben, weil mir ja auch Marvel-Filme durchgehend gut gefallen und Monster und solche Viecher gehen immer. Es wird aber auch Wehmut dabei sein und wenn die Plotholes schon so klar sind, wird es wohl jedem auffallen.

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Silencio : : Moviejones-Fan
15.12.2018 15:06 Uhr
1
Dabei seit: 17.08.17 | Posts: 2.417 | Reviews: 54 | Hüte: 290

ZSSnake und Raven:

"Es ist ja nunmal so, dass wir als Menschen immer nur das bewerten können was wir in nem Film sehen oder wahrnehmen. Ich kann nicht das bewerten was nicht da ist, oder das was gut gemeint war."

Jepp. Ich kann solches Wissen gerne einfliessen lassen, weil es einen Sachverhalt eben erklärt, aber wenn ich es nicht habe, kann ich nicht sagen "Hey, der Caterer hatte bestimmt einen schlechten Tag, vielleicht gebe ich dem anstandshalber zwölf Punkte." (ja, in meinem Beispiel geht die Skala bis zwölf. Deal with it.)

Es verwundert mich eh, dass ich einem durchkommerzialisierten Produkt Mitleid zukommen lassen soll. Da wird zynisch Kram in die Kinos geworfen, von dem sie ja vorher auch wissen, dass das nichts ist, und ich soll dann nett zu denen sein? Nachdem ich schon fürs Ticket bezahlt habe? Soll ich den WB-Aktionären vielleicht noch die Füße massieren, weil sie einen harten Tag hatten?

"Ich werte das Haus was ein inkompetenter Maurer mir dahingeschludert hat ja auch nicht besser, weil die Zeichnungen vom Architekt top waren und der Maurer n properer Typ ist, mit dem ich mal m Bier trinken war."

Michael Bay schmeißt dem Vernehmen nach GROSSARTIGE Parties und an seinen Sets haben die Darsteller Spaß wie Sau. Macht den Film nicht besser. Macht mich allenfalls freundlicher gegenüber dem Bay eingestellt und ich spare mir eine Spitze gegen ihn (nicht, dass es ihn oder irgendwen kümmern würde...),aber das war es dann auch.

" Dann schreib ich da ausm Bauch heraus 7/10 mit Tendenz zur 8 hin. Macht das objektiv einen so guten Film daraus? Vielleicht nicht, aber ich kann den nur sehen wie ICH ihn sehe und so werten."

Da ist aber auch eine klare Trennung zwischen dem Film und deinem Gefühl rauszulesen - was die Kritik eben wieder les- und brauchbar macht.

"I am not fucking around here, I believe a well-rounded film lover oughta have something to say about Jean-Luc Godard and Jean-Claude Van Damme."

-Vern

MJ-Pat
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ZSSnake : : Expendable
15.12.2018 14:45 Uhr | Editiert am 15.12.2018 - 14:50 Uhr
1
Dabei seit: 17.03.10 | Posts: 8.948 | Reviews: 184 | Hüte: 616

@ Silencio bzw auch zur Diskussion mit Raven:

Die Hutbewertung ist doch der Aspekt, der am MEISTEN nach Gefühl verläuft. Und eine Kritik tut doch nicht weniger als zu bewerten, welche Gefühle ein Film auslösen möchte, wie er das erreicht und wie GUT er das erreicht.

THIS!

Es ist ja nunmal so, dass wir als Menschen immer nur das bewerten können was wir in nem Film sehen oder wahrnehmen. Ich kann nicht das bewerten was nicht da ist, oder das was gut gemeint war.

Beispiel The Crow - der Film verlor mitten im Dreh seinen Hauptdarsteller durch einen tragischen Unfall. Umso erstaunlicher ist es, dass trotzdem ein richtig guter Film daraus wurde. Muss ich den jetzt aufwerten, weil ich weiß, dass die Produktion problematisch war? Ich denke: wohl kaum.

