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The Irishman

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"I heard you paint houses" - The Irishman

The Irishman Kritik

The Irishman Kritik
22 Kommentare - 17.11.2019 von ZSSnake
In dieser Userkritik verrät euch ZSSnake, wie gut "The Irishman" ist.
The Irishman

Bewertung: 5 / 5

Martin Scorsese, Robert De Niro, Al Pacino, Joe Pesci, Harvey Keitel - Jeder für sich ein unglaublich großer Name des Kinos, sie sind große Talente und Legenden des modernen Hollywood. Jeder für sich eine Garantie für herausragende Leistungen im eigenen Fach. Aber alle unter einem Hut? In einem 203 Minuten langen Epos, welches Großtaten wie Der Pate oder auch Goodfellas wieder aufleben lassen soll? Im Jahr 2019? Dazu die De-Aging Technik, um den Darstellern das Aussehen ihrer ganz großen Zeit wiederzugeben, anstatt Darsteller im passenden Alter zu suchen? Alles Fragen die sich mir stellten, alles Ideen in meinem Kopf die Skepsis weckten, obwohl allein die Zutaten für sich nach einer Garantie für großes Kino aussahen. Großes Kino, das die meisten Leute nur daheim auf Netflix zu Gesicht bekommen werden. Etwas, was traurig macht, wenn man The Irishman im Kino genießen durfte wie ich. Denn der Film verdient, nein er FORDERT die Leinwand und das "Erlebnis" Kino.

Inhalt:
Frank "The Irishman" Sheeran (Robert De Niro) ist ein irischstämmiger Kriegsveteran, welcher als Lastwagenfahrer seinen mageren Lohn aufbessert, indem er Rindfleisch aus seinen Ladungen unter der Hand an die italienische Mafia verkauft. Darüber kommt er in Kontakt mit dem Mobster Russell Bufalino (Joe Pesci), welcher ihn mit seinem Partner Angelo Bruno (Harvey Keitel) unter die Fuchtel nimmt. Frank streicht in der Folgezeit Häuser mit dem Blut der Feinde des Mobs, Freundet sich aber auch mit dem Gewerkschaftsboss Jimmy Hoffa (Al Pacino) an, was ihn in eine schwierige Lage mit vielen verschiedenen Verbündete und Feinden bringt. Eine bewegte Lebensgeschichte über nahezu vier Jahrzehnte entspinnt sich...

Trailer zu The Irishman

Kritik:
Wir beginnen mit dem Offensichtlichsten und zugleich auch der ultimativen Stärke dieses Films - den Darstellern. Und wow. So gut, so intensiv, aber auch zugleich so in ihren Paraderollen gewürdigt, hat man die großen drei - De Niro, Pesci und Pacino - wohl seit sehr langer Zeit nicht mehr gesehen. Sicher, alle waren und sind grandiose Darsteller, aber an die großen Erfolge der 70er- bis 90er-Jahre konnten sie zuletzt nur noch selten anknüpfen, bzw. in Pescis Fall hatte er sich ja in den vergangenen 15 Jahren ohnehin extrem rar gemacht auf der Leinwand. Aber alle rufen ihr absolutes A-Level ab und man spürt zu jedem Zeitpunkt, dass ihnen die Rollen auf den Leib geschrieben wurden.


De Niro als stets ruhiger Mittelsmann, ein Ruhepol in der Mitte zwischen Pacinos emotionalen Ausbrüchen und Pescis berechnender Boshaftigkeit, der durch seine "ein Mann muss tun, was er tun muss"-Attitüde den Kriegsveteranen, welcher nicht mehr so richtig in dieses Amerika reinpasst, on Point verkörpert. Pacino als Geschäftsmann und Gewerkschaftsführer mit extrem kurzer Zündschnur fühlt sich sichtlich wohl unter Seinesgleichen, lässt aber insbesondere im Umgang mit De Niro und seiner Film-Familie (glorreich auch hier: ein kompletter Sub-Plot über seine zunehmende Entfremdung von der jüngsten Tochter Peggy) immer wieder auch die emotionalere, ruhigere Seite seiner Figur durchscheinen. Der fürsorgliche Freund, der empathische Anführer. Komplettiert wird das Trio durch den stets undurchsichtigen, aber immer auf der Oberfläche freundlich-kumpelhaften Pesci, bei dem es jedoch stets brodelt und der auf jede Frage eine Antwort zu haben scheint.


