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Ready Player One

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Ein Fan erkennt einen Hater

Ready Player One Kritik

Ready Player One Kritik
29 Kommentare - 09.04.2018 von Silencio
In dieser Userkritik verrät euch Silencio, wie gut "Ready Player One" ist.
Ready Player One

Bewertung: 1.5 / 5

2045: Der Waise Wade Watts lebt bei seiner Tante in den „Stacks“, einer senkrechten Trailerparksiedlung. Um der Tristesse des Alltags zu entfliehen, zieht er sich in das Onlinespiel „OASIS“ zurück. Dort kann man, wenn man die Rätsel des verstorbenen Schöpfers Halliday löst, nicht nur dessen Erbe von rund einer halben Billiarde, sondern auch gleich die Kontrolle über die OASIS selbst erlangen. Da die OASIS aber mittlerweile das reale Leben so gut wie abgelöst hat und Erfolg im Spiel sich im realen Vermögen niederschlägt, will auch das böse Unternehmen IOI unter der Leitung des zwielichtigen Nolan Sorrento das Spiel übernehmen. Gut, dass Wade nicht alleine ist, denn er kann sich auf seine Freunde Aech, Daito, Sho und die geheimnisvolle Artemis verlassen, die ihm beim Wettlauf gegen IOI helfen. Allerdings hat IOI es zusätzlich noch in der realen Welt auf Wade abgesehen...

Noch vor Veröffentlichung von Ernest Clines Roman „Ready Player One“ geriet dieser in die Hände Steven Spielbergs, der sich umgehend die Rechte an einer Verfilmung sicherte. Der Appeal dürfte sogleich klar sein, ist Clines Roman nicht weniger als eine ziemlich offensichtliche Feier der 1980er Popkultur, die Spielberg wiederum entscheidend mitgeprägt hat. Da die 80er seit ein paar Jahren wieder schwer in sind, man muss sich nur den Erfolg von „Stranger Things“, „Es“ oder die schon ewig andauernde Remakewelle anschauen, schien die Zeit wohl nun endlich reif, um die Adaption des Bestsellers in die Lichtspielhäuser zu bringen. Gespickt mit zahlreichen popkulturellen Referenzen kann der geneigte Zuschauer nun „Ready Player One“ bestaunen. Ob er das will, oder ob er dabei gar Spaß hat, das bleibt die Frage...

Trailer zu Ready Player One

Referenzen sind für den Filmemacher was tolles, immerhin sind sie eine angenehme Abkürzung. Statt selber eine Idee zu kommunizieren, kann er eben kurz verweisen und weiß so den Zuschauer auf seiner Höhe. Im besten Falle nutzt er eine Anspielung, um seinen Film mit einer Verständnishilfe auszustatten. So tat es zum Beispiel David Lynch in „Lost Highway“, als er Patricia Arquette mit einer Doppelrolle ausstattete, die offensichtlich an Kim Novak in Hitchcocks „Vertigo“ erinnern sollte. Referenzen können aber auch einfache Insidejokes sein, kleine Freudenspender für den Filmkenner, wie die Anspielung auf „Cannibal Holocaust“ in „Kong: Skull Island“. Oder sie können simpelste Anbiederung sein, ein verzweifeltes „Bitte, findet mich cool!“ - so wie hier. „Ready Player One“ ist eine Checkliste gängiger Popkultur, die jeden mit dem wohligen Gefühl der Nostalgie belohnt, der in den letzten 30 Jahren mal den Fernseher angemacht hat. Sollte eine Referenz dann doch mal zu obskur sein, muss sich der Durchschnittszuschauer übrigens nicht fürchten, die Charaktere werden sie erklären.