Darf ich filmische Totalkatastrophen, bei denen vermutlich im der Produktion alles bestens lief, wie Transformers The Last Knight abwerten, weil die trotz ner Hollywood-Erfahrenen Crew und nem Blockbuster-Erfahrenen Regisseur so nen Käse abgeliefert haben? Nein, ich werte eben was ich habe. Bleibt mir ja auch nichts anderes übrig.

Ich werte das Haus was ein inkompetenter Maurer mir dahingeschludert hat ja auch nicht besser, weil die Zeichnungen vom Architekt top waren und der Maurer n properer Typ ist, mit dem ich mal m Bier trinken war. Ich ärgere mich, dass ich Geld dafür ausgegeben habe. Und nichts anderes ist da ja mit Filmen.

Der Kritiker hat ja die (undankbare) Aufgabe einer Leserschaft zu vermitteln, warum etwas in seinem IST- Zustand gut oder schlecht ist, funktioniert oder eben nicht. Moviejones haben ja nicht umsonst über jeder Kritik stehen "wir verraten euch, ob sich der Kinobesuch für euch lohnt". Ein Hirn-Aus-Fim kann sich für den einen oder anderen ja durchaus "lohnen". Und auch ein Kritiker der jeden Film lobt, würde ja recht schnell nicht mehr ernst genommen, weil er seinen Job mies macht. Genau wie der Maurer oben.

Eins meiner absoluten subjektiv-Beispiele ist Kampf der Titanen - der von 2010 - ich liebe den Film, hab ihn sicher 6 oder 7 mal gesehen. Warum? Weil der Score und die Setpieces gemeinsam mit der wirklich soliden Optik mich einfach packen. Da bin ich dann bereit dem Film seine wirre Plotstruktur und die Verfälschung der Mythologie zu verzeihen, weil er mir Spaß macht. Dann schreib ich da ausm Bauch heraus 7/10 mit Tendenz zur 8 hin. Macht das objektiv einen so guten Film daraus? Vielleicht nicht, aber ich kann den nur sehen wie ICH ihn sehe und so werten.

"You will give the people of Earth an ideal to strive towards. They will race behind you, they will stumble, they will fall. But in time, they will join you in the sun, Kal. In time, you will help them accomplish wonders." (Jor El, Man of Steel)
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Silencio : : Moviejones-Fan
15.12.2018 11:20 Uhr
0
Dabei seit: 17.08.17 | Posts: 2.417 | Reviews: 54 | Hüte: 290

Raven:

"Schlechte Arbeitsmoral = schlechtere Arbeitsleistung"

Und nochmal: das ist allenfalls eine Erklärung, keine Entschuldigung.

"Nicht jeder ist ein Genie und nicht jeder ist in dem sehr gut, das er tut, um damit sich und seine Familie zu ernähren."

Das hat auch nie jemand behauptet. Es geht darum, dass wir jemanden, der eben nicht so gut ist wie jemand anderes (Paul WS Anderson ist nicht so gut wie Paul Thomas Anderson) auf die gleiche Ebene heben sollen. Und wenn du nicht besonders gut bist in dem Feld, dass du dir zum Brötchen verdienen ausgesucht hast, solltest du dann genau so viel verdienen, wie jemand, der eben WESENTLICH besser ist? Deine Argumentation war doch, dass man keine zu hohen Ansprüche an einen Film stellen sollte, weil "schlechte" Reviews Zuschauer abhalten könnte und dann hinterher nicht jeder genug verdient (was, nochmal, unsinnig ist: wer nicht gewinnbeteiligt ist, wird VORHER komplett bezahlt, dem kann das vollkommen egal sein). Sollte ein Durchschnittsarbeiter denn genau so viel kriegen, wie jemand der ein absoluter Meister in seinem Fach ist?

"Am Anfang habe ich ja nur gesagt, dass auch von der Machart her mittelmäßige Filme gut oder sehr gut sein können. "

Nein, er ist entweder mittelmäßig oder gut bis sehr gut. Du kannst dich auch von einem mittlemäßigen Film sehr gut unterhalten fühlen, das bestreitet aber auch keiner.