Ich war zuvor skeptisch gewesen, ob es das De-Aging wirklich brauchte, warum man nicht einfach jüngere Darsteller verpflichten konnte, welche sich die Rollen zu Eigen machen. Doch Scorsese zeigt seinem Zuschauer durch die Inszenierung eindrucksvoll, wieso das nicht funktioniert hätte. So eindrucksvoll in der Tat, dass man sich Steven Zaillians (unter anderem Verantwortlich für Schindlers Liste) Skript garnicht mit anderen Darstellern vorstellen mag. Als ich aus dem Saal kam, war mir klar, wieso es diese Darsteller und NUR DIESE Darsteller sein mussten. Und wenn diese Elite alles aus sich herausholt und so großartig aufspielt, dann weiß man, dass das niemand hätte besser machen können. Natürlich unterstützt von einem tollen Cast an Nebenfiguren - Harvey Keitel, Stephen Graham, Bobby Cannavale, Domenick Lombardozzi oder Anna Paquin, um nur ein paar zu nennen, sind allesamt ebenfalls ganz große Klasse - halten diese drei Giganten den Plot so perfekt zusammen, dass man genussvoll mit der Zunge schnalzen möchte.


Und Optisch? Macht das was her, oder sehen die alten Herren verjüngt aus wie Plastik? Tatsächlich fällt es so gut wie nie auf. De Niro, den man ohnehin am meisten sieht, glänzt manchmal an der einen oder anderen Stelle ein wenig im Gesicht und wirkt etwas unecht. Aber alles in allem ist das De-Aging wahnsinnig gut gelungen und man bekommt selten das Gefühl, dort eigentlich alte Herren vor sich zu haben, die nur digital verjüngt wurden. Einzig in der einen oder anderen Szene wird körperlich klar, wie viel älter De Niro eben in der Realität bereits ist als sein verjüngter Konterpart. Wenn er brutal einen Mann zusammentritt, sieht man durchaus, dass da ein Rentner bei der Arbeit ist. Diese wenigen Momente genügen jedoch nicht, um einen aus dem Film zu reißen und fallen, wenn man nicht grade aktiv darauf achtet, vermengt mit dem ohnehin oft schwarzen Humor und den sarkastischen Spitzen inklusive der einen oder anderen gekonnt verpackten Popkulturreferenz, überhaupt nicht auf. Audiovisuell ist der gesamte Film ein Genuss mit seinen weiten Einstellungen, langen Kamerafahrten, wenigen Schnitten und der unaufgeregten Inszenierung und läd zum Staunen und Verweilen ein, was bei der Laufzeit auch notwendig ist.

Kommt bei den 203 Minuten denn dann Langeweile auf? Tatsächlich nicht, keine Minute wirkt zu viel, jede Szene hat ihre Berechtigung und trägt zum Gesamtbild bei. Einmal mehr muss ich Zaillians Skript loben, welches den bewegten Werdegang Frank Sheerans aus so vielen Winkeln beleuchtet und bis zum Schluss immer wieder neue Elemente aufnimmt, die weitere Facetten der Figuren sichtbar machen, dass man applaudieren möchte. Gestützt wird die großartige Geschichte von vielen zeitgenössischen Musikstücken aus Jazz, Blues oder Rock und zudem dem reduzierten, jedoch stets unheimlich stimmungsvollen Score von Robbie Robertson, welcher bereits The Wolf of Wall Street für Scorsese mit Musik versorgte, der insbesondere durch die wundervollen Mundharmonica-Einlagen auffällt. Die Soundkulisse macht, ebenso wie die unaufgeregte, jedoch präzise und nach Jahren der Erfahrung einfach mühelos wirkende Inszenierung Scorseses genau was sie soll und stützt die epische Geschichte genau wie sie sollte.


Fazit:
The Irishman ist Kino, wie es sein sollte: Grandiose Darsteller spielen sich durch eine dicht geschriebene Geschichte und werden von gekonnter Hand perfekt in Szene gesetzt. Die teilweise ganz leicht holprigen Effekte und die Restriktionen durch das Alter der Darsteller werden zu 99% von Scorsese aufgefangen und fallen aufgrund der teilweise extrem dialoglastigen Struktur nicht weiter negativ ins Gewicht. Und während ein angenehm atmosphärischer Score und ein guter Soundtrack eine lange vergessene Zeit wieder aufleben lassen, frage ich mich als Zuschauer, warum Kino nicht immer so bedeutsam sein kann. Und wieso ein Martin Scorsese in der heutigen Zeit gezwungen ist, ein solches Großwerk auf Netflix zu veröffentlichen. Wer kann, schaut sich The Irishman bitte, bitte, bitte um seinetwillen, im Kino an. Fahrt zur Not ein Stück, der Film atmet Kino und lebt für die Leinwand. Auf Netflix kann und wird er diese Intensität nicht erreichen, wie er sie im altmodischen Kinosaal des Programmkinos entfachen kann. Ganz großes Highlight und ein klarer Kandidat für meinen Film des Jahres.