Wenn dann am Ende die Moral ausgepackt wird, man solle sich nicht in Scheinwelten vergraben (denn: „Nur die Realität ist real!“), hat das ganze einen fahlen Beigeschmack. Denn „Ready Player One“ ist dazu designt den Zuschauer zu belohnen, der die meisten Anspielungen erkennt. Nahezu jede Einstellung ist gefüllt mit popkulturellen Ikonen, die unmöglich beim ersten Sehen alle erfasst werden können. Die Anspielung ist hier keine Erweiterung des Filmvergnügens, sie ist das Hauptverkaufsargument, sie wird zum Selbstzweck. Gerade weil der Zuschauer bereits Sympathie für den Giganten aus dem All mitbringt, braucht Spielberg sich im letzten Akt nicht darum kümmern, ihm eine Persönlichkeit zu verschaffen. Da macht es wenig aus, dass er eigentlich nur ein Avatar ist. Dazu passt Alan Silvestris Musik, die sich gelegentlich in Zitaten zu verlieren scheint. Schließlich verbindet der Zuschauer ja angenehme Erinnerungen an die Musik aus „Zurück in die Zukunft“, die eine eigene Leistung überflüssig machen. Deswegen ist die Moral hinter „Ready Player One“ auch eine aufgesetzte, die man kaum ernst nehmen kann. Vor allem widerspricht der Film dieser Moral auch, wenn er die OASIS als nicht real behandelt. Denn er zeigt, dass Wade bedeutungsvolle Freundschaften innerhalb der OASIS schließt, die in der realen Welt quasi ohne Umschweife weitergeführt werden. Andererseits weiß von den Filmemachern anscheinend keiner, wie echte Menschen funktionieren.

Das wird besonders deutlich, sobald man die zentrale Liebesgeschichte um Wade und Sam betrachtet. Sam ist unter dem Namen Artemis in der OASIS berühmt, Wade ist ein Fan ihrer Twitch-Streams, und lässt sich von Wades Entschlüsselung des ersten Rätsels schwer beeindrucken. Bald schon ist ein Date ausgemacht, das natürlich arg in die Hose geht, weil die Soldaten von IOI auftauchen, um Wades Avatar abzuknallen. Im Laufe dieses Dates eröffnet Wade nun Sam, dass er in sie verliebt ist. Diese entgegnet ihm, er würde sie gar nicht kennen, er wäre nicht in die Person verliebt, sondern nur in ein Bild, das er von ihr hat – und sie hat Recht, denn immerhin haben sich beide erst zweimal gesehen, das auch nur online. Der Film sieht das jedoch ganz anders, stattdessen soll Wade Recht behalten und Sam am Ende erobern, indem er die OASIS übernimmt. Dass Ogden Morrow seinem ehemaligen Weggefährten Halliday über all die Jahre die Treue gehalten hat, obwohl dieser ihn aus dem gemeinsamen Unternehmen gebotet hat und von dessen verstorbenen Frau besessen war, davon sollte man gar nicht anfangen...

Technisch betrachtet ist an „Ready Player One“ wenig auszusetzen, manche Szenen in Hallidays Museum sehen nach schwachem Green Screen aus, obwohl die Bilder komplett aus dem Computer stammen, was den Gesamteindruck kaum schmälert. Den Actionszenen kann man, ganz typisch für Spielberg, selbst im größten Chaos noch vernünftig folgen. Der finalen Schlacht um Burg Anorak fehlt es jedoch ziemlich an Rhythmus, es werden nur Pixelhaufen gegen Pixelhaufen geklatscht, man darf Spielberg beim Spielen mit allerhand Actionfiguren zuschauen. Zur schauspielerischen Leistung kann nur wenig gesagt werden, denn der Film spielt über weite Strecken in der virtuellen Welt, die per Motion Capture verwirklicht wurde. Dementsprechend sind die Darsteller unter ihren virtuellen Gegenparts begraben, ihre Leistung vom Effektteam manipulierbar.