"Ready Player One war da noch mein Beispiel, dass ein objektiv durchschnittlicher Film nicht auch nur durchschnittlich bewertet werden sollte, wenn er eines absolut richtig macht: Die Fans glücklich. "

Und wenn die Fans glücklich sind, kann ihnen doch egal sein, wie die Kritiken ausfallen. Wie soll ein Kritiker überhaupt einschätzen, ob irgendwas den Fans gefällt? Sollen Kritiker nur Filme bewerten, von denen sie eh schon Fans sind? Wer sagt, dass die MJ-Redakteure nicht schon Aquaman-Fans sind und den Film trotzdem nicht besonders gut finden? Ich sammle seit über zwanzig Jahren Batman und Spider-Man-Comics (meinen ersten Batman habe ich in die Hand gedrückt gekriegt, da konnte ich noch gar nicht lesen - es war die erste Ausgabe der die Zeichentrickserie begleitenden Heftserie, mit Poison Ivy auf dem Cover) und ich finde trotzdem einige der Filme einfach schlecht, während andere "Batman v Superman" für ganz tolles Kino halten, weil sie ja so tolle Fans sind. Und jetzt?

" Man sollte sich nicht immer auf die technischen Aspekte der Kunst versteifen, sondern auch mal nach Gefühl bewerten."

Die Hutbewertung ist doch der Aspekt, der am MEISTEN nach Gefühl verläuft. Und eine Kritik tut doch nicht weniger als zu bewerten, welche Gefühle ein Film auslösen möchte, wie er das erreicht und wie GUT er das erreicht.

"I am not fucking around here, I believe a well-rounded film lover oughta have something to say about Jean-Luc Godard and Jean-Claude Van Damme."

-Vern

MJ-Pat
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Raven13 : : Desert Ranger
14.12.2018 18:40 Uhr | Editiert am 14.12.2018 - 19:00 Uhr
0
Dabei seit: 13.02.16 | Posts: 7.223 | Reviews: 108 | Hüte: 640

@ Silencio

"Erklär mal deinem Chef, dass du schlecht arbeitest, weil der Kaffee scheiße schmeckt."

Ich nicht, aber meine ehemalige Chefin konnte regelrecht imn Rage geraten, wenn ich oder jemand nicht den Tisch so gedeckt hat, wie sie es sich vorgestellt hat. Ich habe ihr dann einmal gesagt, dass ich nicht ihr Laufbursche für Kaffee bin, sondern der Buchhalter, der ihre Etatplanung macht. Wie auch immer, es gibt Leute, die hängen sich an Kleinigkeiten auf und haben deswegen eienn miesen Tag. Oder sie hatten Zuhasue Streit mit der besseren Hälfte und lassen es bei der Arbeit raus, was andere Leute nervt. Schlechte Arbeitsmoral = schlechtere Arbeitsleistung

@ ZSSnake & Silencio

Was ich damit eigentlich nur ausdrücken wollte: Nicht jeder ist ein Genie und nicht jeder ist in dem sehr gut, das er tut, um damit sich und seine Familie zu ernähren. Man kann natürlich von einem Handwerker gute Arbeit verlangen, aber kann man von jedem Handwerker verlangen, dass er ein Genie in seinem Job ist? So ist es nun einmal leider nicht. Worauf ich mit meiner Ausaage eigentlich hinaus wollte: Nicht alles kann perfekt sein, aber auch nicht alles MUSS perfekt sein. In einer perfekten Welt gäbe es nichts, das sich verbessern ließe. Und Filme sind ja nochmal etwas anderes als eine Reparatur am Auto. Das Reparieren muss man als Mechaniker lernen. Mann muss es nicht GUT können, aber man muss es können. Die Leute verlassen sich darauf. Aber einen Film zu erschaffen, hängt nun einmal nicht nur vom Regisseur und Produzenten ab, denn auch die müssen sich auf ihr Team verlassen können. Ist ein Teil des Teams unzuverlässig und inkompetent, dann ist das nicht immer die Schuld des Regisseurs oder des Bestverdienenden. Ein Kunstwerk lässt sich auch vom Filmschaffenden erst erblicken, wenn es fertig ist. Dann nochmal neu anzufangen, geht auch nicht. Habt ihr noch niemals etwas gebaut, das am Ende nicht eurem Plan entsprach? Natürlich darf so etwas kritisiert werden, aber muss darauf noch von allen Seiten herumgetrampelt werden? Und genau das Gefühl habe ich in der heutigen Welt: Dass viele Kritiker und Verbraucher auf den Künstlern herumtrampeln und nachtreten, wenn das Produkt nicht perfekt ist und ein paar Schwächen hat.