Von mir ganz persönlich gibts die Höchstwertung 10/10


Lässt man sich auf dieses Epos ein, wird man mit über 3 Stunden allerfeinster Kinokost belohnt und einmal mehr Zeuge von Scorseses großer Kunst.

The Irishman Bewertung
Bewertung des Films
1010

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22 Kommentare
1 2
MJ-Pat
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Parzival : : Kakashi
18.11.2019 07:05 Uhr | Editiert am 18.11.2019 - 07:07 Uhr
0
Dabei seit: 24.11.15 | Posts: 7.996 | Reviews: 56 | Hüte: 425

@PaulLeger

Komplett hab ich noch keinen seiner Filme gesehen. Von z.B. Shutter Island oder Departed hab ich Teile gesehen und die waren zugleich die vermutlich größten Spoiler der jeweiligen Filme...daher hätte ich bei den beiden Filmen allein schon weniger Lust sie zu sehen, weil ich weiß, wie sie ausgehen.^^

@ZSSnake

Geht mir genau so. Und wie du werd ich mich auf ein paar Filme einlassen, auch wenn die Lust nicht besonders groß ist, sie zu schauen.^^

@PaulLeger

Wieder die vollste Zustimmung meinerseits. Wir denken bzgl dieses Themas gleich, das gefällt mir. smile

Link zu meinem Letterboxd-Profil /// (ehem. FlyingKerbecs)

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PaulLeger : : Moviejones-Fan
18.11.2019 01:03 Uhr
2
Dabei seit: 26.10.19 | Posts: 2.354 | Reviews: 17 | Hüte: 263

@luhp92

Ich weiß nicht so recht, die Blockbuster (nicht nur von Marvel) laufen doch ganz gut, dieses Kinojahr wird wieder Box Office-Rekorde pulverisieren. Ob Franchise oder nicht wäre eine andere Diskussion, die hier nicht reinpasst, da The Irishman kein Blockbuster ist.

Problematisch ist eher, dass mittelgroße, anspruchsvolle Produktionen wie The Irishman, immer seltener in die Kinos kommen. Da sehe ich aber keinen großen Zusammenhang zum MCU. Die Leute, die früher in diese Filme gegangen sind, bleiben denen heutzutage nicht fern, weil sie stattdessen in MCU-Filme gehen, sonst wäre das früher auch schon der Fall gewesen.

Mega-Blockbuster hat es nämlich schon immer gegeben, damals waren es halt Star Wars, Indiana Jones, Herr der Ringe oder Harry Potter, jetzt eben das MCU. Der Unterschied zu damals sind aber die Streamingdienste, die dafür sorgen, dass viele Leute heute überwiegend zu Hause bleiben und lieber eine hochwertige Serie oder einen Film auf Netflix streamen, statt für einen mittelgroßen Film, der für die breite Masse keinen Eventcharakter hat, ins Kino zu gehen.

Die Studios züchten ein bestimmtes Filmangebot nicht aus eigenem Antrieb heran, sondern reagieren auf die Nachfrage. Wie ZSSnake schon schrieb, letztlich liegt es am Publikum anspruchsvolle Filme zu finanziellen Erfolgen zu machen. Hätten Scorseses letzte Filme mehr als 500 Mio eingespielt, würden Studios auch kein Problem damit haben ihm sein neues Projekt für 160 Mio zu finanzieren, aber so ist es nun mal leider nicht.

Am Ende ist es eine Mischung aus fehlendem Interesse bei weiten Teilen des Publikums, Risikoscheu bei den Hollywood-Studios und mangelnder Kompromissfähigkeit des Regisseurs, die dafür gesorgt hat, dass The Irishman keine großflächige Kinoauswertung bekommt. Wie immer man den jeweiligen Anteil dieser drei auch gewichten mag, Marvel hat damit noch am wenigsten zu tun.