Letztendlich ist „Ready Player One“ ein leeres Unterfangen, das seelenlos und zynisch die Nostalgie der Zuschauer ausnutzt. Das Publikum soll grinsend vor der Leinwand sitzen und das Popcorn in sich reinschaufeln - ruhig wie die Hindu Kühe.

Ready Player One Bewertung
Bewertung des Films
310

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29 Kommentare
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MB80 : : Black Lodge Su
21.09.2018 20:14 Uhr
0
Dabei seit: 01.06.18 | Posts: 2.915 | Reviews: 44 | Hüte: 261

@luhp92 und bartacuda

So viele Leseempfehlungen... da kann ich mir ja glecih das Buch schnappen und ein bisschen Zeit sparen -)

Aber da ich ab Samstag drei Wochen frei hab kann ichs ja mal angehen.

Aber gut zu wissen dass ich mit 38 noch nicht alt bin... Das Feedback brauche ich ab und antongue-out

"Fanatical legions worshipping at the shrine of my father’s skull."

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MobyDick : : Moviejones-Fan
21.09.2018 16:28 Uhr
0
Dabei seit: 29.10.13 | Posts: 7.688 | Reviews: 254 | Hüte: 620

Hmm, ich würde das auch nicht auf das Alter des Zuschauers schieben, sondern ob man mit dem mittlerweile alten Spielberg, der quasi sich selbst zelebriert und keine neuen Tricks mehr auf Lager hat, klar kommt oder nicht.

Dünyayi Kurtaran Adam
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bartacuda : : Mitternächtlicher Haijäger
21.09.2018 15:36 Uhr
0
Dabei seit: 03.03.10 | Posts: 4.316 | Reviews: 0 | Hüte: 329

@luhp

Gaaanz dünnes Eis! wink

@MB80

Ich würde das Buch oder auch Hörbuch nahezu jedem der ein Faible für die Popkultur der 80er hat oder sie ggf. erlebt hat uneingeschränkt empfehlen. Hier meine Meinung zum Film:

Puh! Ganz schwere Kiste für mich.

Als von mir erwünschte Romanadaption "verkackt" der Film ziemlich. Außer einem groben Grundgerüst verbleibt tatsächlich nicht viel von dem, was den Roman (für mich) auszeichnet. Die Handlung wirkt gehetzt, die Quest hat bei weitem nicht die Tiefe und Originalität des Romans und verkommt zu einer "einfachen" Schnitzeljagd, die "eigentlich" nie wirklich schwierig erschien. Die Abweichungen bei den Figuren und ihrem Zusammenspiel lassen sich verschmerzen, auch wenn ich sie etwas unnötig finde.

ABER! So richtig "kacke" kann ich den Film dann doch nicht finden. Wenn man sich von der Erwartungshaltung löst oder im "Idealfall" den Roman gar nicht kennt, macht der Film durchaus Spaß. Ironischerweise wirkt er dann sogar originell und unstrittig cool anzuschauen.

Ich muss das Ganze jetzt erstmal ein bisschen sacken lassen und habe vorsorglich gestern noch mal das Hörbuch gestartet. Danach gibts sicherlich ne Zweitsichtung des Films. Bis dahin von mir die diplomatischen 2,5/5. Der Rest wird sich zeigen.

... ... aber lass uns ganz offen sein, Du hast nie Wert gelegt auf meine Freundschaft!
MJ-Pat
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luhp92 : : BOTman Begins
21.09.2018 14:32 Uhr
0
Dabei seit: 16.11.11 | Posts: 17.396 | Reviews: 180 | Hüte: 635

@MB80

Der Roman lohnt sich definitiv, sowohl für jung (ich) als auch "alt" (bartacuda, MrBond) geeignet und er hat sogar einer Popkultur-Laiin wie meiner Mutter sehr gefallen. Im Fokus steht im Gegensatz zum Film eben die Geschichte und nicht die Referenzen.

Hier mein Review (5/10) und das von MrBond (9/10), falls du Interesse an Reviews von Buchkennern hast, die den Film unterschiedlich wahrgenommen haben.