Aber irgendwie habe ich mittlerweile bei all der Diskussion schon fast vergessen, worum es eigentlich ursprünglich ging. Am Anfang habe ich ja nur gesagt, dass auch von der Machart her mittelmäßige Filme gut oder sehr gut sein können. Ready Player One war da noch mein Beispiel, dass ein objektiv durchschnittlicher Film nicht auch nur durchschnittlich bewertet werden sollte, wenn er eines absolut richtig macht: Die Fans glücklich. Der Film macht als Fan des Themas einfach sauviel Spaß, wofür er schlichtweg das Prädikat "Perfekt" von mir als Fan erhält. Aber wenn jemand sich nicht für diese Art Film interessiert, sollte er den Film auch nicht mit 5/10 oder weniger abstrafen, weil das dem Film einfach nicht gerecht wird. Gerade du, Snake, solltest das doch verstehen. Man sollte sich nicht immer auf die technischen Aspekte der Kunst versteifen, sondern auch mal nach Gefühl bewerten.

Dies soll auch keine Unterstellung an euch oder MovieJones sein, dass sie zu objektiv bewerten, denn den Eindruck habe ich bei den wenigsten hier. Viele sind mit Leidenschaft bei der Sache dabei. Aber hin und wieder lese ich auch Kommentare und Kritiken, die auf mich den Eindruck machen, als wenn die Kritiker einen zu hohen Anspruch an gewisse Genres und Filme stellen, obwohl schon beim Trailer klar sein sollte, was der Film mir abliefern wird.

Ein Zauberer kommt nie zu spät. Ebenso wenig zu früh. Er trifft genau dann ein, wenn er es beabsichtigt.

MJ-Pat
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ZSSnake : : Expendable
14.12.2018 17:59 Uhr
0
Dabei seit: 17.03.10 | Posts: 8.948 | Reviews: 184 | Hüte: 616

@ Raven:

"Wenn also Leute daherkommen und sagen: "Totale Scheiße!", dann kann ich nur sagen: "Warum befasst du dich dann damit und verschwendest deine wertvolle Lebenszeit damit? Mach es besser!" Wenn ich einen Koch für seine schlechten Kochkünste kritisiere, dann sollte ich auch den Mumm haben, es selbst besser zu machen."

Weißt du warum sich seit Menschengedenken Berufe bzw. Professionen herausgebildet haben? Weil es immer Leute geben wird, die etwas besser können und durch Arbeitsteilung profitieren alle davon. Nach deiner Sichtweise müsste jeder alles perfekt beherrschen können, um das Recht zu haben andere für ihre Arbeit zu kritisieren. So läuft es aber nunmal nicht. Die Leute im Filmbusiness verdienen ihre Brötchen damit Filme zu machen. Machen sie es mies, darf man ihnen das sagen. Ich bekomme ja auch gesagt wenn ein Artikel bei uns im Laden nicht verfügbar ist. Habe ich die Bestellung verrafft ist es meine Schuld, dann sag ich dem Kunden auch nicht "ja dann bestellen sie es halt das nächste mal selbst".

