
Bewertung: 2 / 5
Mit Wonder Woman 1984 hat sich Warner Bros. keinen Gefallen getan. In diesem zweieinhalbstündigen Comicfilm wurde alles vergessen, was einen guten Film ausmacht. Es fehlt Esprit, es fehlt eine packende Story und vor allem Logik. Der Zuschauer mag nach einem Jahr Corona ausgehungert nach Blockbustern sein, aber deswegen sollte man ihn noch lange nicht für dumm verkaufen.
Wonder Woman 1984 Kritik
Diana Prince alias Wonder Woman (Gal Gadot) ist zurück und verdingt sich in den 80ern weiterhin als Superheldin. Hier mal eine Braut retten, dort einen Überfall stoppen und nebenher macht sie noch in Antiquitäten. Als ihr zufällig ein Artefakt in die Hände fällt, welches auf magische Weise Wünsche erfüllt, scheint alles möglich zu sein. Doch sollte man sich gut überlegen, was man sich wünscht - und das merkt auch Diana schnell. Natürlich sind schnell auch andere hinter dem Artefakt her, allen voran der böse Maxwell Lord (Pedro Pascal), denn der hat ganz eigene Vorstellungen davon, was man mit so einem Teil alles anstellen kann...
Trailer zu Wonder Woman 1984
Da ist sie also wieder, die gute alte Wonder Woman und mit Wonder Woman 1984 katapultiert man die Heroine mitten hinein in die wilden 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Warum man dies tut, bleibt aber ein Rätsel der Autoren, wie so vieles in diesem überlangen Chaoswerk. Wir gehörten zu jenen, die schon Wonder Woman 2017 ziemlich überbewertet fanden, doch ungeachtet ihrer Banalität handelte es sich dennoch eine stimmige und unterhaltsame Comicverfilmung.
Die Erwartungshaltung war auf dieser Basis natürlich entsprechend gering und nachdem Aquaman bei uns in der Redaktion gar keine Freunde fand, hätte Wonder Woman 1984 eigentlich leichtes Spiel gehabt. Umso überraschter waren wir, dass es der Film schafft, die bereits bodennah aufgehängte Messlatte aufrecht zu unterschreiten, denn was Regisseurin Patty Jenkins mit ihrem Team hier abliefert, ist schon ziemlich erschreckend. Wie kann es sonst sein, dass markante Darsteller wie Pedro Pascal als solch langweiligen Gegenspieler verheizt werden?!
Bei Wonder Woman 1984 passt nun so gar nichts zusammen und es scheint, als wolle man den Zuschauer mit diesem wilden Potpourri komplett verwirren. Die Story krankt nur so vor Logiklücken und Ungereimtheiten, sie versucht Ernsthaftigkeit zu verkaufen, um dahinter einen extrem simplen und löchrigen Plot zu verstecken. Dass dabei sogar Steve Trevor (Chris Pine) von den Toten zurückgeholt wird, mag in einem Film über Wünsche zwar Sinn ergeben, die Umsetzung ist aber in der Form unnötig und sogar hochgradig befremdlich. So offenkundig war körperlicher Missbrauch für Gags in einem Film selten. Warum Diana nach 70 Jahren überhaupt noch diese innbrünstige Sehnsucht nach dieser wenige Tage dauernden Liaison im Ersten Weltkrieg hegt, bleibt wohl für immer ein Rätsel. Genau wie der Grund, warum Wonder Woman 1984 so heißt wie er heißt: Das Setting der 80er ist stimmig umgesetzt, bietet für die Story aber überhaupt keinen Mehrwert. Warum gerade 1984? Warum wird nicht mit der Zeit gespielt?
Warum, ist übrigens eine Frage, die sich der Zuschauer bei Wonder Woman 1984 mehr als einmal stellt. Warum passiert das gerade? Warum verhalten die Protagonisten sich so dumm? Warum wurde dieses Plothole nicht umgangen? Warum schaue ich überhaupt diesen Film? Immerhin auf letzte Frage gibt es eine gute Antwort: Weil man nach über einem Jahr Corona mächtig ausgehungert ist und nimmt, was man bekommen kann. Wenn es ein Film aber nach so einer Durststrecke noch immer nicht schafft, wenigstens ansatzweise zu begeistern, kann man sich grob ausmalen, wie die Wahrnehmung in einem neuen Kinojahr gewesen wäre. Wonder Woman 1984 bietet optisch ein paar interessante Momente und bringt einen zweieinhalb Stunden näher ans Ende der Pandemie. Auch Gal Gadot weiß weiterhin in der Rolle zu gefallen, aber man kommt nicht umhin festzustellen, dass Patty Jenkins mit dem Vorgänger einfach nur Glück hatte, denn von Können zeugt nur wenig in diesem Film.
Gut, dass es das DCEU in seiner alten Planung nicht mehr gibt, denn mit diesem Film hätte man noch mehr kaputt gemacht. Wer die Heldin mag, kann zwar gern einen Blick auf Wonder Woman 1984 riskieren, zu viel sollte man dabei aber nicht erwarten. Wäre die Laufzeit nicht so unnötig in die Länge gestreckt, hätte man als Zuschauer noch einiges verschmerzen können. So verkommt Wonder Woman 1984 aber zu einem Film, der überkorrekt sein will und dabei grundlegende Dinge falsch macht. Dass er nun direkt im Streaming landet, ist wenig überraschend - und wären nicht die teuren Trickeffekte, hätte fast alles vor langer Zeit für Direct2DVD gesprochen.