"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."

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Silencio : : Moviejones-Fan
20.09.2018 16:13 Uhr
0
Dabei seit: 17.08.17 | Posts: 2.417 | Reviews: 54 | Hüte: 290

MB80:

Ich denke nicht, dass das was mit dem Alter zu tun hat. Ich schätze, dass ich alterstechnisch ziemlich genau in der Zielgruppe liege (die sich wegen ihrer 80er- UND Gamerreferenzen ziemlich breit gestalten dürfte) und fand den trotzdem ätzend.

Die Ausschnitte, die ich daraus kenne, sind übrigens schrecklich simpel geschrieben und machen (mir) überhaupt keinen Spaß. Das ist eigentlich nur eine Aneinanderreihung von Referenzen (ist es eigentlich wirklich eine Referenz, wenn ich stumpf den Titel nenne?) mit Handlung dazwischen. "372 Pages We`ll never get back" hingegen ist ein ganz lustiger Podcast, in dem das Ding von RiffTrax-Leuten seziert wird.

"I am not fucking around here, I believe a well-rounded film lover oughta have something to say about Jean-Luc Godard and Jean-Claude Van Damme."

-Vern

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MB80 : : Black Lodge Su
20.09.2018 15:41 Uhr
0
Dabei seit: 01.06.18 | Posts: 2.915 | Reviews: 44 | Hüte: 261

@Raven13

Witzigerweise kann ich bei RPO verstehen, dass viele Leute ihn mögen... er ging leider komplett an mir vorbei. Kein Nähwert für mich, um mal beim Essen zu bleiben.

Aber mal ne Frage in die Runde: wenn man den Film nicht mag, lohnt sich dann das Buch trotzdem?

"Fanatical legions worshipping at the shrine of my father’s skull."

MJ-Pat
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Raven13 : : Desert Ranger
20.09.2018 15:17 Uhr
0
Dabei seit: 13.02.16 | Posts: 7.223 | Reviews: 108 | Hüte: 640

@ MB80

Vielleicht bin ich einfach zu alt inzwischen... Ist man alt, wenn man mehr von seinen Filmen verlangt als mit Explosionen bombardiert zu werden?

Da kann ich dich beruhigen, das hat mit dem Alter nichts zu tun. Das nennt sich "Geschmack" und der ist bekanntermaßen bei jedem unterschiedlich. Ich liebe Ready Player One, weil er ist, wie er ist. Aber entweder man kann damit etwas anfangen und man liebt es, oder man kann damit nichts anfangen und mag es nicht.

Ich kenne einige "ältere" Kollegen, die z. B. ohne ihr geliebtes Fleisch zum Mittag rumnörgeln. Ich z. B. bin da viel flexibler und esse auch gerne mal nur Gemüse, mal Fleisch, mal einen Salat oder auch mal nichts. Immer nur Fleisch klingt für mich total eintönig und langweilig, ich brauche da mehr Abwechslung. Und ich bin knapp halb so alt wie besagte Kollegen.

Ein Zauberer kommt nie zu spät. Ebenso wenig zu früh. Er trifft genau dann ein, wenn er es beabsichtigt.

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MB80 : : Black Lodge Su
20.09.2018 14:48 Uhr
1
Dabei seit: 01.06.18 | Posts: 2.915 | Reviews: 44 | Hüte: 261

Danke Silencio, jetzt muss ich keine Kritik mehr schreiben...

Ich fühlte mich die ganze Zeit einfach mit Effekten und Referenzen bombardiert, konnte aber zu keiner Zeit eine Verbindung zu den Darstellern aufbauen. Das wurde nicht unbedingt einfacher dadurch, dass diese zu 80% der Zeit digitale Elfen waren. Drama und Spannungsbogen hatten erhebliche Mängel, und dieser "Gamer-Slang" ging mir irgendwann erheblich auf den Keks.