"You will give the people of Earth an ideal to strive towards. They will race behind you, they will stumble, they will fall. But in time, they will join you in the sun, Kal. In time, you will help them accomplish wonders." (Jor El, Man of Steel)
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Silencio : : Moviejones-Fan
14.12.2018 17:35 Uhr
0
Dabei seit: 17.08.17 | Posts: 2.417 | Reviews: 54 | Hüte: 290

Raven:

"Machen die Kostümbildner scheiß Kostüme (siehe der neueste Robin Hood), dann hat das schon eine enorm negative Auswirkung. Bauen die Setbauer und Setdesigner schlechte Sets, macht sich das ebenfalls sofort bemerkbar. "

Ja. Und deine Aufgabe als Produzent und Regisseur ist es, solche Sachen nicht durchzuwinken. "Ich hab mir bei dem Design das gedacht..:" "Mag sein, gefällt mir nicht, mach das anders." Gute Filmemacher zeichnen sich dadurch aus, dass sie auch diese Aspekte ihrer Arbeit im Griff haben. Kein Kostümbildner der Welt kommt mit fertigen Designs ans Set, die vorher keiner gesehen und abgesegnet hat, das wird alles in der Vorproduktionsphase geplant.

" Auch der kleine Mann, der Kaffee kocht, denn wenn der Kaffee scheiße schmeckt, ist evtl. die Crew schlecht gelaunt, was wiederum zu einem schlechten Ergebnis am Drehtag führt. Chaostheorie. Alles ist eine große Maschinerie, die nur so gut läuft wie ihre Einzelteile, und seien sie noch so klein. "

Erklär mal deinem Chef, dass du schlecht arbeitest, weil der Kaffee scheiße schmeckt.

"Würde man mein Gehalt von heute auf morgen auf 50.000 Euro / Monat erhöhen, würde ich dadurch nicht automatisch zu einem Genie, der keine Fehler mehr macht. Glaubst du wirklich, dass ein Fußballer, der Millionen verdient, besser spielen kann als ein extrem talentierter Fußballer, der sich Vereinssport vielleicht nicht leisten kann? Oft spielt Einfluss, Vitamin-B und Geld eine große Rolle, ob man bei den Profis reinkommt. Oft gibt es weiter unten in der Nahrungskette soagr talentiertere Leute. Also das hohe Gehalt der hohen Tiere bedeutet noch lange nicht, dass diese Person auch Talent hat. "

Und Leute die kein Talent haben, unterstütze ich nicht mit meinem Geld. Damit die oben wegkommen, die den Platz für bessere Leute belegen. Dass da oben gerade häufig Leute sitzen, die verkacken, ist doch genau das, über das MB80 sich so wundert...

"Wenn also Leute daherkommen und sagen: "Totale Scheiße!", dann kann ich nur sagen: "Warum befasst du dich dann damit und verschwendest deine wertvolle Lebenszeit damit? Mach es besser!" Wenn ich einen Koch für seine schlechten Kochkünste kritisiere, dann sollte ich auch den Mumm haben, es selbst besser zu machen."

Sorry, aber das ist a) ziemlich unaufgeschlossen der Materie gegenüber und b) auch ziemlich lebensfremd. Wenn mein Automechaniker scheiße arbeitet, muss ich nicht den Mumm haben, das besser zu machen, ich suche mir jemanden, der besser arbeitet. Stellst du dich im Restaurant hinter den Herd, wenn das Essen nicht schmeckt? Operierst du dich nach einem ärztlichen Kunstfehler selber, statt dir einen neuen Arzt zu suchen? Also bitte...

"I am not fucking around here, I believe a well-rounded film lover oughta have something to say about Jean-Luc Godard and Jean-Claude Van Damme."

-Vern

MJ-Pat
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Raven13 : : Desert Ranger
14.12.2018 17:05 Uhr | Editiert am 14.12.2018 - 17:06 Uhr
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Dabei seit: 13.02.16 | Posts: 7.223 | Reviews: 108 | Hüte: 640

@ ZSSnake

"Wenn ich könnte, würde ich zu gern ein Kritikensystem haben, welches ermöglicht die Wertung wegzulassen, sodass der Text am Ende ist was zählt. Aber das ist nur meine persönliche Meinung."

Das ist auch ein wahres Wort. wink

@ MB80

"Diese großen Hollywood Blockbuster haben quasi unendliche Mittel zur Verfügung. Wenn mir also eine vorhersehbare Story serviert wird, austauschbare Charaktere und peinliche Dialoge, warum soll ich das als "Popcornkino" dann entspannter bewerten? Wenn jemand mit riesigen Ressourcen ein mäßiges Ziel anvisiert, und eigentlich das Geld nur in Effekte verbrennt, warum soll ich das belohnen?"