MJ-Pat
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luhp92 : : BOTman Begins
17.11.2019 23:46 Uhr | Editiert am 18.11.2019 - 00:17 Uhr
0
Dabei seit: 16.11.11 | Posts: 17.397 | Reviews: 180 | Hüte: 635

@PaulLeger
"statt mit der Veröffentlichung bei Netflix die größte Bedrohung für die Kinokultur zu unterstützen, denn die ist - anders als er uns weismachen möchte - nämlich nicht Marvel, sondern Netlix."

An dieser Stelle muss ich mal einhaken. Wenn man sich die aktuelle Gleichförmigkeit des Hollywood-Blockbusterbereichs anschaut, da immer mehr Blockbuster die MCU-Formel kopieren, dann kannst du Marvel da nicht aus der Gleichung nehmen. Und den Umstand, dass kreative Filmschaffende (nicht nur Scorsese) verstärkt zu den Streamingdiensten (nicht nur Netflix) abwandern, hat sich das Hollywood-Kino eben selbst herangezüchtet.

Wenn man sich pro Jahr die finanziell erfolgreichsten Filme anschaut, da finden sich fast ausschließlich nur noch Franchisefilme. Gerade der (verdiente) Erfolg von "Joker" zeigt ja, dass es fast nicht mehr anders geht.

"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."

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PaulLeger : : Moviejones-Fan
17.11.2019 22:57 Uhr | Editiert am 17.11.2019 - 23:00 Uhr
0
Dabei seit: 26.10.19 | Posts: 2.354 | Reviews: 17 | Hüte: 263

@FlyingKerbecs

Dankeschön. Hast du bislang noch gar keinen Film von Scorsese gesehen?

@ZSSnake

Okay, damit hast du natürlich vollkommen Recht. Wobei es solche Filme schon immer schwer hatten und selten große finanzielle Erfolge wurden, Scorsese galt auch in den 80ern schon als Kassengift.

MJ-Pat
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ZSSnake : : Expendable
17.11.2019 22:54 Uhr
1
Dabei seit: 17.03.10 | Posts: 8.948 | Reviews: 184 | Hüte: 616

@PaulLeger:

Ich meinte die Frage auch eher so "wie weit ist das Kino gekommen, dass so ein Film im Kino nicht mehr das nötige Geld einspielen würde?". Warum der nicht im Kino gelandet ist, war mir schon klar. Aber trotzdem danke nochmal für die ausführliche Erläuterung.

Was die Gimmickhaftigkeit angeht: Ja klar, man könnte sicher mit Make-Up arbeiten, aber hier bin ich tatsächlich mal auf der Schiene, das ich denke: Wenn man diese Art Technik derartig genial in einen Film implementieren kann, ist das für mich auf nem ähnlichen Level wie Camerons T-1000-Flüssigmetall-Idee Anfang der 90er. Einfach ein Werkzeug, welches es ermöglichte diese Darsteller in verschiedenen Äras zu zeigen und das alles innerhalb eines Films.

@FlyingKerbecs:

Danke erstmal ^^

Ich selbst mag Mafiafilme nicht besonders und habe nie Der Pate oder Goodfellas gesehen, obgleich ich natürlich um ihren Stellenwert als Meilensteine der Kinogeschichte weiß. Einfach nicht mein Genre...Aber ich hab mich darauf eingelassen, allein weil er eine Aura der Endgültigkeit hatte. Wir werden diese Darsteller unter Regie von Scorsese wohl nie mehr sehen. Ob wir sie überhaupt in einem Film dieses Kalibers nochmal sehen können/werden ist mehr als fragwürdig. Entsprechend war es eine Art Filmfan-Obligation den im Kino sehen zu wollen. Die Zeit geht sehr gut um und der Film ist die Zeit auch absolut wert. Aber ich verstehe, wenn die Lautzeit abschreckt.

"You will give the people of Earth an ideal to strive towards. They will race behind you, they will stumble, they will fall. But in time, they will join you in the sun, Kal. In time, you will help them accomplish wonders." (Jor El, Man of Steel)
MJ-Pat
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Parzival : : Kakashi
17.11.2019 21:13 Uhr
0
Dabei seit: 24.11.15 | Posts: 7.996 | Reviews: 56 | Hüte: 425

@PaulLeger

Viele meiner Gedanken in Worte gefasst. Dafür gibts den 2. Hut heute von mir. laughing

Zur Kritik:

Toll geschrieben und steigert meine Lust, den Film zu sehen, auch wenn ich nicht das geringste Interesse an dem Film habe, die Laufzeit viel, viel zu lang ist und das Genre so gar nicht meins ist...zudem hat sich Scorsese nicht gerade beliebt bei mir gemacht in letzter Zeit...dennoch hab ich vor, einige seiner Werke mal zu schauen.