Vielleicht bin ich einfach zu alt inzwischen... Ist man alt, wenn man mehr von seinen Filmen verlangt als mit Explosionen bombardiert zu werden?

"Fanatical legions worshipping at the shrine of my father’s skull."

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TiiN : : Goldkerlchen 2019
15.04.2018 11:23 Uhr
0
Dabei seit: 01.12.13 | Posts: 9.043 | Reviews: 173 | Hüte: 607

Ich kann den Inhalt deiner Kritik sehr gut nachvollziehen, Silencio. Ich habe den Film ähnlich wahrgenommen. Rausgekommen ist ein schlichtes Unterhaltungsprodukt was durch viele Referenzen die Zuschauer begeistern kann. Eigenständig bringt RPO zu wenig mit um groß aufzutrumpfen, auch wenn er das Potential durchaus mitgebracht hat.


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Silencio : : Moviejones-Fan
13.04.2018 21:42 Uhr
0
Dabei seit: 17.08.17 | Posts: 2.417 | Reviews: 54 | Hüte: 290

@ZSSnake:

"Da kommt dann denke ich auch gleich der künstlerische Aspekt in ihm zu tragen, da ich doch schätze, dass er gerne handwerklich und visuell tolle Filme abliefert und dabei idealerweise ne tolle und/oder mitreißende Geschichte erzählt und eben auf dieser Ebene immer noch viele "Konkurrenten" mühelos überflügelt. "

Wie gesagt, handwerklich gibt es an dem Streifen nur wenig zu meckern, dementsprechend würde ich da in gewisser Weise schon zustimmen. Ich hab nur das Gefühl, dass den Spielberg hier wenig interessiert hat, was unter der "Motorhaube" abgeht. Wenn man so will, ist das ein ganz toller Sportwagen ohne Motor. Damit ist er aber halt noch ganz schön anzusehen.

"Ich denke der Twilight-Vergleich funktioniert, wenn wir ihn auf die "gehypte Begeisterungsfähigkeit der Zielgruppe" herunterbrechen schon, abseits dessen hinkt er dann doch, weil Twilight nunmal handwerklich auf unterem TV-Niveau gestartet ist und sich dann auf unteres Kinoniveau hocharbeiten musste im Laufe der Reihe."

Ich bezog mich da auch explizit nur auf die Zielgruppe, nicht auf das handwerkliche. Was da in "Twilight" zB teilweise an Effekten geboten wurde, geht auf keine Kuhhaut. Ich denke nur, beide sind für ihre Zielgruppe hergestellt (pubertierende Mädchen und Gamer/Nerds), beide sind auf Wunscherfüllung bzw. puren Eskapismus ausgelegt. Ich habe mal nen netten Aufsatz (ich glaube, es war der Film Critic Hulk) gelesen, der sowas als der Pornographie ähnlich betrachtet hat - ohne das zu verdammen.

"Die sind es dann auch, welche ihn denke ich zu nem gewissen Grad sicher auch aus Eitelkeit den Film haben inszenieren lassen."

Das ist übrigens etwas, wo ich mir gar nicht so sicher bin. Vieles aus dem Film stammt zu 100% aus dem Computer, also sind keine zeitfressenden Drehs nötig. Das macht ihn recht flexibel, das kann er vergleichsweise einfach machen. Er hat "Die Verlegerin" recht zeitnah auch inszeniert, wo er mal wieder im "Oscar/Serious Business"-Modus war.

"Wertungen an sich sind für den schnellen Blick zweifellos interessant, aber am Ende muss immer das stehen, was dahintersteckt und das ist nunmal keine Zahl sondern eine Idee und eine Auffassung dessen, was der Schreibende im Film gesehen hat."

Da geh ich halbwegs konform mit. Es dürfte auch schon jeder eine Review gelesen haben, die sich mit der eigenen Wertung deckt, aber das aus vollkommen anderen Gründen - oder die einen Film ganz anders bewertet und schon irgendwie Recht hat.