Dem habe ich nichts entgegenzusetzen. Oft wird das Geld scheinbar wirklich an der falschen Stelle verbrannt. Meist sind Filme im mittleren Budgetbereich von 50 Mio Dollar auch deswegen besser, weil die Ressourcen besser eingeteilt werden. Aber das ist halt auch nicht immer so.

"Mich schreckt auch keine 7/10 Wertung ab, für mich ist das ein solides "gut, Empfehlung!"

Für mich doch ebenfalls. wink

Aber der Durchschnitts-Zuschauer sieht das glaube ich etwas anders und sagt doch schon bei 7/10: "Oh, sooo schlecht?". Höre und lese ich immer wieder, vor allem im Spielebereich, wo alles unter 80 % schon fast grundsätzlich abgelehnt wird. Aber die Spielemagazine geben für 08/15-Spiele wie Call of Duty 137 immer noch 90er-Wertungen, obwohl die Spiele nichts mehr zu bieten haben als die 136 Vorgänger. Aber Spiele, die sich bemühen, etwas originelles zu erschaffen, dafür aber technisch meist schwächeln, bekommen meist nur 70 bis 80 %.

Ein Zauberer kommt nie zu spät. Ebenso wenig zu früh. Er trifft genau dann ein, wenn er es beabsichtigt.

MJ-Pat
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Raven13 : : Desert Ranger
14.12.2018 16:58 Uhr
0
Dabei seit: 13.02.16 | Posts: 7.223 | Reviews: 108 | Hüte: 640

@ Silencio:

"Brauchen die auch nicht. Das würde ja im Umkehrschluss auch bedeuten, dass jedes Crewmitglied gleich viel zum Gelingen eines Filmes beiträgt. Das ist aber offensichtlich nicht der Fall..."

Das sehe ich etwas anders: Das Kleinvieh macht mehr Mist als das große Vieh. Oder: Die Stützbalken sind ebenso wichtig wie das Dach. Eine Kette ist nur so stark wie ihr schwächstes Glied. Machen die Kostümbildner scheiß Kostüme (siehe der neueste Robin Hood), dann hat das schon eine enorm negative Auswirkung. Bauen die Setbauer und Setdesigner schlechte Sets, macht sich das ebenfalls sofort bemerkbar. Bekommen die Bürokräfte es nicht hin, bestimmte Drehorte zu "buchen", dann kann nicht am gewünschten Ort gedreht werden. Jeder ist wichtig. Auch der kleine Mann, der Kaffee kocht, denn wenn der Kaffee scheiße schmeckt, ist evtl. die Crew schlecht gelaunt, was wiederum zu einem schlechten Ergebnis am Drehtag führt. Chaostheorie. Alles ist eine große Maschinerie, die nur so gut läuft wie ihre Einzelteile, und seien sie noch so klein. Klar, es gibt immer Führungspersonen, aber auch die bauen, unabhängig vom Verdienst, mal Scheiße. Das Geld, das ein mensch verdient, sagt noch lange nichts über seinen mentalen Zustand aus. Jeder hat mal schlechte Tage.

"Er hat da nie etwas von "einfach" gesagt. Er hat gesagt, dass es verwundert, wenn Profis, die gut verdienen und in ihrem Bereich eben in der obersten Liga spielen, da schon scheitern..."

Würde man mein Gehalt von heute auf morgen auf 50.000 Euro / Monat erhöhen, würde ich dadurch nicht automatisch zu einem Genie, der keine Fehler mehr macht. Glaubst du wirklich, dass ein Fußballer, der Millionen verdient, besser spielen kann als ein extrem talentierter Fußballer, der sich Vereinssport vielleicht nicht leisten kann? Oft spielt Einfluss, Vitamin-B und Geld eine große Rolle, ob man bei den Profis reinkommt. Oft gibt es weiter unten in der Nahrungskette soagr talentiertere Leute. Also das hohe Gehalt der hohen Tiere bedeutet noch lange nicht, dass diese Person auch Talent hat.