Vielleicht nehme ich mir The Irishman zu Weihnachten vor, mal sehen.

Link zu meinem Letterboxd-Profil /// (ehem. FlyingKerbecs)

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PaulLeger : : Moviejones-Fan
17.11.2019 20:55 Uhr | Editiert am 17.11.2019 - 21:00 Uhr
3
Dabei seit: 26.10.19 | Posts: 2.354 | Reviews: 17 | Hüte: 263

Und wieso ein Martin Scorsese in der heutigen Zeit gezwungen ist, ein solches Großwerk auf Netflix zu veröffentlichen.

Weil ein Studio, das 160 Mio reines Produktionsbudget für einen dreieinhalbstündigen, weitgehend actionfreien Gangsterfilm mit Darstellern, die seit zwei jahrzehnten keinen Box Office-Hit als Hauptdarsteller mehr hatten, bewilligt, nicht mehr ganz bei Trost wäre. Gehen wir mal von einem Gesamtbudget inkl. Marketingkosten von 250 Mio aus, dann hätte der Film an den Kinokassen ca. 500 Mio einspielen müssen, damit das Studio eine schwarze Null schreibt. Man muss sich nur die bis dato erfolgreichsten Filme von Scorsese anschauen um zu sehen, dass der Film sehr wahrscheinlich nicht mal in die Nähe dieser Summe gekommen wäre und dem Studio somit einen massiven Verlust beschert hätte.

Ich bin gegenüber den Kommerz über Kunst stellenden Hollywood-Studios auch eher kritisch eingestellt aber hier kann ich sie verstehen. Gerade für Paramount, welches den letzten Scorsese-Film Silence in die Kinos gebracht hat (und damit Verlust gemacht hat), sieht es derzeit finanziell nicht rosig aus, da hätte eine sichere Box Office Bomb wie The Irishman sogar der letzte Sargnagel für das Studio sein können.

Ich behaupte mal, dass Scorsese seinen Film von einem Hollywood-Studio finanziert bekommen hätte, wenn er die Kosten bei einem realistischen Budget für so einen Film angesetzt hätte. Ein Tarantino hat schließlich auch keine Probleme seine Filme, die nun auch keine sicheren Box Office-Hits sind, zu finanzieren, weil er für sie eben realistische Budgets ansetzt. Für 160 Mio hätte wohl auch kein Studio Once Upon A Time in Hollywood finanziert, für 90 Mio dagegen schon, genauso wäre es wohl auch bei The Irishman gewesen und ohne das Gimmick der digitalen Verjüngung wäre das auch machbar gewesen.

Du schreibst zwar, dass die Verjüngung hier alternativlos war, aber das überzeugt mich nicht. Funktioniert Der Pate 2 etwa nicht, weil Don Vito als junger Mann nicht von einem digital verjüngten Brando gespielt wird? Goodfellas, Es war einmal in Amerika, all diese Epen haben sich mit Make-Up-Arbeit und jüngeren Darstellern beholfen und ich sehe nicht wie ihre Qualität daduch irgendwie geschmälert worden wäre. Wenn The Irishman tatsächlich so großartig ist wie du beschreibst und was ich dir durchaus glaube, dann hätte der Ansatz mit jüngeren Darsteller bzw. Make-Up den Status als Meisterwerk auch nicht gefährden können. Andersrum gesagt: Wenn der Film wirklich dieses Gimmick benötigt, um als Meisterwerk zu gelten, dann ist er eher keins.

Gerade von jemandem, der sich in letzter Zeit derart als große Instanz zur Rettung des Kinos aufgespielt hat, hätte ich eigentlich erwartet, dass er gefälligst seinen Worten nach handelt und diese Kröte des Verzichts auf ein kostspieliges Gimmick schluckt, um den Film in die Kinos bringen zu können statt mit der Veröffentlichung bei Netflix die größte Bedrohung für die Kinokultur zu unterstützen, denn die ist - anders als er uns weismachen möchte - nämlich nicht Marvel, sondern Netlix. So ist Marty, dessen Filme ich sehr schätze, leider extrem scheinheilig.

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