"I am not fucking around here, I believe a well-rounded film lover oughta have something to say about Jean-Luc Godard and Jean-Claude Van Damme."

-Vern

MJ-Pat
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ZSSnake : : Expendable
13.04.2018 20:58 Uhr | Editiert am 13.04.2018 - 21:09 Uhr
0
Dabei seit: 17.03.10 | Posts: 8.948 | Reviews: 184 | Hüte: 616

@ Silencio:

Ich glaube bei Spielberg schlagen zwei oder sogar drei Herzen in seiner Brust. Zum ersten ist er ja nunmal jemand der einen Namen zu verlieren hat (zumindest zu nem gewissen Grad) und einen Ruf der mit ihm einhergeht. Und dieser Ruf ist es ja, dem er, vor allem am Box Office, welches ja irgendwie jeden, wie auch immer gearteten, Erfolg im Kino misst, gerecht werden will. Ein Spielberg, der keine Zuschauer mehr in die Säle lockt, ist auf dem Papier weniger wert als Michael Bay. Da kommt dann denke ich auch gleich der künstlerische Aspekt in ihm zu tragen, da ich doch schätze, dass er gerne handwerklich und visuell tolle Filme abliefert und dabei idealerweise ne tolle und/oder mitreißende Geschichte erzählt und eben auf dieser Ebene immer noch viele "Konkurrenten" mühelos überflügelt. Passte jetzt bei RPO für einige mehr und für andere weniger, aber darum geht es ja erstmal nicht.

Ich denke der Twilight-Vergleich funktioniert, wenn wir ihn auf die "gehypte Begeisterungsfähigkeit der Zielgruppe" herunterbrechen schon, abseits dessen hinkt er dann doch, weil Twilight nunmal handwerklich auf unterem TV-Niveau gestartet ist und sich dann auf unteres Kinoniveau hocharbeiten musste im Laufe der Reihe.

Der dritte Aspekt wäre für mich Spielbergs eigenes Ego und damit einhergehend sein eigenes Bewusstsein seines Vermächtnisses. Die sind es dann auch, welche ihn denke ich zu nem gewissen Grad sicher auch aus Eitelkeit den Film haben inszenieren lassen. Er ist ja nun auch nicht dumm und weiß, dass er seinen Namen damit noch stärker an die Popkultur knüpft, die er seit 40 Jahren fleißig mitprägt und zugleich nen aktuellen Hype gut mitreiten kann.

Wertungen an sich sind für den schnellen Blick zweifellos interessant, aber am Ende muss immer das stehen, was dahintersteckt und das ist nunmal keine Zahl sondern eine Idee und eine Auffassung dessen, was der Schreibende im Film gesehen hat. Grade Reviews sollten immer als das erkannt werden, was sie sind - subjektive Äußerungen, oft sogar ziemliche Momentaufnahmen. Ich selbst habe Filme schon beim ersten Sehen gefeiert und später relativiert (Batman & Robin als Jugendlicher vs. als Erwachsener - damals klar die Zielgruppe, heute...naja ich seh inzwischen, was sie da gemacht haben und als SchleFaZ-würdiger Zwei-Stunden-Spielwaren-Werbespot funktioniert der nach wie vor hervorragend), aber eben auch schon umgekehrt beim ersten Sehen nicht so gefeiert und später nach oben angepasst (Interstellar, der beim ersten Ansehen nicht so recht zünden wollte und inzwischen sehr in meiner Gunst gestiegen ist nach weiteren Sichrungen).