"Ich muss übrigens nicht besser schreiben als die. Ich brauche kein Koch zu sein, um zu sagen, dass ein Hundehaufen nach Scheiße schmeckt..."

Ich würde die Scheiße gar nicht erst bewerten, weil sie schon scheiße riecht. laughing Ich bewerte nur Dinge, die grundsätzlich mein eigenes Interesse abdecken. Ein deutscher Film würde bei mir in 9/10 Fällen ebenfalls mit maximal Mittelmaß bewertet werden, weil die deutschen Filme subjektiv für mich nur Scheiße sind und auch so schmecken. Ob das aber objektiv der Wahrheit entspricht, kann ich schelcht beurteilen, weil ich dagegen grundsätzlich eine Abneigung habe. Wenn also Leute daherkommen und sagen: "Totale Scheiße!", dann kann ich nur sagen: "Warum befasst du dich dann damit und verschwendest deine wertvolle Lebenszeit damit? Mach es besser!" Wenn ich einen Koch für seine schlechten Kochkünste kritisiere, dann sollte ich auch den Mumm haben, es selbst besser zu machen. Bei so macnhem Kritiker fällt mir auch oft auf, dass er bestimmte Genres überhaupt nicht mag, aber dennoch vernichtenden Kritiken schreibt. Wo liegt der Sinn? Der Kritiker verschwendet Zeit und die Kritik ist für Fans des Genres nutzlos. Zudem verfälscht sie das Durchschnittsergebnis.

"Steile These. Schrader hat "Taxi Driver" in sechs Tagen geschrieben."

Wo wir wieder beim Thema "Genie und Talent" wären. Nicht jeder ist von Geburt an ein Genie. Der eine kann gut Texte schreiben, der andere kann gut Texte auseinandernehmen. laughing

Aber ich denke, wie haben da halt einfach grundlegend andere Ansichten bei dem Thema und kommen da nicht wirklich auf einen Nenner. Aber es macht doch trotzdem immer wieder Spaß, hier mit dir und anderen zu diskutieren. -)

Ein Zauberer kommt nie zu spät. Ebenso wenig zu früh. Er trifft genau dann ein, wenn er es beabsichtigt.

MJ-Pat
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14.12.2018 16:51 Uhr | Editiert am 14.12.2018 - 16:54 Uhr
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@ MB80:

Auch dir ein herzliches Dankeschön.

Ebert, auch wenn ich nicht immer mit ihm und seinen Ansichten übereinstimmte, war halt nicht umsonst einer der ganz großen in seinem Fach, der auch von vielen Filmschaffenden respektiert wurde. Ich hab selbst seine Kritiken gerne gelesen, in denen er ne völlig andere Position vertrat als ich zu nem Film. Das mag aber auch daran liegen, dass Ebert zu allererst eben Filmliebhaber war und erst in zweiter Instanz ein Kritiker. Ich denke ebenfalls, dass MJ das häufig (nicht immer, z.b. die zu Fast and Furious 8 hängte sich mE zu sehr an bestimmten Aspekten auf, um mir zuzusagen) wirklich gut hinbekommt und die Reviews in der Regel auch völlig ohne Punkte drunter auskommen würden. Grade aus dieser Review hier konnte ich gut herauslesen, dass ich den Film vermutlich je nah Tagesform einfach und "doof" feiern werde.

"Wenn ich aus einer perfekten Kritik herauslese, dass der Film sehr Artsy-Fartsy und langsam ist, und darauf habe ich gerade keine Lust, saust ja aus dem Himmel kein Stempel mit der Aufschrift "Dumm" auf mich hernieder. Und wenn ich einen Verriß lese, in dem einem Film der moralische Bankrott erklärt wird, und ich gerade Lust auf was Kontroverses habe (oder ich das einfach kontrollieren möchte), steht ja auch nicht die Moralpolizei vor der Tür."

Eben. Ich möchte ja wissen, ob mir n Film "heute" gefallen würde und ne gute Review sagt mir ja auch irgendwo was darüber, ob der eventuell an nem "dummen" Tag genau mein Ding wäre. Ich hab ja beispielsweise bei meiner eher vernichtenden Predator - Upgrade Kritik bereitwillig eingeräumt, dass der Film sicher für nen bierseligen Abend mit Kumpels durchaus taugen könnte. Ich hab ihn nüchtern im Kino gesehen und fand ihn halt eher grausig wink

"You will give the people of Earth an ideal to strive towards. They will race behind you, they will stumble, they will fall. But in time, they will join you in the sun, Kal. In time, you will help them accomplish wonders." (Jor El, Man of Steel)
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MB80 : : Black Lodge Su
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ZZSnake:

"Schreibe ich über 6 oder 7 Absätze relativ differenziert auf, warum mir welche Aspekte eines Films gefallen haben und begründe dabei fundiert meine Standpunkte und Bemängelungen, kann jeder Leser hinterher feststellen, ob ich einen Film gut fand oder eben nicht. Selbes gilt ja für die MJ-Kritiken. Ich kann auch ohne Punkte drunter in der Regel sehr gut herauslesen ob ein Film den Redakteuren zusagte oder nicht und wieso das so ist. Darum sollte es in jeder Kritik doch auch gehen."

Danke!

Roger Ebert hat mal gesagt, dass er die Zuhörer/Leser für intelligent genug hält, bei einer gescheiten Kritik herauszulesen ob ihnen der Film gefällt oder nicht.
Wenn ich aus einer perfekten Kritik herauslese, dass der Film sehr Artsy-Fartsy und langsam ist, und darauf habe ich gerade keine Lust, saust ja aus dem Himmel kein Stempel mit der Aufschrift "Dumm" auf mich hernieder. Und wenn ich einen Verriß lese, in dem einem Film der moralische Bankrott erklärt wird, und ich gerade Lust auf was Kontroverses habe (oder ich das einfach kontrollieren möchte), steht ja auch nicht die Moralpolizei vor der Tür.

MJ hat ja ganz gut erklärt warum sie den Film nicht mochten, gleichzeitig aber auch schrieben was einem gefallen könnte. Ich halte das für eine gut ballancierte Kritik...

"Fanatical legions worshipping at the shrine of my father’s skull."

MJ-Pat
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ZSSnake : : Expendable
14.12.2018 16:22 Uhr
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@ Silencio:

Danke für den Hut.

Eben. Die Wertung ist für mich persönlich maximal n Gradmesser wo ich einen Film innerhalb meiner ganz persönlichen "Skala" einordnen würde, verglichen mit anderen Filmen des Genres unter Einbezug meiner Gedanke während des Schauens. Allerdings weiß ich im Kopf hinterher über die meisten Filme nur noch wieso ich sie gut oder schlecht fand, wie meine Punktwertung ausfiel vergesse ich oft sehr schnell und würde vielleicht je nach Tagesform auch den einen oder anderen mehr oder weniger geben.

Würde ein Freund mich nach nem Film fragen und sagen "Hey, du hast Film xyz schon im Kino gesehen, wie fandst du den?" würde ich ja auch nicht antworten mit "7/10", sondern ihm erklären was ich vom Film hielt, wo ich Probleme sah, was gut war und wo man gegebenenfalls enttäuscht werden könnte. Der Diskurs kann ja nur auf Basis der Gedanken zum Film und dessen Umsetzung und Aussage wirklich entstehen. Die Wertung ist subjektiv und völlig willkürlich dahin gesetzt. Das beste Kompliment als "Kritiker", das ich über die Jahre einige Male bekommen habe war für mich immer "Man kann aus deiner Review genau herauslesen, warum du einen Film so bewertet hast." Dann hab ich alles richtig gemacht, weil ich ja den Anspruch an mich habe informativ einen möglichst spoilerfreien Anhaltspunkt zu geben, ob ein Film den Kinobesuch bzw. das Anschauen wert ist.

"You will give the people of Earth an ideal to strive towards. They will race behind you, they will stumble, they will fall. But in time, they will join you in the sun, Kal. In time, you will help them accomplish wonders." (Jor El, Man of Steel)
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