Thema Trivialwissen:

Hab ich auch nicht abwertend verstanden, ich sage selbst oft scherzhaft über mich "Ich weiß in jeder Situation ein paar unnütze Infos einzustreuen." Es ist toll viel über viel zu wissen, dafür sind Hobbys und Leidenschaften ja da. So hat mancher eben seine Liebe für Kaiju, mancher für Comics, mancher für Games - für jeden gibt es aber die Schnittmenge "Film" und auch da hat wieder jeder seine eigenen Zugänge. Und wäre man sich stets über Licht und Schatten einig, bräuchte es keine Diskussionsforen mehr :-) Solange das alles mit Respekt passiert, kann ich damit leben, äußert selten Eli4s Meinung zu nem Film zu teilen. Dann und wann findet sich ja doch schonmal ne Schnittmenge.

"You will give the people of Earth an ideal to strive towards. They will race behind you, they will stumble, they will fall. But in time, they will join you in the sun, Kal. In time, you will help them accomplish wonders." (Jor El, Man of Steel)
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Silencio : : Moviejones-Fan
13.04.2018 20:06 Uhr
0
Dabei seit: 17.08.17 | Posts: 2.417 | Reviews: 54 | Hüte: 290

@Mindsplitting:

"Sonst hätte ich deinen Schreibstil ja nicht gelobt ;)"

Dafür natürlich noch freundlichen Dank. laughing

"Anders sieht es natürlich bei Dramen aus, wie Shawshanks oder Green Mile (Komisch das mir grad 2 Knastfilme einfallen), ich nenne mal noch Prisoners und Gone Girl. Da lege ich sehr viel Wert auf die Story und die Kunst des Schauspielens."

Den Ansatz kenne ich, der Hofmann von YouTube verfährt ja relativ ähnlich, wenn er nen Film im Genre bewertet und danach noch eine Wertung "in der Gesamtbetrachtung" abgibt. Da stimme ich aber eben nicht mit überein, weil es gewisse Grundregeln (oder Prinzipien, wenn einem das besser gefällt) gibt, die alle Filme einhalten sollten (oder die mit Intention gebrochen werden können) und vor allem, weil ich denke, dass jedes Genre und jede Art von Film in der Lage ist, auch Meisterwerke hervorzubringen, die sich mit jedem anderen Film messen können.

Übrigens nicht nur zwei Knastfilme, sondern auch noch zwei Stephen King-Adaptionen. laughing

"I am not fucking around here, I believe a well-rounded film lover oughta have something to say about Jean-Luc Godard and Jean-Claude Van Damme."

-Vern

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Mindsplitting : : Moviejones-Fan
13.04.2018 19:52 Uhr
0
Dabei seit: 18.12.14 | Posts: 1.042 | Reviews: 0 | Hüte: 49

@Silencio, natürlich geb ich nicht "zu viel" auf deine Hüte ^^ Aber nicht im negativen Sinne gemeint sondern in dem Sinne das sie nunmal dein persönlicher Eindruck sind smile

Sonst hätte ich deinen Schreibstil ja nicht gelobt ;)

Finde es immer wieder interressant kontraste zu meiner persönlichen Einschätzung zu lesen. Ich selbst fand ihn gut und hab 4 Hüte gegeben. Ich mag halt Popcorn Kino und der Film hat, mir zumindest, mal wieder was erfischend neues geboten. Storyschwächen kann ich bei so einem Film sehr gut verzeihen.

Anders sieht es natürlich bei Dramen aus, wie Shawshanks oder Green Mile (Komisch das mir grad 2 Knastfilme einfallen), ich nenne mal noch Prisoners und Gone Girl. Da lege ich sehr viel Wert auf die Story und die Kunst des Schauspielens.

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Silencio : : Moviejones-Fan
13.04.2018 19:26 Uhr
0
Dabei seit: 17.08.17 | Posts: 2.417 | Reviews: 54 | Hüte: 290

@ZSSnake:

"Naja, das Bild ist halt etwas verzerrt, 2,5/5 wird einfach schon oft als eher schlecht angesehen, weniger als neutral."

Das verstehe ich auch, weil es ja nach "wenig" aussieht. Persönlich finde ich aber, dass "Durchschnitt" nichts verwerfliches ist, sondern eben einfach nur "okay". Zum Vergleich: ich habe "Dunkirk" mit "schwachen" 3,5/5 bewertet und den trotzdem privat auch schon weiterempfohlen, gerade weil ich ihn etwas überdurchscnittlich bewerten würde.

Die Verzerrung kommt mMn ein bisschen daher, dass man sich gerne in Extremen unterhält ("Das war die größte Scheiße, die ich je in meinem Leben gesehen habe"), die sich dann auch in den Wertungen wiederfinden. Das versuche ich zu vermeiden - wird mir natürlich auch nicht immer gelingen.

"Ob und inwieweit Spielberg nun wirklich zynisch und mit Kalkül die Nostalgie einfließen lässt, bleibt sicher diskutabel."

Durchaus. Der Spielberg wird in einer Millionen Jahren nicht zugeben, ob er den Streifen nur für die Kohle gemacht hat, deswegen können wir da nur Vermutungen drüber anstellen - und selbst wenn jemand Kunst nur des Geldes wegen schafft, ist die ja nicht unbedingt automatisch schlecht. Mir kommt da immer John Lennons berühmtes "Now lets write a swimming pool" in den Sinn.

Aber die Hollywood-Maschinerie funktioniert (gerade auf Blockbusterebene) nun mal auf eine ganz bestimmte Art, die weniger auf künstlerische Betätigung und mehr auf Gewinnmaximierung aus ist. Dass sie ein Erlebnis kreieren, dass deine Erfahrungen widerspiegelt, machen die nicht aus Nächstenliebe, das ist ja jedem klar. Und das lässt mich persönlich einfach misstrauisch werden, gerade weil in RPO hinter den Referenzen (meistens) nicht viel ist. Überspitzt habe ich ihn die Tage "Twilight für Leute mit viel Trivialwissen" genannt, weil beides eine recht ähnliche Funktion erfüllt.

(Und bevor das falsch rüberkommt: da nehm ich mich als Comic-/Filmfan ja nicht raus, Trivialwissen ist keineswegs beleidigend gemeint.)

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-Vern

MJ-Pat
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ZSSnake : : Expendable
13.04.2018 18:47 Uhr
1
Dabei seit: 17.03.10 | Posts: 8.948 | Reviews: 184 | Hüte: 616

@ Silencio:

Naja, das Bild ist halt etwas verzerrt, 2,5/5 wird einfach schon oft als eher schlecht angesehen, weniger als neutral. Aber davon abgesehen hast du völlig recht - die Punktewertung kann/darf/soll gerne die Review spiegeln, sollte aber eben nicht der Diskussionspunkt sein. Ob die nun bei mir 5/5 sind,oder 4/5 - wichtig ist finde ich vielmehr, worüber man spricht, wie man begründet und wo man sich diskussionstechnisch und argumentativ bewegt. Ob ich nun mit 1,5 Hüten konform gehe? Ne, aber ich verstehe woher du kommst mit deinen Argumenten und finde sie nachvollziehbar, auch wenn ich es im Film anders empfunden habe. Ob und inwieweit Spielberg nun wirklich zynisch und mit Kalkül die Nostalgie einfließen lässt, bleibt sicher diskutabel. Ich fühlte mich durch meine Vita als Gamer eben sehr verstanden und abgeholt - das ist aber garantiert nicht jedem gegeben, weil nicht jeder diesen Hintergrund besitzt. Für mich behandelt er eben Themen in diesem Bereich und spiegelt sie wider. Für manch anderen mag diese Verbindung garnicht vorhanden sein.

"You will give the people of Earth an ideal to strive towards. They will race behind you, they will stumble, they will fall. But in time, they will join you in the sun, Kal. In time, you will help them accomplish wonders." (Jor El, Man of Steel)
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